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Test: Citroën Picasso C3 1.6 HDi 110 – Brandstifter

Das Verhältnis zu bestimmten Autos oder Marken kann bisweilen von einseitiger Zuneigung geprägt sein. Ich bin zum Beispiel Citroën verfallen. Und nicht nur die Klassiker DS und CX, sondern auch neuere Modelle der Marke nähren in mir das Feuer der Leidenschaft.

Jüngster Brennstoff-Lieferant ist der C3 Picasso, der mir beim ausführlichen Test einige heiße Momente bescherte, gelegentlich ab er auch die Gefühle abkühlen ließ.
Eigentlich ist der C3 Picasso ein quadratischer Pragmatimus-Klotz, dessen Kastenform kaum Emotionen wecken dürfte. Elegant sieht eindeutig anders aus. Doch hat Citroën mit viel Geschick pfiffige Details und Edelakzente ins Blechkleid eingearbeitet. Zusammen mit einer peppigen Lackierung wirkt der kleine Van freundlich, hochwertig und erfrischend anders. Der Wagen hat eine positive Ausstrahlung und ruft ebensolche Reaktionen hervor. Offensichtlich erreicht das Design des C3 Picasso auch die Herzen anderer.

Der Innenraum erfreut ebenfalls mit charmanten Details. Bequemer Einstieg, erhöhte Sitzposition mit viel Kopffreiheit, die gute Rundumsicht und sogar der Durftspender im Armaturenbrett – hier gibt es reichlich Gründe, sich wohl zu fühlen. Allerdings keimen schnell Zweifel an der Stilsicherheit der Franzosen: Die Zusammenstellung der Digitaldisplays im Armaturenbrett wirkt willkürlich, so als träfen hier Versatzstücke verschiedener Modelle oder Epochen aufeinander. Und auch die schwarze Hochglanzoberfläche der Mittelkonsole ist nicht ganz nach meinem Geschmack.

Heiße Sonne, kühler Schaltknauf

Dafür bietet das Cockpit einen Chic mit technischem Anstrich, die Materialien und die Verarbeitung sind auf gehobenem Niveau, und auch die Funktionalität ist tadellos. Besonders gefällt der schlitzartige Kartenhalter in der Mittelkonsole – ein idealer Aufbewahrungsort für meine Büro-Parkkarte. Und via Aux- und USB-Anschluss kann ich meine MP3-Musikdateiebn abspielen.

Herausragend ist auch das Raumgefühl, zusätzlich gefördert durch Panoramadach und große Frontscheibe. Das Armaturenbrett unter dem stark schräggestellten Windschutzglas bietet  zudem viel Platz für ein Aufsteck-Navigerät. Unangenehm warm ums Herz wird mir allerdings, als ich bei starkem Sonnenschein ein schwarzes T-Shirt trage: Mir heizt die Sonne trotz gut funktionierender Klimaautomatik und getönter Verglasung mächtig ein. Im C3 Picasso empfiehlt sich deshalb bei schönem Wetter das Tragen heller Kleidung. Und bei Kälte sollte man einen rechten Handschuh dabei haben, sonst verkühlt man sich am schicken und bei Zimmertemperatur  haptisch angenehmen Aluminium-Schaltknauf die Finger.

Da geht was rein

Vorne wie hinten genießt man im C3 Picasso trotz einer nur knapp über vier Meter langen Karosserie viel Beinfreiheit. Der Fondfußraum ist, vor allem dank des fehlenden Kardantunnels, bemerkenswert großzügig bemessen. Vorbildlich ist auch die Sicht nach vorne. Der Minivan hat A-Säulen, die aus jeweils zwei filigranen Streben bestehen, die das Auge beim Blick durch das dazwischen liegende Dreiecksfenster kaum wahrnimmt. Für gute Sicht nach hinten sorgen besonders große Außenspiegel; die Topausstattung Exclusive bietet zudem praktische Abstandwarner fürs sichere Rückwärtseinparken. Nur wenn ich über die Schulter nach hinten blicke, stören mich fette C-Säulen.

Zwischen diesen C-Säulen befindet sich der Kofferraum, der 385 Liter Gepäck aufnimmt. Er ist, da die Rückbank in Längsrichtung um 15 Zentimeter verschiebbar ist, auf 500 Liter zu erweitern. Ausgesprochen leicht fällt es auch, die im Verhältnis 60 zu 40 geteilte Bank umzuklappen. Da sich gleichzeitig die Sitzfläche absenkt, bildet sich ein gigantischer 1,5-Kubikmeter-Laderaum mit niedriger Ladekante. Hier könnte ich glatt eine ausgewachsene Kühltruhe rein wuchten.

