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Erster Test: Mini John Cooper Works – Wild Thing

Sportliche Kleinwagen sind paradox. Ob ihrer Größe eine Verzichtserklärung, wollen sie dennoch mit viel Muskeln den Großen Paroli bieten. Und genau diese Angrifflust kommt in der Gunst vor allem junger Autofahrer gut an. Bestes Beispiel: Mini.

Jetzt startet die Neuauflage des bissigsten Renner der BMW-Marke mit dem Label John Cooper Works – stärker und fitter als zuvor.
Imposante 211 PS entlocken die Motorspezialisten dem Turbo-Benziner mit nur 1,6 Liter Hubraum. Das ist zwar nur ein PS mehr als beim Vorgänger mit dem durstigen Kompressoraggregat. Dafür ist der neue Turbomotor wesentlich sparsamer und bietet dennoch eine imposante Literleistung. Mit viel technischem Aufwand wurde dazu der bislang 175 PS starke Vierzylinder aus dem Cooper S zu diesem Ausnahme-Kraftwerk hochgezüchtet.

Statt einfachem Chip-Tuning wurde die Hardware des Motors umfassend überarbeitet. So wurden die beiden obenliegenden Nockenwellen, die acht Einlass- und acht Natrium gefüllte Auslassventile antreiben, modifiziert. Ebenso wie die fein geschliffenen Rollenschlepphebel. Außerdem wurde der Ladedruck des neuen Turboladers von 0,9 auf 1,3 bar erhöht und eine entleerte, soundstarke Abgasanlage montiert. Der derart aufgemotzte Motor kommt übrigens schon in den Wettbewerbsfahrzeugen der Rennserie Mini Challenge zum Einsatz. (… mehr)

Nahe am Cayman

Diese Motorsportversion ist allerdings für die Rennstrecke ausgelegt und wiegt etwas weniger als das technisch eng verwandte Serienpendant. Folglich dauert bei der harten Race-Variante der 100-km/h-Sprint gut sechs Sekunden. Beim zivilen JCW ist trotz Mehrgewicht der 100-km/h-Sprint mit 6,5 Sekunden ebenfalls sehr kurzweilig. Der Mini mit Maxi-Kräften bewegt sich also auf Sportwagen-Niveau und kommt einem Porsche Cayman verdammt nahe. Zumindest im Kleinwagen-Segment hat der JCW derzeit keinen Gegner zu fürchten. Auch die Höchstgeschwindigkeit des britischen „Zwerg Rase“ ist mit 238 km/h überragend. Allein der Renault Clio Sport bleibt mit 6,9 Sekunden beim 100-km/h-Sprint dem Cooper Works noch halbwegs auf den Fersen.

Doch handelt es sich beim Mini nicht um einen grotesk übermotorisierten Krawallmacher, der vor lauter Muskeln kaum mehr gehen kann. Statt dessen beeindruckt die Kultkiste mit Alltagsqualitäten. So handelt es sich widererwartend nicht um eine knüppelharte Schlaglochsuchmaschine. Vielmehr filtert das mit 17-Zoll-Rädern und 205er-Reifen bestückte Fahrwerk die meisten Unebenheiten erstaunlich sauber weg. Auch der Motor ist absolut alltagstauglich. Bereits unter 1.000 Touren fahrbar, hängt er bei rund 1.500 U/min munter am Gas und ist bereits unter 2.000 Umdrehungen richtig bissig. Dann liegen bereits 260 Newtonmeter Drehmoment an, zeitweilig wird diese Kraft um 20 Newtonmeter gesteigert. Erst bei knapp über 5.000 Touren flacht die Drehmomentkurve wieder ab. Beeindruckend ist, wie sauber und drehwillig der Vierzylinder bis fast 7.000 Umdrehungen in den Begrenzer jubelt, ohne sich dabei zu verschlucken.

Kann laut und durstig

Wie es sich für eine Sportversion gehört, inszeniert sich der JCW auch akustisch auf besondere Weise. Zwar ist der Motor sehr laufruhig, doch sorgt das spezielle Doppelauspuffrohr für ein kehliges Röhren. Im Innenraum klingt das bisweilen etwas dröhnig und aufdringlich. Geht man bei hohen Drehzahlen vom Gas, gesellen sich noch herrliche Fehlzündungen hinzu. Noch lauter wird der JCW nach Drücken der Sporttaste. Neben der ausdrucksstärkeren Akustik wird auch die Gasannahme minimal besser und die elektromechanische Lenkung etwas direkter.

Den Durchschnittsverbrauch gibt Mini mit gut sieben Litern an. Das ist eine sehr optimistische Ansage, zumindest wenn man das hohe Leistungspotenzial nutzen möchte. Auf der kurvigen Teststrecke entlang der mallorquinischen Küste haben wir laut Bordcomputer über elf Liter verfeuert. Beim anschließenden Rennstreckeneinsatz erhöhte sich dieser Wert auf gut 16 Liter.

