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Kaufberater: Volkswagen Golf V/VI (2003 - 2012) – Das Auto von gestern

Der VW Golf ist mit seiner aktuell siebten Neuauflage in aller Munde. Doch es muß nicht immer ein Neuwagen sein, denn optisch unterscheidet er sich erst auf den zweiten Blick von seinem Vorgänger.

Ob auch ein gebrauchter Golf VI in Betracht kommen kann und was beim Kauf zu beachten ist, klärt AutoScout24. Rückblick: Im Golf I saßen wir hinten und konnten kaum über die Fensterbrüstung sehen, im Zweier nahmen wir erst heimlich, dann offiziell, die ersten Fahrstunden, der Dreier fuhr uns Mitte der 90er Jahre zur ersten Lehrstelle und abends in die Disco, während Nummer Vier schon so seriös daherkam, dass man auch nach der ersten Beförderung im Job noch nicht das Auto wechseln musste. Einer für alles, schien das Motto des immer jungen Golfs zu sein.

Mit Nummer Fünf und Sechs ist das dagegen so eine Sache. Er verkörpert wie kein Golf zuvor den Begriff des klassenlosen Autos, eben weil es ihm dank zahlreicher Versionen gelingt, ein klassenübergreifendes Auto zu sein. Die Aufholjagd der allgegenwärtigen Konkurrenz und eine Aufspaltung des Marktsegments Kompaktwagen erforderten bei der Entwicklung des Golf V ein Umdenken in Wolfsburg.

Weg mit der Monokultur des Hatchback und her mit der Plattformstrategie. Zusätzliche Karosserieversionen halten seitdem das Interesse an Europas Nummer Eins auf einem stabil hohem Niveau. Neue, innovative Antriebe mit reduziertem Verbrauch, mehr Komfort sowie ein Plus an aktiver und passiver Sicherheit lauteten die weiteren Anforderungen an die Entwicklungsabteilung bei der Erstellung des Golf VI. VW erfüllte diese Erwartungen mit einer bis dato noch nie dargebotenen Produktoffensive. Das Ergebnis: „Das Auto“ ist bis heute der erfolgreichste Kompakte in Europa.

Schnelle Modellwechsel

Grundlage für den Golf VI bildet der im November 2003 eingeführte Golf V. Der war erstmals deutlich runder gestaltet, als sein kantig-dynamischer Vorgänger und bewies mit einer technisch aufwändigen Hinterachse mit Einzelradaufhängung den Führungsanspruch der Wolfsburger. Eine Vielzahl von Fahrassistenzsystemen, hochwertige Materialanmutung und zahllose Motorvarianten verhalfen dem Golf V zwar nicht zu dem Absatzvolumen seiner Vorgänger, doch zum meistverkauften Auto in Deutschland langte es allemal.

Das die Ablösung durch den optisch nur wenig veränderten Golf VI im Jahr 2008 schneller als von Experten erwartet kam, lag vor allem an der unbefriedigenden Erlössituation des Golf V. Teure Details, wie die aufwändig zu fertigenden Türen wurden abgeändert und eine Optimierung der Fertigungsprozesse machte den Golf VI auch für Volkswagen wieder zu einem Erfolgswagen.

Bunte Vielfalt

Wer sich für den Golf VI interessiert hat die Qual der Wahl. Auf Basis der soliden A5-Plattform stellt VW fünf Karosserien für nahezu jeden Wunsch bereit. Standardmäßig gibt es den Golf VI natürlich als Drei- und Fünftürer, dessen universelle Einsetzbarkeit über jeden Zweifel erhaben ist. Raumgefühl und Sitzkomfort sind Klassenmaßstab und auch der Kofferraum kann sich mit 350 Litern sehen lassen. Wie schon beim Vorgänger lässt sich dieses Volumen bei Bedarf durch Umlegen der Rücksitzbank vergrößern.

