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Kurztest: BMW 420d Coupé – Das Coupé, das kein 3er sein will

Fünf Generationen lang, seit den 1970er Jahren, war die Welt in Ordnung und ein 3er Coupé war ein 3er Coupé.

Das ging rund 40 Jahre lang gut, doch im Oktober 2013 sollte diese liebgewonnene Ordnung eine Zäsur erfahren und der Hybris findiger Marketingstrategen zum Opfer fallen, die entschieden haben: ein 3er Coupé ist kein 3er Coupé mehr. Sondern ein 4er. Die Umbenennung soll die Baureihe auf ein neues Niveau hieven, das Coupé, und auch das Cabriolet, will etwas besseres sein, als der schnöde Dreier. Doch am Ende bleibt das 4er Coupé genau das - ein 3er Coupé.

BMW spricht von eigenständigem Design der 4er-Reihe, von noch mehr Eleganz, und noch mehr Sportlichkeit als beim 3er. Zugegeben: Die hat der Vierer ohne Frage, aber nicht, weil er 4er heißt, sondern weil es eben ein Coupé ist, das von hauswegen - wenn es richtig gemacht ist - dynamischer daherkommt als eine Limousine und mit dem 3er noch dazu eine formidable Basis hat.

Und die Designer in München haben es richtig gemacht. Von vorne sieht der Zweitürer - was ihm nicht zum Nachteil gereicht - dem 3er zum verwechseln ähnlich, scheint sich aber ein bisschen mehr in den Wind zu ducken. Die Seitenlinie überzeugt mit einem fließend nach hinten abfallenden Dach und kräftigen Schultern, einzig der etwas lange hintere Überhang will nicht so recht ins Bild eines austrainierten Athleten passen. Das Heck dagegen betont wieder die Sportlichkeit, breit und satt liegt der 4er in der Rückansicht auf der Straße und ist auf den ersten Blick von der Limousine zu unterscheiden - vom Kombi übrigens auch.

Nicht unpraktisch

Dass Coupés zwingend unpraktisch sein müssen, widerlegt BMW. 445 Liter passen in den Kofferraum, das reicht für den Wocheneinkauf genauso wie für die Urlaubsreise, und wer nur zu zweit unterwegs ist, kann die Sitzbank umlegen und so noch mehr Stauraum freigeben. Nur die Vordersitze zu belegen empfiehlt sich sowieso; zwar bietet der 4er auch im Fond ausreichend Beinfreiheit, doch wird es nach oben schnell eng. Und der Einstieg ist bauartbedingt auch nicht wirklich elegant zu meistern.

Immerhin besteht nicht die Gefahr, über die Gurte der Vordersitze zu stolpern; diese liegen eng an der B-Säule an und werden den vorne Sitzenden nach dem Einsteigen von einem Gurtreicher gebracht, der die Arbeit zwar tadellos erledigt, in seiner Machart aber nicht unbedingt auf lebenslange Haltbarkeit schließen lässt. Diese Spielerei ist aber auch schon der einzige Unterschied zum 3er Cockpit, das auch im Coupé mit ausreichend Platz, guter Übersicht und vor allem simpler Bedienung glänzt.

Potente Basis

Mit bis zu 313 PS lässt sich der 4er ausstaffieren und ist damit mehr als sportlich unterwegs - wir haben uns dagegen für das andere Ende der Leistungsskala entschieden und den 420d gewählt, der genauso wie der Einstiegs-Otto im 420i, auch schon mit stolzen 184 PS aufwartet. Dazu wirft der Vierzylinder-Zweiliter ordentlich 380 Newtonmeter in die Waagschale, die in unserem Fall von der bereits mehrfach als fast unheimlich perfekt gelobten Achtgang-Automatik verwaltet und gekonnt portioniert an die Hinterachse (Allrad gibt es optional) geleitet wurden.

