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Test: Alfa Romeo 159 1.8 TBi 16V – Einfach nur schön

Der Alfa Romeo 159 gehört zweifelsohne zu den schicksten Limousinen in der Mittelklasse. Manch einer behauptet, der 159er wäre das schönste Automobil des Segments – mag sein. Aber Schönheit alleine hilft meist nicht.

Das hat auch Alfa eingesehen und spendierte dem 4,66 Meter langen Augenschmaus kürzlich einen neuen Turbo-Benziner, und der soll aus einfach nur schön noch ein bisschen mehr machen.
Denn es ist schon dreist, wie man auf 4,66 Metern Außenlänge und deutlich mehr als 1,80 Metern Breite so viel Platz verschwenden kann. Im Innenraum des 159 herrschen gefühlt die Platzverhältnisse eines VW Polos. Aber Schwamm drüber. Wer sich für den Italiener interessiert, interessiert sich nur sekundär für dessen Nutzwert.

Sportversion ti ist ein Muss

Der Alfa Romeo 159 soll begeistern. Und das nicht nur im Stand, was er besonders gut kann. Vor allem die sportliche „ti“-Version mit 19-Zoll-Rädern, 20 Millimeter Tieferlegung, verbreiterten Seitenschwellern, rot lackierten Brembo-Bremssätteln und alufarbenen Spiegelkappen entsprechen dem distinguierten Auftritt und dem, was man gemeinhin von Alfa erwartet. Das ti-Paket kostet übrigens 3.700 Euro und ist erst ab der Ausstattungslinie Turismo kombinierbar. Im Innenraum gibt es spezielle Leder-Sportsitze, ein griffiges Lederlenkrad und Echt-Aluminium. Alles sehr schön aber nicht neu, denn den 159er gibt es seit 2005. Nächstes Jahr kommt die Nachfolgerin – Giulia.

Neu ist hingegen derzeit der Turbo-Direkteinspritzer, der in Deutschland schnöde 1.8 TBi 16V heißt. Wie langweilig. In Italien heißt er Millesettecentocinquanta TBi, und das weckt Erinnerungen. War es doch der legendäre Siebzehnhundertfünfziger-Motor, der dem Alfa Romeo 6C zu Ruhm und Ehre gereichte. Das war Anfang der 1930er Jahre. Mythen leben und verkaufen sich gut, dachte Alfa Romeo – zumindest in Italien. Und das, obwohl der aktuelle Motor mit dem alten Sechs-Zylinder nichts mehr gemein hat. Leider nicht einmal die Zylinderzahl.

Motorklang wo bist Du?

Das merkt man direkt nach dem Schlüsseldreh. Denn Motorklang sucht man im 1.8er vergebens. Er läuft ruhig, vibrationsarm und aus der Abgasanlage kommt, wenn man genau hinhört, ein ganz dezenter Sound. Schade, so muss der neue 1.742 Kubikzentimeter große Direkteinspritzer mit anderen Werten punkten. Viel Kraft, wenig Verbrauch, das sind die Merkmale, die moderne Aggregate vereinen sollen und Käuferscharen angeblich anlocken. 200 PS spendiert Alfa dem 1.8 TBi. Imposanter wirkt das Drehmoment von 320 Newtonmetern ab 1.400 Umdrehungen. Das ist mehr, als die meisten Kontrahenten aus ähnlichem Hubraum herausholen – trotz Aufladung. Zum Vergleich: Ein 204 PS starker Mercedes C 250 CGI, ebenfalls mit aufgeladenem 1,8 Liter Motor, schafft lediglich 310 Newtonmeter, und die erst ab 2.000 Touren.

Und genau das kann das Alfa-Triebwerk besser. Es stürmt aus tiefsten Drehzahlen los. Selbst bei Leerlaufdrehzahl dauert es nur eine Gedenksekunde, bis der Turbolader die maximal 1,6 bar Ladedruck zusammengesammelt hat und den mindestens 1.505 Kilogramm schweren Mittelklasse-Wagen kräftig anschiebt. Ein Turboöchlein ist noch immer zu spüren – und zwar bei jeder Drehzahl, es stört aber nicht.