Üppiger geht es nur bei dem in Mexiko gefertigten Jetta oder dem Golf Variant (ab 2007) zu, der mit Platz in Hülle und Fülle aufwarten kann. Älteren Golf Interessenten kommt der Van artige Golf Plus sehr entgegen, bietet er doch mit einer leicht erhöhten Sitzposition eine gute Rundumsicht und einen leichten Einstieg. Der zuletzt Anfang 2009 überarbeitete und dem aktuellen VW Design angepasste Plus ist mit dem 2011 präsentierten Golf Cabriolet nach wie vor als Neuwagen erhältlich und somit eines der letzten Derivate der Golf-V-Plattform.

Der richtige Antrieb für jeden Anlaß

Deutlich unübersichtlicher wird es bei der Auswahl der passenden Antriebseinheit. VW hat im Laufe der Jahre eine schier unüberschaubare Zahl an Motor/Getriebekombinationen für die Golf/Jetta-Baureihe angeboten, sodass eigentlich kein Wunsch offenbleiben sollte. Systematisches Herantasten und ein Hinterfragen der eigenen Bedürfnisse  stehen daher an erster Stelle, will man nicht ewig mit der Suche nach dem passenden Auto verbringen.

So steht bei besonders sportlich ambitionierten Fahrern der letzte Sechszylinder im Golf in Gestalt des raren R32 (nur Golf V) auf dem Wunschzettel. Dynamische 250 PS, Allradantrieb und ein optionales DSG-Getriebe machen aus dem Kompakten einen Porsche für den Alltag mit hohem Fahrspaßpotential. Auf der Soll-Seite stehen jedoch ein teurer Unterhalt sowie die geringe Verfügbarkeit „naturbelassener“ Exemplare ohne Nordschleifenvergangenheit. Als Golf VI lassen sich noch bessere Fahrleistungen mit dem 2,0-Liter-Vierzylinder Golf R mit 270 PS realisieren.

Sparsame Allroundmodelle

Im bürgerlichen Lager sorgen im Golf VI kleinvolumige Vierzylinder mit Turboaufladung für den Vortrieb. Alle Motoren sind moderne Leichtbauaggregate und machen mit praxisnahem Drehmomentverlauf in dem rund 1.350 Kilogramm schweren Golf eine gute Figur. Richtig Fahrfreude kommt allerdings erst ab einer Motorleistung von 122 PS auf (1,4 TSI), mit der der Golf VI dann auch die 200 km/h Hürde nimmt.

Besonders zu empfehlen ist eine Rarität im Motorenangebot: VW bot unter dem Ladentisch zeitweise den Golf VI als 1,8-Liter-Turbo an. Der TSI Motor mit dem Kennbuchstaben CDAA leistet, genauso wie der weitaus bekanntere 1,4 TSI, 160 PS, offeriert aber sein Drehmoment von 250 Newtonmeter bereits bei 1.500 Umdrehungen. Damit kommt, nicht zuletzt wegen des 7- Gang-Direktschaltgetriebe, GTI Feeling auf, der mit knapp sieben Litern Verbrauch nicht einmal teuer erkauft werden muß. Als Alternative hierzu bietet sich der mit einer Kombination aus Turbolader und Kompressor aufgeladenen Golf GT an. Er leistet 170 PS und ist ausschließlich in der sportiven „GT“ Ausstattungsversion lieferbar gewesen.

Serienmäßiger Partikelfilter

Für die Freunde des Selbstzünderprinzips hält auch der Golf VI eine große Bandbreite von Motoren bereit. Bei fast allen handelt es sich um aufgeladene Vierzylinder, die entweder über 1,6 Liter oder 2,0 Liter Hubraum verfügen. Welche Leistungsstärke man aus dem Angebot von 86 bis 170 PS wählt, hängt im Wesentlichen von den persönlichen Bedürfnissen ab. Mit der Topmotorisierung, die es nur im sportlich ausstaffierten GTD gibt, sind Vielfahrer bestens bedient, während der geruhsame Ausflugsfahrer im Golf Plus mit dem 140-PS-Dieselmotor ausreichend motorisiert ist.

