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The bigger, the better: Der Cadillac Escalade im Fahrbericht

Je größer, je besser? Amerikanische Autos wirken hierzulande durch ihre Außenabmessungen und Hubräume oft wie aus der Zeit gefallen. Der Cadillac Escalade bildet da keine Ausnahme, ist im Kern aber deutlich europäischer geworden. Eine längere Probefahrt offenbart allerdings auch Probleme.

Ab und an tut es gut, sich neuen Input zu holen. Einen, den es nicht alltäglich gibt und der nicht an jeder Straßenecke auf einen wartet. Der aktuelle Cadillac Escalade liefert diesen frischen Wind im Oberstübchen, ist er für unsere Straßenverhältnisse doch derart ungewöhnlich, dass man ihn einfach mit anderen Augen betrachten muss. Dabei fragen wir uns, wie uns wohl so mancher Kleinwagenbesitzer gesehen haben muss, als wir uns durch die Münchner Innenstadt gezwängt haben. Bewunderung und Ablehnung – sie liegen beim Escalade dicht beieinander. Aber sind wir ehrlich: Hüben wie drüben, also sowohl im guten alten Europa, als auch in der neuen Welt Amerika, taugt die größte Eskalationsstufe aus Arlington, Texas nicht wirklich für den innerstädtischen Shoppingtrip.

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Abenteuerliche Parkplatzssuche

Wobei das mit der größten Eskalationsstufe gar noch untertrieben ist. So gibt es den Escalade auch als, um mehr als 50 (!) Zentimeter verlängerte, ESV-Variante. Kann man machen, muss man aber sicherlich nicht. Denn selbst mit dem maximal 2.668 Liter großen Kofferraum der Normalversion gleicht die Parkplatzsuche vielerorts einem Abenteuer. Man sollte daher wissen, dass der Wagen in der Länge 5,18 und in der Breite (mit Außenspiegel) 2,27 Meter misst. Stolz sind aber nicht nur die Äußerlichkeiten, sondern auch die Angaben zum Aggregat: Acht freitatmende Zylinder, 6,2 Liter Hubraum, 426 PS und ein Drehmoment von 621 Newtonmetern beschleunigen den mindestens 2.635 Kilogramm schweren Cadillac Escalade in gut 6,7 Sekunden auf Tempo 100. Schluss ist aus Vernunftsgründen bei 180 km/h.

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Gebaut für die Langstrecke

Jetzt, da alle Grundinformationen bekannt sind, ist es an der Zeit den Caddy in sein eigentliches Habitat zu entführen: Die Langstrecke. Dass Länge läuft, beweist der Radstand von 2,95 Meter sogleich auf einer Fahrt nach Italien – genauer gesagt in Richtung Lago di Garda. Egal ob auf Autobahnen, Landstraßen oder altrömischen Buckelpisten: Der Escalade bewahrt nicht zuletzt durch das serienmäßige Magnetfahrwerk die Contenance, ist äußerst bequem und kommt gleichzeitig ohne Hochsee-Allüren aus. Soll heißen: Wanken war gestern und der Kapitän auf der Brücke regiert mit einem straff geführten Steuerrad. Es ist wirklich gewaltig, wie sich dieses Trumm Auto gemütserhellend durch Kurven bewegen lässt. Also zumindest für uns ist es eine Freud´, die wir im Cadillac sitzen. Alle anderen schauen uns hingegen teils ungläubig, teils verunglimpfend hinterher.

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Escalade mit moderatem Verbrauch

Aber schließlich kennt sich der Escalade-Pilot bestens mit kalten, starrenden Blicken aus und wer an dieser Stelle denkt, dass wir zwischen München und Riva Unmengen an Benzin verschleudert haben – so ganz richtig ist das nicht. Vor allem das neue und butterweich schaltende 8-Gang-Automatik-Getriebe, das in den USA bereits durch eine 10-Gang-Automatik ersetzt wurde, trägt zur erheblichen Verbrauchsreduktion bei. Im Alltag fließen so zwischen 11 und 15 Liter Super Benzin durch die Einspritzdüsen. Auf unserem Weg Richtung Italien gelang es uns gar, die, für einen Cadillac Escalade, magische Grenze von 10 Litern anzupeilen. Die Zylinderabschaltung tut ihr Übriges, damit einem der Bordcomputer gnädige Zahlen kredenzt und wer so vor Fahrtantritt wirklich bereit ist den 98 Liter großen Tank randvoll zu befüllen, der kommt durchaus bis südlich der Alpen und wieder zurück – ohne zwischendurch einen unfreiwilligen Karrierestart als Tankstellenpächter hinzulegen.