Obenrum zugeschnürt

Gedreht wird bis maximal 6.000 Touren, bereits 1.000 Kurbelwellen-Umdrehungen früher gibt der 1.8 die volle Leistung ab und will geschaltet werden. Obenrum bringt er nämlich nichts, außer Spritverschwendung. Mit dem teuren Gut geht der Turbobenziner theoretisch genügsam um. 8,1 Liter geben die Italiener für 100 Kilometer an. In der Wirklichkeit findet man sich aber eher bei 10,8 Litern ein, was angesichts der gebotenen Fahrleistung bedingungslos akzeptiert wird. 235 km/h sind mit Anlauf machbar, bis 220 km/h geht es sogar sehr zügig. Den Spurt aus dem Stand auf Tempo 100 absolviert unser Testexemplar in 8,4 Sekunden und verfehlt damit die Herstellerangabe um 0,7 Sekunden. Ein Grund für die Verspätung: Die unpräzise zu bedienende Kupplung. Sie schnappte erst auf den letzten Zentimetern und fühlte sich – wohl bedingt durch den Testalltag einiger Redaktionen – nicht mehr taufrisch an.

Das hat der Brembo-Bremsanlage offensichtlich weniger zugesetzt. Die 330er-Scheiben an der Vorderachse verzögern in Verbindung mit den 235er Pirelli PZero Nero extrem. Nach nicht einmal 36 Metern steht der Alfa aus Tempo 100, mehrfach. Lediglich bei hohen Geschwindigkeiten fangen die Stopper an zu Brummen, was an der exzellenten Bremsleistung nichts ändert.

Als fast vollends überzeugend kann übrigens auch das 20 Millimeter tiefer gelegte ti-Sportfahrwerk gelten. Es passt zum sportlichen 159 und macht ihn auf Landstraßen handlich und schnell. „Fast“ deshalb, weil sich die Dämpfer bei kurz aufeinanderfolgenden Anregungen bei hohem Tempo anfühlen, als ob der 159 darüber tänzelt und nicht wirklich satt auf der Straße liegt und weil die Riesenräder jeder noch so kleinen Spurrille nachrennen. Komfort ist trotzdem vorhanden, nur bei gröberen Fahrbahnschnitzern verhärten die Dämpfer deutlich.

Dass der Alfa Romeo 159 1.8 TBi 16V kein Schnäppchen ist, ist keine Überraschung. Mindestens 29.700 Euro müssen dafür hingeblättert werden. Die empfehlenswerte Turismo-Ausstattung kostet 800 Euro mehr und bietet dafür dann eine Bluetooth-Freisprecheinrichtung, einen USB-Anschluss, Licht- und Regensensor, einen automatisch abblendbaren Innenspiegel und einiges mehr.

Technische Daten
Alfa Romeo 150
Ausstattungsvariante ti
Abmessung und Gewicht
Länge/Breite/Höhe (mm) 4.660/1.828/1.417
Radstand (mm) 2.700
Wendekreis (m) 11,1
Leergewicht (kg) ab 1.505
Kofferraum (Liter) 405
Bereifung Testwagen 235/40 ZR 19 Pirelli PZeroNero
Motor
Hubraum (ccm) / Zylinder (Zahl, Bauart) 1.742 / 4, Reihe
Leistung Kw (PS) 147 (200)
Drehmoment (Nm) / Umdrehungen 320 ab 1.400
Antriebsart Front
Getriebeart 6-Gang-Handschaltung
Verbrauch
Krafstoffart Super
Kombiniert laut Werk (l/100km) 8,1
CO2-Emissionen (g/km) 189 / Euro 5
AS24-Verbrauch (l/100km) 11,1
Fahrleistungen
Werksangabe 0-100km/h (s) 7,7
AS24-Sprint 0-100km/h (s) 8,4
AS24-Bremstest 100-0km/h (m) 35,9
Höchstgeschwindigkeit (km/h) 235
Preise
ab (Euro) 30.500
Empfehlenswerte Extras Bi-Xenon-Scheinwerfer (870), Parksensoren hinten (370 Euro), Sitzheizung ( 300 Euro), asymmetrisch klappbare Rückbank (360 Euro), Bose Sound-System (680 Euo)
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Fazit

Wer einen Alfa 159 als Benziner haben möchte, kommt um den Siebzehnhundertfünfziger nicht drum rum. Der kleinere 140-PS-Benziner ist nicht standesgemäß, der große V6 hört sich zwar besser an, macht alles andere aber schlechter. Der 1.8 TBi 16V ist ein toller Turbo-Motor, bietet ausgezeichnete Fahrleistungen bei akzeptablen Trinksitten.

Dass der 159er optisch eine Granate, ist sein größtes Plus. Er betört durch seine Extravaganz und sein Flair. Mal sehen, ob die 2011 startende Giulia ähnlich reizend wird, denn um Nutzen und Perfektion geht es bei Alfa Romeo eben nicht, und das macht die Marke sympathisch.

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