Mit Kraft und Kraft

Ausgerüstet mit dem 350 Euro teuren Reisepaket bietet der C3 darüber hinaus die Möglichkeit, die Beifahrersitzlehne umzulegen und so die Ladefläche von 1,50 auf 2,40 Meter zu verlängern. Irre, was hier alles rein passt. Die Transportqualitäten des kleinen Picassos liegen auf dem Niveau eines Mittelklasse-Kombis. Einziger Wermutstropfen: Die große Heckklappe will mit ungewöhnlich viel Kraft zugeworften werden.

An Kraft fehlt es dem Antrieb nicht. Der 1,6-Liter-Turbodiesel mit seinen immerhin 109 PS ist bereits ab 1.000Umdrehungen fahrbar. Ab 1.500 Touren legt sich der Motor sogar richtig ins Zeug und treibt mich und den 1,4-Tonner mit angenehm satten Durchzug voran. Trotz der 245 Newtonmeter Drehmoment bleiben Antriebseinflüsse in der Lenkung auf akzeptablem Niveau. Obschon der Diesel viel Zugkraft entwickelt, dauert der Sprint aus dem Stand auf 100 km/h geschlagene zwölf Sekunden. Von feurigem Temperament kann da keine Rede sein. Die offizielle Höchstgeschwindigkeit beträgt knapp über 180 km/h, laut GPS-Tracker war ich jedoch zeitweilig mit über 190 km/h unterwegs. Mehr ist auch angesichts der Kastenform nicht drin.

Für die große Tour

Trotz des hohen Aufbaus hält sich der Vierzylinder akustisch und beim Verbrauch erstaunlich zurück. Mit sensiblem Gasfuß komme ich mit fünf Litern pro 100 Kilometer aus, Vollgas-Etappen auf der Autobahn ahndet der Tankwart mit maximal acht Litern.

Mit dem Arm auf der rechten Lehne kann ich die Gänge bequem und locker wechseln. Auf der Autobahn bleibe ich in der Regel ohnehin im fünften Gang und kann bei gesetztem Tempomat zudem die Fußarbeit einstellen. Der C3 gleitet ganz von selbst und mit gehobenem Federungskomfort über die Bahn. Die Lenkung verhärtet dabei angenehm, die Straßenlage ist ausreichend satt und gewährleistet einen stabilen Geradeauslauf. Allerdings zeigt sich der über 1,60 Meter hohe Minivan als etwas nerviger Windfänger, der aufs Lkw-Überholen gelegentlich mit Schaukeln reagiert.

Angemessen

Etwas taumelig geht der C3 durch schnelle Kurven. Doch man darf von einem Modell wie dem kleinem Picasso ja ohnehin keine betont dynamischen Talente erwarten. Ein praktischer Familienvan ist einfach nicht für kurvengierige Vollgasfans gedacht und gemacht. Dennoch muss man Einiges riskieren, will man den praktischen Citroën aus der Reserve locken und untersteuernd in den ESP-Regelbereich manövrieren. Zusammen mit ordentlich verzögernden Bremsen bietet der Picasso alles in allem ein tadelloses Fahrverhalten.

Deshalb ist der C3 Picasso auch ein heißer Kandidat für meine nächste Autowahl. Etwas kühler betrachte ich die Sache angesichts der Preises. Bereits die Basis mit mit 95 PS starkem Benziner kostet 15.000 Euro. Den von mir getesteten 1.6 HDi gibt es erst ab der mittleren Ausstattung Tendance: Er ist daher mindestens 20.000 Euro teuer. Für den Wagen mit Exclusive-Ausstattung,  Panoramadach und Metallic-Lack verlangt Citroën sogar über 23.000 Euro. Wer dann noch Navi und Alufelgen ordert, liegt beim voll ausgestatteten Diesel-C3 bei 25.000 Euro. Immerhin ist der Wagen dann sehr umfangreich ausgestattet und lässt nur noch wenige Wünsche bei Komfort und Sicherheit offen. Und die Mitbewerber Skoda Roomster, Opel Meriva oder Kia Soul bewegen sich ausstattungsbereinigt auf ähnlichem Niveau.

Fazit

Der C3 Picasso sieht außen wie innen erfrischend anders aus. Sein Auftritt sorgt gelegentlich sogar für strahlende Gesichter. Doch vor allem beeindruckt er mit seinen inneren Werten. Auf Top-Niveau sind der hohe Nutzwert und die durchdachte Variabilität. Preislich liegt der Minivan auf Augenhöhe mit seinen direkten Mitbewerbern. Auch Ausstattung und Fahrverhalten des C3 Picasso sind auf der Höhe der Zeit, ohne dass er besondere Glanzpunkte setzt. Punkten kann aber der 109-PS-Diesel mit wenig Verbrauch bei befriedigenden Fahrleistungen.

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