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Erster Test: Mercedes-Benz GLE und GLE Coupé – Hybrid, Coupé und neuer Name

Bei einem Facelift - oder einer Modellpflege, wie Daimler üblicherweise sagt - werden in der Regel kleinere kosmetische Retuschen und ein paar Optimierungen unter dem Blech vorgenommen.

Für die Auffrischung der M-Klasse haben sich die Stuttgarter allerdings kräftig ins Zeug gelegt: Der Offroader erhält neben den üblichen Eingriffen einen neuen Namen und gleich noch eine zweite Karosserievariante. Die Sache mit dem Namen ist schnell erklärt: Mercedes-Benz will seine Modellbezeichnungen vereinheitlichen und sich durchweg an den “Größenordnungen” der A-, C-, E- und S-Klasse orientieren. Folglich heißen die Offroader nun GLA, GLC und so weiter. Da die M-Klasse zur oberen Mittelklasse zählt, gebührt ihr der Buchstabe E, sprich GLE; noch in diesem Jahr wird übrigens auch das Gelände-Schlachtschiff GL in GLS umbenannt.

Das übliche Programm

Abgesehen davon beschränken sich die Neuerungen beim GLE allerdings tatsächlich auf das übliche Facelift-Programm. Die Front wurden dem aktuellen Mercedes-Look angepasst, inklusive neuer Scheinwerfer mit der mittlerweile typischen LED-Tagfahrlicht-Fackel. Innen fällt das nun auf der Mittelkonsole aufgesetzte Display ins Auge und der überarbeitete Comand-Controller auf dem Mitteltunnel, der nun auch Touch-Gesten verarbeiten kann.

Unter dem Blech gibt es ein neues Neungang-Automatik-Getriebe, dass allerdings zunächst den beiden Dieseln vorbehalten ist. Der kleinere, ein 2,1-Liter-Vierzylinder mit 204 PS (GLE 250 d) ist auch das einzige Modell, dass mit Heckantrieb geordert werden kann (ab 53.966,50 Euro), sonst ist Allrad immer Serie. Der stärkere Selbstzünder (GLE 350 d. 60.749,50 Euro) schöpft seine Kraft aus sechs Zylindern und kommt auf 258 PS.

Kräftige Benziner

Bei den Benzinern haben Kunden die Wahl zwischen sechs (GLE 400, 60.928 Euro) und acht Zylindern (GLE 500, 76.874 Euro), die entweder 333 oder 435 PS entwickeln und bis zu 700 Newtonmeter auf die Kurbelwelle stemmen; das schafft nicht einmal der große Diesel, sein Kraftmaximum liegt bei 620 Newtonmeter. So sprintet das immerhin fast 2,3 Tonnen schwere SUV in 5,3 Sekunden auf Tempo 100 und soll im Mittel nur 11,5 Liter Benzin pro 100 Kilometer verbrennen; die Selbstzünder nehmen sich auf dem Prüfstand fünfeinhalb bis sechseinhalb Liter, wobei selbst der kleinste mit ausreichenden Fahrleistungen (8,6 Sekunden, 210 km/h) brilliert.

Neben den Standard-Antrieben hat Mercedes zwei weitere Varianten im Angebot; da ist zum einen der Mercedes-AMG GLE 63 mit 557 V8-Biturbo-PS und 700 Newtonmeter, der sich gegen Aufpreis zum S-Modell mit dann 585 PS und 760 Newtonmeter adeln lässt. Zweifelsohne haben die Stuttgarter damit eine beeindruckende Fahrmaschine auf die 21-Zoll-Räder gestellt, die in sensationellen 4,2 Sekunden die 100er-Marke reißt. Und dazu noch Insassen wie Passanten mit wummerndem V8-Klang verwöhnt; dass dafür in der Praxis knapp zwanzig Liter Treibstoff verbrannt werden müssen, dürfte Käufer, die bereit sind den Einstandspreis von über 121.000 Euro für das S-Modell zu zahlen, wenig stören.

Hybrid mit V8-Leistung

Zumindest auf dem Papier deutlich sparsamer, und für das grüne Gewissen eindeutig empfehlenswerter ist die zweite Alternative, die es in der M-Klasse bislang noch nicht gab: der Plug-in-Hybrid-Antrieb. Damit es nicht zu sehr nach Öko klingt, gönnt Mercedes dem Doppelherz-GLE den hochtrabenden Namen GLE 500 e und deutet damit an, dass der Hybrid sich mit dem V8 messen können soll; auch preislich, startet er doch bei satten 73.899 Euro.

In Anbetracht einer Systemleistung von 442 PS und 650 Newtonmeter (der V6-Benziner steuert 333 PS, der E-Motor 116 PS bei) fällt ihm das Mithalten aber auch auf der Straße nicht schwer, mit 5,3 Sekunden braucht er für den Standardsprint exakt so lang wie der GLE 500 ohne e und wird mit 245 km/h fast so schnell wie der elektronisch abgeregelte Nur-Benziner.

