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Grenzbereich: Chevrolet Matiz EcoLogic – Du bist 2. Klasse

Freunde sprechen mich oft auf meinen Job an. „Mensch, der ist so toll. Ständig neue, schnelle und teure Autos fahren, was darüber schreiben und dafür noch Geld bekommen.“ Die Wirklichkeit sieht oft anders aus und ein dickes Fell sowie gesundes Selbstbewusstsein gehören manchmal auch dazu.

Den wahren Alltag spiegelt nämlich auch die Fahrt im Chevrolet Matiz S 0.8 wider – exemplarisch sozusagen.
Denn es gibt bei Leibe angenehmere Fahrzeuge, um die Distanz Rüsselsheim – München in einem Rutsch zurückzulegen. Meine Fahrt mit dem Matiz beginnt exakt vor Tor 7 des Opel-Werks nahe der Rüsselsheimer Innenstadt.

Elementar-Teilchen ab 9.000 Euro

Hier stehen einige Presse-Fahrzeuge von Opel und auch Chevrolet und warten darauf, getestet zu werden. Mit einem Schlüssel ohne Fernbedienung öffne ich die Fahrertür des Elementar-Teilchens. Zu meiner Überraschung entriegeln alle vier Türen gleichzeitig – Zentralverriegelung, schön. Nach dem Losfahren merke ich allerdings schnell, dass eine Klimaanlage nicht zum Serienumfang des ab knapp 9.000 Euro teuren Matiz S 0.8 gehört. Erst in der höherwertigen SE-Version ist diese inklusive, mehr PS und Hubraum dann auch. Dafür ist der kleine Matiz komfortabel gefedert.

Die stärkere und teurere Version käme mir dennoch auf dem Weg nach München sehr gelegen. Denn flott, geschweige denn schnell ist dieser Matiz nicht. Netterweise hat der Testwagen die 2.150 Euro teure Flüssiggas-Anlage an Bord. Nicht, dass ich diese empfehlen kann, denn für den Aufpreis kann man sehr lange Benzin tanken; aber ich komme so gerüstet wenigstens ohne Tankstopp bis München, mit einem Schlenker über Ingolstadt. Dort findet in drei Stunden nämlich der AudiTech-Day statt.

Raubtiergehege Autobahn

Normalerweise gehöre ich auf der Autobahn eher zu den Flotteren. Soll heißen: 160 mit Tempomat ist mir ganz recht. Mit dem Matiz klappt das nicht. Er hat weder Tempomat noch schafft er 160; bei echten 145 km/h geht ihm die Puste aus. Da kommt man sich dann irgendwie wie eine Mietzekatze im Raubtiergehege vor. Obwohl die Endgeschwindigkeit nicht einmal das größte Manko ist. Die Zeit und der Weg dorthin sind es, die an elementares Autofahren erinnern und in die heutige, schnelllebige Zeit irgendwie nicht mehr hineinpassen wollen. So versuche ich mich und den Matiz mit Tacho 140 an den Verkehr anzupassen. Das klappt gut und die fast 20 Sekunden um aus dem Stand auf Tempo 100 zu hecheln, sind vergessen.

Ab Aschaffenburg wird der Verkehr dichter und die Strecke hügeliger. Eine doofe Kombination für den zierlichen Matiz von dem auf einer Spur locker zwei nebeneinander fahren könnten. Eine Prämisse lautet jetzt: Gehe nie vom Gas – oder aber reih` Dich gleich rechts mit den Lkw ein. Ich entscheide mich fürs Erste, schalte bei Tempo 120 in den vierten Gang zurück und versuche die Steigung zu meistern, die mir bei unzähligen Fahrten zuvor auf dieser Route nie als Steigung aufgefallen war. Mit ach und krach halte ich die Tachonadel bei 110-km/h, wobei der Drei-Zylinder-Motor erstaunlich leise schnurrt.

Die Schlange hinter mir ist bereits angewachsen. Aber ich möchte nicht mit Tempo 70 hinter den Lastern hängen. Nach dem Überholmanöver schere ich geschwind rechts ein und der „Berg“ hat endlich ein Ende. Der Verkehr leider nicht und so kommt es, wie es kommen muss. Vor mir fahren wieder ein paar Schnarchnasen und ich warte den günstigsten Zeitpunkt ab, um auf die Überholspur zu wechseln. Jetzt quetsche ich alles aus dem 796 Kubikzentimeter kleinen Motörchen. Tacho 150 sind es und schneller ginge es sowieso nicht, da vor mir noch ein paar weitere Fahrzeuge mit identischem Tempo überholen.

Weg da, du Störfaktor

Das ist dem Fahrer des Fünfer-BMWs hinter mir scheinbar egal. Seine Niere bohrt sich in meinen Hintern und er scheint mich durch meinen Allerwertesten fragen zu wollen, was ich mit dem Störfaktor Matiz auf seiner linken Spur mache. Lichthupe und Blinker-Links setzt er in geübter Routine und veranstaltet eine 1A-Bauerndisco hinter mir. „Fahr` nach rechts“ suggeriert mir sein Fahrstil immer wieder. Gute Idee, nur habe ich keine Lust, zwischen dem Lkw und dessen Auflieger einzuscheren, „Du Depp“! Nachdem die Schlange mit mir im Windschatten an mehreren Lkw vorüber ist, wechsel ich die Spur, gucke den BMW-Fahrer an und lache ihn aus. Der hochrote Kopf und die gefletschten Lefzen zeigen mir, dass der gute Mann ganz andere Probleme hat, als nur einen schmächtigen Matiz vor sich.

