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Kaufberater: Mercedes S-Klasse W 221 – Danke, S-hält

Selten war ein Mercedes der Neuzeit so unauffällig, wie die frisch abgelöste S-Klasse des Typs W221.

Man muss schon genau hinsehen, will man sie nicht mit ihrem Vorgänger, dem W220 verwechseln. Dem Besitzer kann das nicht passieren, verhält sich doch der 21er hinsichtlich möglicher Mängel gänzlich anders, als sein Vorgänger. AutoScout24 hat sich mit dem Luxusliner beschäftigt. Einmal S-Klasse, mit allem Bitte. Was sich eigentlich nach Lottogewinn oder Erbschleicher anhört, kann regelmäßig mit der Ablösung des eben noch aktuellen Modells auch für den Normalsterblichen wahr werden. Denn anders, als noch vor 30 Jahren, sind heutzutage auch gebrauchte Mercedes-Modelle der Luxusklasse von dem überdurchschnittlichen Wertverlust in diesem Segment gekennzeichnet. Das trifft ohne Einschränkungen auch für die im Mitte 2013 abgelöste S-Klasse des Typs W221 zu, die seit Ende 2005 auf unseren Straßen unterwegs war.

Die Qual der Wahl

S-Klasse ist dabei nicht gleich S-Klasse. Mercedes setzte auf Vielfalt und im Laufe der Jahre kamen beim W221 zahlreiche Benzin -und Dieselmotoren zum Einsatz, die auch heute noch für jeden Geschmack die richtige Wahl bereithalten. Starten kann man im S 350, dem Einstiegsmodell aus dem ersten Modelljahr mit immerhin 272 PS. Unter der Haube arbeitet ein klassischer V6-Motor, der im Laufe seines Lebens nicht nur in vielen Mercedes-Modellen Verwendung fand, sondern ab 2011 eine Leistungsspritze von knapp 30 PS und den komplizierten Titel „Blue Efficency“ erhielt.

Die dann 306 PS machen den großen Schwaben nicht nur dynamischer, sondern mit rund acht Litern auch deutlich sparsamer, als seinen Vorgänger, der mit 13,8 Liter pro 100 Kilometer das Budget ziemlich strapaziert. Euro 5 hat der optimierte Motor natürlich auch, was ihn im Unterhalt nicht viel teuer als etwa einen Audi A6 macht. Der seltene und mit 299 PS Gesamtleistung etwas schwächere S 400 Hybrid kann das nicht wesentlich besser, wenngleich er mit dem schönen Feigenblatt des ökologisch vertretbaren Antriebs in einem Luxusauto wedelt, was derzeit auf dem Gebrauchtwagenmarkt aber noch teuer zu bezahlen ist.

Edel mit Achtzylinder, teuer mit V12

Zwar reicht der V6-Motor in der S-Klasse völlig aus, doch so richtig luxuriös wird es erst mit einem klassischen V8 oder sogar dem Zwölfzylinder unter der Haube. Und mal ehrlich, die Zahl “500” auf dem Heckdeckel hat gerade bei der S-Klasse ihre ganz eigene Strahlkraft.

Beide Aggregate stehen für extreme Laufruhe und für ein Höchstmaß an Leistung. Der im S 500 debütierende V8 mit 5,5 Liter Hubraum kommt dabei auf 388 PS, der ebenso große V12, unter Zuhilfenahme zweier Turbolader, sogar auf 517 PS. Teuer im Unterhalt sind beide, denn wenn die Leistung gefordert wird, helfen auch die vielen Sprit sparenden Modifikationen an den Motoren nicht viel. Wer einen S 500 oder 600 zügig über die Autobahn scheucht, muss mit Verbrauchswerten jenseits der 20 Liter rechnen.

Eine Sonderstellung nimmt der S 600 auch in Sachen Kraftübertragung ein. Sind alle anderen S-Klassen mit einer 7-Gang-Automatik ausgerüstet und konnten sie größtenteils mit dem Allradantrieb 4matic bestellt werden, ist das Daimler-Topmodell auf eine 5-Gang-Automatik angewiesen und schickt seine 830 Newtonmeter ausschließlich an die Hinterachse. Für genügend Traktion und Fahrsicherheit sorgt in diesem Fall die Elektronik, die zu Not die Leistung solange reduziert, bis die Fuhre gefahrlos wieder beschleunigt werden kann.

Ein Diesel für alle Fälle

Was in der S-Klasse der Generation des Typs W140 noch eine absolute Ausnahme war, hat sich in den letzten zwei S-Klasse Generationen zum Regelfall gemausert - ein Diesel in der Luxusklasse. Leistungsstarke Common-Rail-Einspritzsysteme, Turbolader und ein ausgefeiltes Motormanagement machen es möglich, den Selbstzünder in die S-Klasse zu adaptieren, ohne dass der Fahrer irgendetwas zu meckern hätte.