Wer auf diesen Motor reflektiert, sollte jedoch darauf achten, dass das Wunschfahrzeug bereits mit einem Rußfilter ausgerüstet ist, da eine Nachrüstung mit 500 Euro oder mehr zu Buche schlägt. Denn, hat der Katalysator des nachzurüstenden PKW bereits mehr als 80.000 Kilometer auf dem Tacho, kann sein Austausch zur Erlangung der Steuervorteile ebenfalls erforderlich werden. Eine Maßnahme, die erhebliche Kosten nach sich zieht. Der 140-PS-Motor ist auch gleichzeitig Volkswagens Empfehlung wenn es um eine Kombination mit dem Allradantrieb 4Motion geht. Umso ärgerlicher, dass diese Kombination nicht für den universellen Golf Variant angeboten wurde.

Sondermodelle mit geringem Preisvorteil

Genauso vielfältig wie die Motoren- und Karosseriepalette präsentiert sich das Sondermodellkarussell der Golf V und Golf VI Baureihe. Die inflationäre Anzahl der Modelle mit so wohlklingenden Namen wie „Team“, „Match“ oder „Goal“ macht es auch Kennern unmöglich die signifikanten Unterscheidungsmerkmale herauszufinden, sodass es am Ende ein Zufall sein dürfte, ob der Wunschwagen das eine oder das andere Paket beinhaltet.

Grundsätzlich stellten die Sondermodelle vor allem für Neuwagenkäufer einen finanziellen Kaufanreiz da, da meist frei bestellbare Optionen zu günstigeren Paketpreisen zusammengefasst wurden. Hübsche Aufkleber und andere Sitzbezugdessins rundeten zwar die Sondermodelle ab, ihr Mehrwert hielt sich jedoch in Grenzen und findet bei der Bewertung des Gebrauchtwagens kaum Beachtung. Interessanter ist dagegen die Auswahl einer der drei Ausstattungslinien. „Trendline“, „Comfortline“ oder „Highline“ mit denen häufig interessante Extras, wie etwa das Xenonlicht oder eine Klimaautomatik Einzug in den Golf hielten.

Spritsparen mit Bluemotion und Bi-Fuel

Für besonders umweltbewusste Kunden hält VW die Ausstattungsversion „Bluemotion“ bereit. Die Modelle mit dieser Zusatzbezeichnung zeichnen sich durch ein länger übersetztes Fünfgang-Schaltgetriebe, einer Schaltpunktanzeige, einer Bremsenergie-Rückgewinnung, einem Start-Stopp-System, rollwiderstandsoptimierten Reifen, besonders leichten und strömungsgünstigen Felgen sowie einer aerodynamisch überarbeiteten Karosserie aus. In Kombination mit dem 1,6 Liter Dieselmotor mit 105 PS kommt der Fünftürer auf Verbrauchswerte von rund vier Liter. Kein Wunder, dass die Preise für diese Version deutlich über denen normaler Gölfe liegen.

Anders verhält es sich bei der Bi-Fuel Version des Golf. Sie ist sowohl mit Benzin, als auch mit Autogas (LPG) zu betreiben, kämpft aber, trotz des werksseitigen Einbaus der Gasanlage, mit gelegentlichen Motorproblemen, die sich vor allem durch Teillastruckeln bemerkbar machen. Zudem sollte man sich von der Einsparmöglichkeit nicht zuviel versprechen, denn der 98-PS-Golf kommt im Gasbetrieb nur auf eine Reichweite von 370 Kilometern, was häufige Tankstopps notwendig macht.

Qualität mit kleinen Schönheitsfehlern

Die hohe Qualität des Millionensellers Golf ist beinahe sprichwörtlich, doch hat auch VW immer mal wieder „Ausreißer“ produziert. Zahlreiche Rückruf-und Serviceaktionen des Werkes künden davon, dass auch dem Marktführer bei der Konstruktion eines Automobils hin und wieder Fehler unterlaufen können. Scheckheft gepflegte Exemplare haben in der Regel alle Rückruf- und Serviceaktionen absolviert, während ungepflegte Modelle in dieser Hinsicht einen entsprechenden Wartungsstau aufweisen. Dies kann unter Umständen etwaige Gewährleistungs- und Kulanzansprüche in Gefahr bringen, weshalb einem vollständig durchgestempeltem Serviceheft größte Bedeutung beizumessen ist.