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Wohlfühlpalast auf Rädern

Oftmaliges Halten und Rasten ist ohnehin nicht das, was der Cadillac-Fahrer im Sinn hat. Schließlich kann man mit dem Escalade hervorragend Kilometer abspulen und hat zugleich die Sicherheit, seinen ganz persönlichen Wohlfühltempel auf vier Rädern zu bewegen. Auf den vorderen Sitzen wird ab Werk gekühlt, geheizt und massiert, die verschwenderisch große Kühlbox in der Mittelkonsole kann mit allerhand Erfrischungsgetränken bestückt werden und das Handy wird stets induktiv geladen. Hinterbänkler erfreuen sich derweil am Infotainmentsystem – wenn sie denn verstehen, wie es funktioniert. Nein, die Bedienung ist nicht sonderlich „easy“, aber der digital erzogene Nachwuchs wird es schon richten, wollen sie sich medial Bespaßen lassen. Für alle anderen Eventualitäten gibt es massig USB-Anschlüsse und eine erstklassige Bose-Soundanlage, die auch dem einfachen Lokalradio zu neuer Stimmgewalt verhilft.

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Rien ne va plus

Wer nun auf den Big Bang wartet, auf die fiesen Kritteleien und großen Mängel eines amerikanischen Autos, den müssen wir (fast) enttäuschen. Denn der Cadillac Escalade ist durchwegs auf europäischem Niveau verarbeitet, bietet feinste Materialien und toppt gar manch teure Oberklassemarke aus heimischen Gefilden. Das geklammerte „fast“ wiegt dafür umso schwerer, quittierte der Caddy während unserer Testfahrt nach Italien nämlich abrupt und dauerhaft seinen Dienst. Dies kann schon vorkommen, bei einem Auto mit keinen 9.000 gelaufenen Kilometern und einem Preis von 116.650 Euro – sollte es aber wohl besser nicht. Umso mehr verwundert waren wir allerdings, wie sich der hauseigene Assistance-Service „OnStar“ bei unserer Panne verhalten hat.

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OnStar hilft bei Panne nur bedingt

Zwar war man stets bemüht uns weiterzuhelfen – weiter als in eine italienische Werkstatt brachte uns das Beraterteam an einem Freitagnachmittag allerdings nicht. Irgendwo im OnStar-Callcenter, im offenkundigen Wirrwarr von Zuständigkeiten, hat man uns am Ende auch schlicht und ergreifend vergessen. Da hilft es leider wenig, dass sich Cadillac einige Stunden später über unser Wohlergehen erkundigte – einen Ersatzwagen hatten wir dadurch noch lange nicht. So musste es am Ende eben doch wieder ein namhafter deutscher Automobilclub richten, der irgendwo im Nirgendwo einen Mietwagen aufgetrieben hat.

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Fazit

Ganz gleich mit welchem Fahrzeug, unabhängig von dessen Größe und Neupreis – ein Servicecenter wie jenes von OnStar sollte seine Aufgaben besser verstehen. Effektiv bezahlt man als Kunde diese Art der Dienstleistung ja mit. Losgelöst vom Liegenbleiber unseres Cadillac Escalade (der Grund für den Totalausfall ist uns bis dato leider nicht bekannt), ist diese amerikanische Oberklasselimousine im XXL-Format aber weiterhin ein sehr feines und komfortables Automobil. Eines, das nicht jeder verstehen will, aber offenkundig viele begreifen werden, die ihn einmal gefahren sind. Akute Parkplatznot sollte man allerdings nicht verspüren und der eine oder andere lockere Euro zum Tanken kann ebenfalls nicht schaden. Tiefgehende Blicke von Passanten gibt es dagegen gratis. (Autor: Thomas Vogelhuber | Bilder: tv, Hersteller)

Anmerkung der Redaktion: Alle OnStar Dienste werden bei Fahrzeugen von Opel und GM zum 31.12.2020 eingestellt.

Technische Daten*

  • Modell: Cadillac Escalade 6.2 V8 Platinum
  • Motor: Achtzylinder-V, 6.162 ccm
  • Leistung: 426 PS (313 kW) bei 5.600 U/min
  • Drehmoment: 621 Nm bei 4.100 U/min
  • Antrieb: Hinterradantrieb (Allradantrieb zuschaltbar), Achtgang-Automatikgetriebe
  • Verbrauch (kombiniert): 12,6 l Super/100 Km
  • Emissionsklasse: Euro 6
  • Beschleunigung (0 – 100 km/h): 6,7 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h (abgeregelt)
  • Abmessungen (L/B/H): 5,18 m/2,27 m/1,89 m
  • Leergewicht: 2.635 Kg
  • Grundpreis in Deutschland: 114.500 Euro

*Herstellerangaben

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