Anders als die Benziner und stärkeren Diesel mit Twin-Power-Technik beziehungsweise zweistufiger Aufladung kommt im Basismodell ein einzelner Turbolader zum Einsatz, was zur Folge hat, dass das Drehmoment erst bei vergleichsweise hohen 1.730 Umdrehungen anliegt; der 420i beispielsweise erreicht seinen Höhepunkt schon bei 1.250 Touren. Vor allem in Kombination mit der Wandlerautomatik ist das aber kein Problem, sie kaschiert die Ansätze eines Turbolochs durch geschickte Schaltvorgänge gekonnt.  

Freude am 4er

So kann, wer will, den 420d in 7,3 Sekunden auf Tempo 100 bringen und mit bist zu 232 km/h über die Autobahn fegen. Oder sich lieber eine geschlängelte Landstraße aussuchen und die sprichwörtliche Freude am 4er-Fahren erleben: Er hängt direkt am Gas, dreht willig hoch, lenkt präzise ein und gibt dem Fahrer eine exakte Rückmeldung  Zugegeben: Etwas weniger Pfunde auf den Rippen täten dem Bayer gut, immerhin drängen mindestens 1.540 Kilogramm zum äußeren Kurvenrand, doch bringen diese den BMW nur in den seltensten Fällen wirklich aus der Ruhe.

Wer schon bei der Bestellung weiß, dass er öfter die flotte Gangart wählen wird, kann die Automatik um Schaltwippen am Lenkrad erweitern und dadurch die Gangwechsel selbst steuern. Außerdem stehen ein Sportfahrwerk und eine variable Sportlenkung zur Wahl. Alternativ kann man sich auch für das adaptive Fahrwerk entscheiden und dann über den bekannten Fahrerlebnisschalter Einfluss auf die Dämpferabstimmung nehmen.

Viele Optionen für viel Geld

Doch auch die Cruiser-Fraktion, die sich am feinen Einfedern und dem Abrollkomfort der serienmäßigen 17-Zoll-Aluräder erfreut, aber immer wieder über den etwas rauen, lauten Lauf des Motors ärgern wird, kommt in der BMW-typisch vollgepackten Optionsliste auf ihre Kosten und kann das Coupé - neben den gängigen Assistenzsystemen - mit Annehmlichkeiten wie Lenkradheizung, schlüssellosem Zugang, verschiebbarer Armauflage vorne, Durchladesystem, Internet-Zugang, TV-Funktion und Digitalradio sowie Harman-Kardon-Soundsystem zum Wohlfühl- und Alltagsauto aufrüsten.

Vorausgesetzt, sie ist zahlungskräftig: Denn zu den 41.350 Euro Grundpreis für den 420d mit Automatik addieren sich je nach Ankreuzlaune zehn-, fünfzehn- oder noch-mehr-tausend Euro. Damit erreicht man dann das Niveau des - zugegeben nackten - Topmodells: ein 435i xDrive ist ab 52.450 Euro zu haben. Und gegenüber der 3er Limousine müssen Coupé-Käufer - für weniger Auto - wie üblich auch tiefer in die Tasche greifen; mit vier Türen gibt es den 320d schon ab 38.050 Euro. Immerhin schont der Diesel das Tankbudget: Zwar lag er in unserem Test deutlich über dem Normwert von 4,6 Litern, zeigte sich aber mit rund sechs bis sechseinhalb Litern nicht sonderlich durstig. Coupés sind seit jeher Liebhaberstücke und Objekte der Begierde, sind sie doch eleganter und sportlicher als die zugehörigen Limousinen und vermitteln mehr Lifestyle. Dass tut auch der 4er, wenngleich er dazu den neuen Namen nicht nötig gehabt hätte - schließlich tritt er in die Fußstapfen großartiger Automobile die über Jahrzehnte das sportliche Image der Marke geprägt haben.  

Wie üblich, zahlt man für das Plus an Schönheit einen Aufschlag, der mit gut 3.000 Euro nicht gerade gering ausfällt. Dafür aber bekommt wohl eines der schönsten Mittelklassecoupés, das derzeit auf dem Markt ist und mit Komfort, Sportlichkeit und guter Qualität glänzt. Und im Falle des 420d auch noch mit moderatem Verbrauch - für den man allerdings den etwas ruppigen Charakter des Motors in Kauf nehmen muss.

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