In Verbindung mit dem 90 Liter Tank ergeben sich bei allen verfügbaren Dieselversionen Reichweiten von rund 1.000 Kilometern, die bei Bedarf durchaus zügig zurückgelegt werden können. Denn an Leistung herrscht im Selbstzünder-Motorenabteil wahrlich kein Mangel. Selbst, der nach den Papierdaten als völlig mickrig erscheinende 2,5-Liter-Diesel des S 250 CDI, bringt es auf 204 PS und üppige 500 Newtonmeter; rund 30 Zähler mehr, als ein S 500 aus dem Jahre 1994.

                  AutoScout24-Preisbeispiel  			  				

S 350 (272 PS), EZ 03/2006, 126.600 km

Scheckheft gepflegtes und unfallfreies Fahrzeug mit guter Ausstattung Preis: 18.800 EUR

Notwendige Investitionen:

Vier Sommerreifen (Fahrzeug wurde auf Winterreifen angeboten): circa 800 Euro Bremsscheiben vorne und hinten inklusive Beläge und Arbeitslohn bei Mercedes: circa 1.500 Euro

Kosmetische Aufbereitung: circa 150 Euro

Gesamtinvestitionen: circa 2.450 Euro

Steuer und Versicherung:

  • Haftfplicht-Typklasse 22
  • Vollkasko-Typklasse 28
  • Teilkasko-Typklasse 31

Kfz-Steuerberechnung nach Hubraum & Schadstoffklasse (Euro 4): 236 Euro pro Jahr

V6 mit Euro 6, V8 als Auslaufmodell

Der Vierzylinder

An der Spitze der Dieselbewegung steht der 4,0 Liter große V8 Diesel, den es mit 320 PS zunächst unter der Bezeichnung 420 CDI, später als 450 CDI gab. Gigantische 730 Newtonmeter machen aus der Diesel-S-Klasse zwar einen Sportwagen, doch der bis 2010 produzierte V8-Diesel schafft nur die Euro-4-Norm und fordert auch im restlichen Unterhalt seinen Tribut. Zudem war dieser Motor, ebenso, wie der Vierzylinder-Diesel, nicht mit dem Vierradantrieb erhältlich, was seine Einsetzbarkeit vor allem in schneereichen Regionen spürbar mindert. Wer dennoch Lust auf einen der letzten Dinosaurier verspürt, muss zudem lange suchen, denn nur wenige Kunden griffen zu dem im Neupreis deutlich teureren V8 Selbstzünder.

Länge läuft

Freie Auswahl herrscht dagegen bei den beiden Karosserieversionen. Traditionell lieferte Mercedes die S-Klasse des Typs W221 in zwei verschiedenen Radständen aus: 5.076 oder 5.206 Millimetern Gesamtlänge standen zur Auswahl - das waren 33 beziehugsweise 43 Millimeter mehr als bei der bisherigen S-Klasse. Platz, der ausschließlich den Fondgästen und dem Prestige zu Gute kam, denn erst in der langen Version macht die S-Klasse optisch einen staatstragenden Eindruck.

Das gerade bei den langen Versionen an Ausstattung kaum gespart wurde, liegt auf der Hand. So steigen die Chancen ehemals teure Features wie Sitzbelüftung, beheizbare und elektrisch verstellbare Fondsitze oder gar Kühlbox im Fond oder Monitore in den Kopfstützen beim Gebrauchtwagenkauf nahezu kostenlos dazu zu bekommen, bei einer Langversion deutlich an. Nur sollte vor der Kaufentscheidung für die L-Version der Gang in die heimische Garage zum Pflichtprogramm gehören. Wäre doch schade, wenn der neue Bewohner nicht hinein passt.

Rastet der Rost im W221?

Mit dieser bangen Frage dürfte die Kaufüberlegung für einen gebrauchten Luxusliner vermutlich beginnen. Denn seit Einführung der Wasserlacke, Mitte der 90er Jahre, war Rost das vorherrschende Thema bei Mercedes. Für den W221 kann aber Entwarnung gegeben werden. Selbst nur leidlich gepflegte Autos bleiben bislang von der braunen Pest verschont, wenngleich mitunter erste Ansätze an Ecken und Falzen im Motorraum zu erkennen sind. An den Vorhangteilen der Karosserie sieht es dagegen gut aus, sind Kotflügel und Deckel doch aus Aluminium.

Wer dennoch Lackbläschen entdeckt, sollte mit dem Schichtprüfer der Sache auf den Grund gehen. Zeigt der deutlich über 1,6 µm an, ist der Benz zumindest schon mal nachlackiert worden. Stimmen dann auch die ab Werk penibel eingestellten Spaltmaße nicht mehr, liegt mit ziemlicher Sicherheit ein Vorschaden vor. Dem kommt man aber auch durch anlackierte Dichtungen, lose herumliegende Kabel oder verformte Schweißnähte im Kofferraum auf die Spur. Gelöste Einstiegsleisten oder Montagespuren an den Türscharnieren sollten ebenfalls Anlass zur weiteren Recherche im Vorleben des Kaufobjektes geben.