Bestehen Zweifel, empfiehlt es sich, die Fahrgestellnummer des Kaufobjektes bei einem Volkswagen-Händler hinsichtlich der ausgeführten Serviceaktionen prüfen zu lassen. Er kann dann auch ermitteln, ob der Kilometerstand dem annoncierten Wert entspricht und ob etwaige Unfallschäden die Struktur des Golf beeinträchtigt haben.

Neben den bereits bei VW bekannten Problemen, sorgen vor allem die Steuerketten der 1,2 und 1,4 TSI Motoren immer wieder für Kummer. Lautes Rasseln kündet zunächst von einer Längung der Kette, was, wenn es nicht behoben wird, einen Motorschaden nach sich zieht. Ein ähnliches Geräusch produziert auch das 7-Gang-DSG Getriebe bei geringen Geschwindigkeiten, was aber nach Auskunft von Volkswagen derzeitiger Stand der Technik ist. Fahrwerk und Lenkung weisen bis auf vereinzelt schwächelnde Domlager oder hakende Servolenkungen keine Beanstandungen auf und sind so, wie die Abgasanlagen von robuster Qualität.

Pro

-langlebige Motoren und Getriebe

-hohes Sicherheitsniveau durch zahlreiche Sicherheitssysteme

-hochwertige Verarbeitung

-dichtes Servicenetz in Europa

-hohe Verfügbarkeit und Individualisierung durch Variantenvielfalt

-geringer Wertverlust auch bei Gebrauchtwagen

-akzeptable Unterhaltskosten

-günstige Verschleißteile (unter anderem durch Rabattaktionen des Werkes)

Contra

-höhere Einstandspreise als bei den Wettbewerbern

-hohe Reparaturkosten bei Schäden am Antrieb

-teilweise hohe Kosten für Rußpartikelfilternachrüstung

-geringe Kulanzbereitschaft des Herstellers bei unvollständigen Serviceunterlagen

Solide wie eine Burg

Das Volkswagen weiß, wie man die Kundschaft auf Anhieb zufrieden stellt, sieht man am Beispiel des hochwertigen Interieurs des Golf VI. Schon beim Debüt des Golf V lobte die Presse die Materialien und die Verarbeitung, die auch in der nächst höheren Fahrzeugklasse kaum besser zu finden sind. Fehlerhafte Fensterheber (wurden im Rahmen einer Serviceaktion getauscht), schlaffe Sitzbezügen und gelegentlich quietschende Verkleidungen, mehr ist auch zehn Jahre nach Produktionsbeginn nicht zu vermelden.

Selbst die vermeintlich schlechter zusammengesetzten Mexiko Derivate Jetta und Golf Variant können gut mit dem in Wolfsburg und Bratislava gefertigten Musterschüler mithalten. Wer unbedingt Mängel sucht, findet sie zumindest gelegentlich in der Software der Navigation (geht mitunter von selbst aus) oder verwirrten Klimaanlagensteuergeräten. Darüber hinaus bietet der Golf nur wenig Anlass zu einem innigen Verhältnis zum VW Händler. Der Golf VI gehört mit seiner Vielzahl von Modellvariationen zum vermutlichst begehrtesten Gebrauchtwagen in Europa

Die Hochwertigkeit hat sich bei den Interessenten rumgesprochen und so ist es kaum verwunderlich, dass auch die Preise stabil wie eine (Wolfs-)Burg sind. Etwas günstiger sind lediglich die langsam in die Jahre kommenden Golf-V-Modelle, sowie die extrem leistungsstarken Derivate GTI und R32 zu haben. Doch der dunkelgrüne 1,6 TSI aus erster Hand mit lückenloser Servicehistorie wird auch in nächster Zeit das sein, wofür der Golf seit über 30 Jahren steht – ein gutes Geschäft.

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