Starke Stopper

Trotz oder genau wegen dieser Verbrauchswerte: Auf der Rennstrecke ist der Fahrspaß riesig. Federwege und Dämpfung sind übrigens gegenüber dem Cooper S unverändert. Lediglich die bereits erwähnte Rad-Reifen-Kombination sowie größere und besonders standfeste Bremsen gehören zum Unterbau-Upgrade.

Eine weitere Besonderheit ist das DTC. Diese tolerantere Unterstufe des elektronischen Stabilitätsprogramms DSC bietet BMW erstmalig in einem frontgetriebenen Fahrzeug an. Per Knopfdruck aktiviert, erfolgen die Bremseingriffe später, lässt sich der Wagen näher am Grenzbereich bewegen. Fährt man besonders schnell durch enge Kurven, schiebt der Fronttriebler deutlich spürbar aber gut beherrschbar über die Vorderräder. Die Bremseingriffe folgen spät, verhindern aber dennoch ein Ausbrechen des Fahrzeugs. Nach dem Kurvenscheitel heißt es wieder mit Vollgas auf die Gerade. Hierfür muss man allerdings die Lenkung wieder weiter aufmachen, damit die volle Kraft auf die Vorderräder übertragen wird.

Halbwegs unter Kontrolle

Zumindest kurzzeitig sind die Antriebsräder mit dieser Kraft überfordert. Entsprechend spürbar ist der Antriebseinfluss auf die Lenkung. Wünschenswert wäre deshalb ein automatisiertes Getriebe mit Schaltwippen am Lenkrad, denn nur ungern nimmt man beim Beschleunigen aus Kurven die rechte Hand vom Volant, um im knackigen Sechsgang-Getriebe die Fahrstufe zu wechseln. Schaltet man übrigens das elektronische Stabilitätsprogramm DSC komplett aus, drehen beim Beschleunigen aus Kurven die Pneus nicht vollkommen ungezügelt durch. Dank einer dann immer noch aktiven elektronischen Differenzialsperre werden die Vorderräder durch gezielte Bremseingriffe halbwegs im Zaum gehalten.

Ansonsten bietet der Mini eine gehörige Portion Kurvenspaß dank seiner direkt wirkenden Lenkung, den besonders standfesten und gut zupackenden Bremsen sowie einer verwindungssteifen Karosserie. Das Fahrwerk ist bereits in der Normalkonfiguration gut für eine sportliche Fahrweise gerüstet. Allerdings neigt sich der Wagen in sehr schnell gefahrenen Kurven trotz der Wankstabilisatoren noch spürbar zu Seite und könnten die Seriensportsitze zudem mit etwas mehr Seitenhalt stützen. Hier bietet das JCW-Zubehör Abhilfe: Für rund 1.000 Euro kann man ein spezielles Sportfahrwerk mit Schraubenfedern ordern, die festere Umklammerung der vorderen Passagiere durch Schalensitze kostet etwas über 1.200 Euro.

Hochpreisig

Nicht nur bei den Fahrleistungen hängt der Mini JCW jeden anderen Kleinwagen ab. Auch preislich fährt er sich einen deutlichen Vorsprung heraus. Für den Standard-Mini als John Cooper Works werden stolze 27.700 Euro abgerufen, die größere Clubman-Version kostet rund 2.000 Euro mehr. Zur Basisausstattung gehören dann jeweils ein Sportlederlenkrad, 17-Zöller, ein umfangreiches Sicherheitspaket, Sportsitze, elektrische Fensterheber und ein CD-Radio. Eine in diesem Preissegment eigentlich erwartbare Klimaanlage gibt es nur gegen Aufpreis. Diese Kühlfunktion bekommt man zum Beispiel mit dem 2.600 Euro teuren Ausstattungspaket Chili. Damit wird allerdings die 30.000-Euro-Marke gerissen. Zumindest preislich gibt es viele Alternativen zum Mini JCW: Günstiger und umfangreicher ausgestattet sind zum Beispiel ähnlich starke Fahrzeuge der Kompaktklasse wie der Ford Focus ST, der Mazda 3 MPS oder Seat Leon Cupra.

Fazit

Mini John Cooper Works – kein Serien-Kleinwagen ist derzeit schneller, keiner teurer. Wer den besonderen Kurvenkick eines Minis mit einer Extraportion Leistung will, muss tief in die Tasche greifen. Immerhin bekommt man für viel Geld ein Highend-Tuning, dass sich bereits im Motorsport bewährt hat und einige eindrucksvolle Facetten bietet.

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