Ohne Garantie, kein Antrieb

Die komplexe Antriebstechnik der S-Klasse macht es für den Laien nahezu aussichtslos Mängeln auf der Spur zu kommen. Natürlich hilft ein Blick unter die Motorabdeckung und unter dem Wagen, um offensichtliche Leckagen aufzuspüren, doch, ob etwa der Turbolader noch ordentlich arbeitet, die Luftfederung dicht ist, oder sich die 7-Gang-Automatik im Gestrüpp der Fahrstufen verheddert, weiß nur der Tester der Mercedes-Werkstatt. Daher sind die Kosten für einen gründlichen Check samt Protokoll gut angelegt.

Schwierig wird es, wenn die S-Klasse ohne Gewährleistung oder Garantie den Besitzer wechseln soll. Außerplanmäßige Reparaturen an dem Hightech-Auto sind so teuer, dass es dem Neuling in diesem Segment schon einmal die Sprache verschlagen kann. Gut, wenn etwa das defekte Kombiinstrument oder die undichte Luftfeder im Falle eines Falles von einer leistungsfähigen Garantie übernommen wird, statt ein großes Loch ins Budget zu reißen.

  • solide und geräumige Karosserie mit hoher aktiver und passiver Sicherheitodellen

  • hoher Geräusch -und Fahrkomfort

  • gute Rostvorsorge

  • zahlreiche Individualausstattungen

  • gemessen an der Fahrzeugklasse preiswerte Verschleißteile

  • gute Fahr -und Verbrauchswerte bereits mit den Basisversionen

  • Wertstabil bis ins hohe Alter

  • hohe Ersatzteil- und Reparaturpreise im Falle von Defekten

  • teure Unterhaltskosten bei V8- (auch 420 CDI) und V12-Modellen

  • Kosten für Teil und Vollkaskoversicherung über Klassendurchschnitt

Technik

Doch auch wenn letztlich nur der Besuch bei Mercedes Klarheit über die Güte des Kaufobjektes bringen kann, so kann auch der Laie im Ansatz die Spreu vom Weizen trennen. Denn mit etwas Mühe erkennt auch er, wenn das Kaufobjekt auf abgefahrenen Reifen steht, die Bremsscheiben rostig oder verschlissen sind oder der Luxusliner sich nur mit Hilfe eines Überbrückungskabels anwerfen lässt. Dann ist zumindest die im Motorraum untergebrachte Starterbatterie leer und meist auch gleich defekt.

Doch die S-Klasse hat nicht nur diesen Kraftspender, sondern bis zum Modelljahr 2008 (danach entfiel der vordere Akku) noch eine zweite Batterie hinter der Rückwand im Kofferraum. Diese versorgt sämtliche Komfortfunktionen und ist in der Regel noch nie ersetzt worden. Nach rund sechs Jahren wird es dafür allerdings höchste Zeit, sollen die Sitz -oder Standheizung im nächsten Winter länger als fünf Minuten durchhalten. Mit der S-Klasse der Modellreihe W221 haben die Stuttgarter im Vergleich zu dem rostanfälligen Vorgänger einen großen Schritt nach vorne gemacht. Die Robustheit der Baureihe bestätigt auch der ADAC, der die Stuttgarter Limousine nur in Ausnahmefällen aufgrund von Elektronikproblemen abschleppen musste. Doch wer glaubt, sich auf die Problemlosigkeit gerade bei älteren Modellen verlassen zu können und eine S-Klasse zum Schnäppchen-Preis zu fahren, gerät schnell in gefährliches Fahrwasser.

Teure Ersatzteile und die hohen Stundensätze der Daimler-Werkstätten machen den Traum von der Billig-S-Klasse schnell zunichte. Statt das vermeintliche günstigen Angebots von Privat, ohne irgendeine Art von Gewährleistung oder Garantie, stellt sich oftmals das zunächst teurere Fahrzeug des Markenhändlers mit umfassenden Gewährleistungszusagen als der langfristig preiswertere Kauf heraus.

Über das richtige Modell muss dabei das eigene Temperament und der Verwendungszweck entscheiden. Für die meisten Einsatzzwecke dürfte allerdings einer der zahlreich angebotenen Sechszylinder ausreichen. Die stärkeren V8-Modelle sind zwar reizvoll und in der Anschaffung nur unwesentlich teurer, aber ebenso wie der Biturbo-V12 und die seltenen AMG-Versionen erfordern sie, bei artgerechter Haltung, deutlich mehr finanzielle Zuwendung, als ihre schwächeren Brüder.

Wer rund 20.000 Euro für ein Modell der ersten Serie (bis Juni 2009) in einer normalen Ausstattung einkalkuliert, findet in der AutoScout24 Gebrauchtwagenbörse mit etwas Suchen eine S-Klasse, die mit 120.000 Kilometern gerade einmal eingefahren ist. Und am Ende dieser Beziehung stehen nicht nur viele entspannte Kilometer, sondern auch die Gewissheit, einen großen Teil der Investition wieder zurück zu bekommen. Denn, der größte Wertverlust von Daimlers Spitzenmodell liegt bereits lange zurück und selbst für eine zehnjährige S-Klasse mit Scheckheft gibt es immer noch Interessenten. Auch in dieser Hinsicht hält der Top-Daimler das, was „S“ verspricht.

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