Bis Ingolstadt passiert mir diese Situation übrigens noch zwei Mal. Einmal fliege ich bergab mit Tacho 160 auf der linken Spur an einer Kolonne Fahrzeuge vorbei. Von hinten sehe ich schon einen Audi A4 anrauschen. Geschätztes Tempo: Jenseits der 200 km/h. Er muss voll in die Eisen, da er bis zum letzten Augenblick denkt, vielleicht löst sich das kleine Ding (der Matiz) ja doch noch in Luft auf. Selber Schuld, denke ich. Hast doch schon von Weitem gesehen, dass ich hier mit einschläfernden 160 km/h „hänge“. Als fast schon beängstigend empfand ich dagegen den Wutausbruch eines Dacia Logan-Fahrers. Dachte ich doch bislang, dass wenigstens er mit mir in einer Liga spielt. Mit fiesen Handzeichen macht er seinem Unmut Luft, kommt dann aber nur in Zeitlupe an mir vorbei. Wahrscheinlich habe ich ihm seinen Schwung geraubt – irgendwie unterhaltsam, diese Art der Fortbewegung.

Bei Audi keine Einfahrt

Technische Daten
Marke und Modell Chevrolet Matiz
Ausstattungsvariante 0.8 S  EcoLogic
Abmessung und Gewicht
Länge/Breite/Höhe (mm) 3.495 / 1.495 / 1.518
Radstand (mm) 2.345
Wendekreis (m) 9,2
Leergewicht (kg) ab 850
Kofferraum (Liter) 170 - 845
Bereifung Testwagen 155 / 65 R13 Kumho Solus
Motor
Hubraum (ccm) / Zylinder (Zahl, Bauart) 796 / 3, Reihe
Leistung (PS) 52
Drehmoment (Nm) / Umdrehungen 71,5 / 4.400
Antriebsart Front
Getriebeart manuelles 5-Gang-Getriebe
Verbrauch
Krafstoffart Benzin / LPG (Gas)
Kombiniert laut Werk (l/100km) 5,2 / 6,8
CO2-Emissionen (g/km) 119 / 107 / Euro 4
AS24-Verbrauch (l/100km) 6,2 / 8,9
Fahrleistungen
Werksangabe 0-100km/h (s) 18,2
AS24-Sprint 0-100km/h (s) 19,1
AS24-Bremstest 100-0km/h (m) 44,1
Höchstgeschwindigkeit (km/h) 145
Preise
ab (Euro) 11.040 (mit Gasumbau)
Empfohlene Extras Metallic-Lack (340 Euro), Garantieverlängerung bis einschließlich 5. Jahr oder 150.000 Kilometer ( 225 Euro)
VergrößernVerkleinern

Ein weniger amüsantes Erlebnis mit dem kleinen Matiz, der mir bis dahin schon ans Herz gewachsen ist, passiert vor den Toren des Audi Werkes. Komischerweise ist es wieder das Tor 7 (siehe Opel). Pünktlich zu Beginn des Techdays fahre ich in Richtung des eigens für diese Veranstaltung errichteten Presse-Parkplatzes. Große Schilder „TechDay“ und „Presse-Parkplatz“ weisen den Weg. Beim Einbiegen in den eingezäunten Bereich springt ein Audi-Mitarbeiter vor mein Auto, ich trete voll in die Bremse und das ABS bringt den Matiz grob stotternd zum Stehen – ja, ABS hat der Koreaner tatsächlich.

Wild gestikulierend versucht mir der gute Mann beizubringen, dass das ein reservierter Parkplatz sei und ich mir doch einen anderen suchen solle. Verwundert öffnete ich das serienmäßig elektrisch bedienbare Fenster:„Tut mir leid, der Parkplatz ist reserviert, sie dürfen hier nicht parken“, schallt es mir ohne ein Guten Morgen entgegen. Als ich ihm erkläre, dass ich berechtigterweise genau auf diesen Parkplatz möchte, bringe ich ihm gleich noch bei, dass nicht alle Motor-Journalisten im dicken Auto vorfahren. Nach diesem Satz ändert sich seine Gesichtsfarbe in ein warmes rot und er lässt mich und den Matiz beschämt gewähren.

Zeige mir Dein Auto, ich sage, wer Du bist

Scheinbar sind es nicht nur meine Freunde, die denken, dass ich und die ganze Branche tagein tagaus mit teuren, schnellen und exklusiven Fahrzeugen unterwegs sind. Offensichtlich ist das Bild des Motor-Journalisten in vielen Köpfen verschoben, oder aber es war tatsächlich einmal so. Aber Zeiten ändern sich – zum Glück.

Und langsam ändert sich vielleicht auch das in Deutschland so typische kategorisieren der Auto-Fahrer nach dessen Gefährt. Tatsächlich dachte ich im Matiz einige Male, dass ich in den Augen einiger nur ein Mensch 2. Klasse bin. Das am eigenen Leib zu erfahren, macht nachdenklich.

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