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Test: Mercedes E200 NGT – Gas-Tycoon

Hoher Anschaffungspreis, wenig Leistung, kleiner Kofferraum: Auf den ersten Blick macht die Erdgasvariante Mercedes E 200 NGT wenig Sinn. Auf der anderen Seite bietet die Businesslimousine ausgezeichnete Umweltwerte, eine immense Reichweite und den psychologischen Vorteil des „billigen Tankens“.

Im Praxistest rechnen wir ab.
Zuerst die Basics: Der Mercedes E 200 NGT verfügt über einen so genannten bivalenten Antrieb. Sein 1,8-Liter-Vierzylinder-Kompressor-Motor läuft sowohl mit Erdgas, als auch mit herkömmlichem Benzin. Die Leistung beträgt 163 PS, das maximale Drehmoment 240 Newtonmeter. Zum Vergleich: Der herkömmliche E 200 Kompressor bietet inzwischen 184 PS und ist damit spürbar flotter unterwegs. Das Dieselpendant E 200 CDI kommt zwar nur auf 136 PS, ist aber dank 340 Nm Drehmoment deutlich durchzugskräftiger.

Einschränkungen muss der Gasfahrer auch hinsichtlich der Kofferraumgröße in Kauf nehmen. Obwohl die Gasflaschen sauber unter einer Klappe im unteren Kofferraumabteil versteckt sind, beträgt das Fassungsvermögen nur noch 400 statt der üblichen 540 Liter.

Leiser Gleiter

Der Erdgasbetrieb selbst ist kaum zu spüren. Nur wer ganz genau hinhört und mehrmals zwischen Benzin- und Erdgaszufuhr hin und her schaltet stellt fest, dass der Motor im Gasmodus noch einen Tick leiser und geschmeidiger läuft. Das liegt an der höheren Oktanzahl (ROZ 130). Betanken ist auch kein Problem, weder hinsichtlich der Infrastruktur (fast 700 Tankstellen im Bundesgebiet), noch was die Handhabe der Zapfpistole betrifft.  

Ansonsten ist der NGT eine typische E-Klasse, was spätestens seit der Modellpflege wieder als Kompliment zu verstehen ist. Leise und souverän schwebt die Limousine dahin, das Fahrwerk federt auch schlimmste Straßenschäden geschmeidig ab. Die nachgebesserte Lenkung und die minimierte Seitenneigung der Karosserie lassen durchaus Fahrspaß aufkommen. Das Platzangebot ist überaus üppig, die Material- und Verarbeitungsqualität auf höchstem Niveau.

Saftiger Aufpreis

Doch all das bieten E 200 Kompressor und E 200 CDI ebenfalls. Und zwar für deutlich weniger Geld. Der Erdgas-Benz kostet inklusive des vorgegebenen Automatikgetriebes stolze 42.688 Euro - 5.500 Euro mehr als der E 200 Kompressor und sogar 6.200 Euro mehr als der Basisdiesel.

Zwar werden Erdgasautos von verschiedener Seite subventioniert, unter anderem zahlen Stadtwerke so genannte Startprämien oder geben Tankgutscheine im Gegenwert von bis zu 800 Euro. Auch ist Erdgas deutlich günstiger als Benzin oder Diesel. Doch bedarf es großer Kilometerlaufleistungen, bis sich die Anschaffungsmehrkosten amortisieren.

Ein praxisnahes Beispiel mit einem Kraftstoff-Mix von je einem Drittel günstigem Gas (L-Gas), höherwertigem H-Gas und Superbenzin bei 30.000 Kilometer pro Jahr: Im Vergleich zum reinen Benziner liegt die jährliche Kraftstoffersparnis des NGT bei knapp 1.000 Euro, womit sich erst im sechsten Jahr ein tatsächlicher finanzieller Vorteil ergibt. Fast 20 Jahre dauert es, bis sich der NGT gegenüber dem Diesel rechnet - die deutlich höhere Steuer für den E 200 CDI bereits berücksichtigt.

Psychologie

Allerdings bietet der NGT einen nicht zu unterschätzenden psychologischen Sparkick an der Tankstelle. Beschränkt man sich auf Erdgas, reichen 15 Euro für eine Tankfüllung (18 Kilogramm) und damit für fast 250 Kilometer. Die maximale Reichweite (Benzin und Gas) beträgt bei zurückhaltender Fahrweise gut 1.000 Kilometer.

Der größte Pluspunkt des E 200 NGT lässt sich aber nicht in schnödem Mammon beziffern: Die bessere Umweltbilanz. Im Erdgasbetrieb hat der Benz eine nahezu weiße Weste, produziert gegenüber dem Benziner 25 Prozent weniger CO2, 75 Prozent weniger Kohlenmonoxid und 60 Prozent weniger reaktive Kohlenwasserstoffe. Noch besser ist die Bilanz gegenüber dem Diesel. Zur deutlichen Kohlenmonoxid- und Kohlenwasserstoff-Einsparung kommen ein erheblich geringerer Ausstoß von Russpartikeln (99 Prozent) und Stickoxiden (70 Prozent) hinzu.

Fazit

Rund 6.000 Euro Aufpreis kostet die bivalente Erdgas-E-Klasse gegenüber den herkömmlich befeuerten Business-Basismodellen. Obwohl es stark von den lokalen Subventionsmöglichkeiten abhängt, dauert es doch einige Jahre, bis ein NGT mittels der günstigeren Tankkosten den Anschaffungsmehrpreis zum Basisbenziner herausfährt. Beim Diesel lässt sich diese Zeitspanne in Dekaden messen.

Trotzdem hat der NGT seine Berechtigung - er ist die umweltfreundlichste E-Klasse im Programm, punktet vor allem mit einem erheblich geringeren Abgasausstoß. Und die Rechenspiele mit den Mehrkosten lassen sich auch von einer anderen Seite her betrachten: Keine E-Klasse wird „nackt“ geordert, im Schnitt packen die Kunden Extras im Wert von zigtausend Euro drauf. Ein Automatikgetriebe ist nahezu immer mit dabei, womit sich der NGT-Aufpreis auf 3.400 Euro reduziert - in etwa dem Gegenwert von Komfortfeatures wie dem schlüssellosen Zugangssystem und einem Panoramaschiebedach.

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