Auf dem Papier sparsam

Natürlich beherrscht er auch das reinelektrische Fahren, 31 Kilometer sind so bei bis zu 120 km/h unter Idealbedingungen machbar; der Fahrer kann den E-Modus (eine volle Batterieladung vorausgesetzt) erzwingen, oder ihn vermeiden, um den Stromspeicher unberührt zu lassen, außerdem erlaubt das System das - relativ ineffiziente - Laden des Akkus über den Benziner sowie den klassischen Hybridantrieb, bei dem die Elektronik das Zusammenspiel beider Motoren tadelllos regelt. Alles andere wäre auch verwunderlich, schließlich ist es nicht der erste Hybrid, den die Schwaben auf den Markt bringen.

Allerdings ist die Sache mit dem Normverbrauch auch im Falle des GLE reine Augenwischerei. 3,7 Liter propagiert das Marketing, was aufgrund absurder Berechnungsmethoden auch legitim ist. Allerdings gilt das nur auf den ersten 100 Kilometern, wenn der Akku, der im Kofferraum reichlich Platz einnimmt, zum Start randvoll ist und die rein elektrische Reichweite voll ausgenutzt werden kann. In der Praxis wird sich der Verbrauch bei rund sieben bis acht Litern einpendeln, also auf dem Niveau der Diesel.

Diesel sind die beste Wahl

Insgesamt sind die Selbstzünder auch die bessere Wahl. Nicht zuletzt weil sie mit unter 2,2 Tonnen (der GLE 250 d kommt sogar nur auf 2.075 Kilogramm) knapp 300 Kilogramm weniger wiegen als der fast zweieinhalb Tonnen schwere Hybrid, was dem Fahrgefühl spürbar zu Gute kommt. Ausgewogen, ruhig und dennoch ausreichend kräftig machen sie den GLE zum perfekten Allrounder. Und dank der serienmäßigen Fahrprofilwahl lassen sich selbst die Diesel auf Sport trimmen.

Apropos Sport: Für alle, denen der GLE zu klobig ist, hat Mercedes-Benz ab sofort eine dynamischere Variante im Angebot, das GLE Coupé. Dass allerdings auf den ersten Blick stark an ein Modell aus München erinnert. Das ist auch den Mercedes-Mannen bewusst, doch beteuern sie, dass der GLE ja viel schöner sei als der X6 - das bleibt am Ende jedem selbst überlassen zu beurteilen.

Weniger Motoren für das Coupé

Gegenüber dem Standard-GLE ist die Motorenpalette beim Coupé leicht reduziert; einziger Diesel ist der V6 im 350 d, bei den Benzinern stehen der GLE 400 und ein weiterer V6 im GLE 450 zur Wahl, der es auf 367 PS bringt. Und natürlich können beide V8-AMG-Versionen geordert werden, nicht aber der Hybrid. Je nach Motorisierung liegt der Preisaufschlag für das schnittigere Coupé bei viereinhalb- bis sechstausend Euro; die günstigste Variante mit Diesel ist ab 66.699,50 Euro erhältlich, der AMG-S kostet 125.485,50 Euro.

Wie gewohnt bleibt es in der Regel nur selten beim Basispreis, schließlich stehen reichlich Ausstattungsoptionen zur Wahl, allen voran die üblichen Sicherheits- und Assistenzsysteme. Allerdings hat Mercedes auch abgespeckt: Gab es für den Vorgänger noch ein Nachtsichtgerät und Split-View, also die Möglichkeit, auf dem Zentraldisplay unterschiedliche Inhalte für Fahrer- und Beifahrer anzuzeigen, verzichtet Daimler nun auf diese Optionen - die Nachfrage war scheinbar zu gering. Ob nun GLE oder M-Klasse: Wichtiger als der Name ist, dass Mercedes-Benz mit dem Facelift sein SUV fit gemacht hat, für den zweiten Lebensabschnitt. Vor allem von vorne passt sich der Offroader jetzt optisch an die Sterne-Familie an und die Auffrischungen im Innenraum halten ihn bis zur Ablösung in ein paar Jahren modern.

Über die beiden eigentlichen Neuerungen allerdings kann man geteilter Meinung sein: Das Coupé springt auf einen aktuellen Trend auf und musste als Konkurrenz zum BMW X6 aufgefahren werden, ganz gleich ob dieses Fahrzeugkonzept Sinn hat oder nicht. Und der Hybrid, wenngleich er vorbildlich arbeitet, dient eher dem Greenwashing als der Umwelt, schließlich ist er in der Praxis nicht sparsamer als die Diesel.

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