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Test: Opel Corsa 1.4 Sport – Harte Nuss

Chartbreaker: Der neue Opel Corsa stürmte im Januar an die Spitze der Verkaufscharts und ließ den Erzrivalen VW Polo deutlich hinter sich. Typische Anfangseuphorie oder hat der kleine Blitz tatsächlich das Zeug dazu, sich den Platz an der Sonne dauerhaft zu sichern?

Wir haben uns den dreitürigen Corsa Sport mit dem 90-PS-Topbenziner näher angesehen.
„Sport“ heißt beim kleinsten Opel mehr als nur Retuschen an der Karosserie. Zwar macht er mit getönten Frontscheinwerfern, 195er-Breitreifen und verchromtem Sportauspuff durchaus einen auf kleiner Stänkerer. Doch steckt auch verfeinerte Technik drin, etwa ein Sportfahrwerk mit Tieferlegung, ein kürzer übersetztes Fünfganggetriebe und eine spezielle Servolenkung mit progressiv variabler Kennlinie.

Schon auf den ersten Metern fällt auf: Der kleine Corsa mit dem Namenszusatz Sport ist eine harte Nuss. Solange man sich ausschließlich in der Stadt und auf Landstraßen bewegt, kann man noch wohlwollend von einer straffen Fahrwerksabstimmung sprechen. Auf der Autobahn aber wird aus dem Anfangsverdacht Gewissheit: Das Sportfahrwerk ist überdämpft, der Corsa hoppelt in einer Tour vor sich hin. Opel hat diesbezüglich bereits Nachbesserung versprochen.

Theorie und Praxis

Etwas Feinschliff könnte auch die Lenkung vertragen. Von der Idee her ist die Servolenkung mit der progressiv variablen Kennlinie interessant. Sie soll beim Einlenken sehr direkt, in der Mittellage unaufgeregt und beim Rangieren besonders leichtgängig sein. In der Praxis sieht das dann leider anders aus: Der Geradeauslauf ist extrem nervös, um auf der Autobahn die Spur zu halten, muss man ständig nachkorrigieren. Erst beim Einlenken „beißt“ die Lenkung dann zu und lässt auf kurvigen Strecken Sportwagen-Feeling aufkommen.

Der Motor, ein 1,4-Liter-Vierzylinder mit 90 PS, ist wenig sportlich. Gleichmäßig, aber nicht sonderlich spritzig dreht das Aggregat hoch. Dabei klingt es kernig, um 4.000 Touren kommt eine störende Brummfrequenz hinzu. Bis Tempo 100 geht es dank des kurz übersetzten Getriebes flott voran, darüber hinaus tut sich der Motor spürbar schwer mit den 1,2 Tonnen Leergewicht. Zügiges Fahren bedarf viel Schaltarbeit. Da freut es, dass das manuelle Fünfganggetriebe sauber und knackig geführt ist.

Bei bewusst sparsamer Fahrweise lassen sich auf Überlandfahrten Verbrauchswerte um die fünf Liter erzielen. Im alltäglichen Gebrauch mit hohem Stadtanteil und auf längeren, zügig abgespulten Autobahnetappen pendelt sich der Durchschnittsverbrauch bei rund 7,5 Liter je 100 Kilometer ein.

Groß, der Kleine

Die dreitürige Karosserie erinnert von der Dachlinie her an den Astra GTC. Damit wirkt der Corsa deutlich kompakter als sein fünftüriges Pendant. Tatsächlich aber sind die Ausmaße unverändert: Vier Meter misst er in der Länge, ist mehr als 1,70 Meter breit - und damit kein echter Kleinwagen mehr.

Das Platzangebot im Innenraum ist großartig. Fahrer und Beifahrer sitzen bequem auf straff gepolsterten und guten Seitenhalt bietenden Sitzen. Auch hinten ist Platz genug für zwei Erwachsene. Allerdings wird das Platzempfinden getrübt von den sehr mächtigen C-Säulen, die Seitenfenster sind nicht mehr als bessere Gucklöcher.

Sichtprobleme

Entsprechend schlecht ist es um die Übersichtlichkeit bestellt. Die 353,92 Euro für die Einparkhilfe hinten sollten auf jeden Fall investiert werden. Selbst der Blick nach vorne ist eingeschränkt, die sehr weit vorne montierte A-Säule suggeriert Van-Atmosphäre und stört beim Blick in die Kurve. Weiterer Minuspunkt: Das Armaturenbrett spiegelt sich überdeutlich in der Windschutzscheibe.

Das Cockpit hat Pfiff und ist trotzdem klar gestaltet. Sämtliche Instrumente lassen sich einwandfrei ablesen, der Bildschirm in der Mittelkonsole ist blickfreundlich hoch platziert. Dank des sowohl in der Höhe, als auch in der Tiefe verstellbaren Lenkrads ist schnell die ideale Sitzposition gefunden. Ablagen sind reichlich vorhanden, Kleinkram wie das Mobiltelefon oder der Geldbeutel lässt sich stets griffbereit vor dem Schalthebel ablegen.

Licht und Schatten

Die Wertanmutung ist für einen Kleinwagen gut, die Verarbeitungsqualität allerdings nur mäßig. In unserem Testwagen war beispielsweise der Handschuhfachdeckel schräg eingepasst und auch die Zierleisten schlossen zum Teil nicht bündig ab.

Guten Durchschnitt bietet das Gepäckabteil des Corsa. Regulär fasst es 285 Liter, maximal 1.050 Liter. Praktisch ist der ebene, doppelwandige Boden. Beim Beladen von schwereren Gegenständen wie etwa einem Wasserkasten stören die hohe Ladekante und die schmale Kofferraumöffnung.

ESP kostet extra

Der dreitürige Opel Corsa ist mit Basisbenziner (60 PS) für etwas mehr als 11.000 Euro zu haben. Der von uns getestete „Sport“ mit 90 PS beginnt dagegen erst bei 16.203,49 Euro. Die Serienausstattung ist komplett, mit dabei sind unter anderem Front- und Seitenairbags, elektrisch verstellbare Außenspiegel, Nebelscheinwerfer, Sportsitze, Lederlenkrad, CD-Radio, Klimaanlage, elektrische Fensterheber, 16-Zoll Leichtmetallfelgen mit 195er Breitreifen und das überharte Sportfahrwerk. ESP kostet dafür 359,05 Euro extra.  

Fazit

Corsa ja, Sport nein. Der kleine Opel ist zu einem großen Auto gereift, bietet viel Platz, frisches Design und ein ordentliches Ambiente. Allerdings ist die Karosserie außergewöhnlich unübersichtlich. Mit dem 1,4er Benzinmotor ist der kleine Opel gut unterwegs, aber keineswegs so sportlich, wie es 90 PS erwarten lassen. Die Ausstattungslinie „Sport“ ist nicht empfehlenswert, da weder die exklusiv für diese Linie angebotene nervöse Lenkung, noch das überdämpfte Sportfahrwerk überzeugen können. Besser, man nimmt einen fast 2.000 Euro günstigeren „Edition“ und investiert den Differenzbetrag in eine Einparkhilfe und das eine oder andere ausgewählte Extra.  

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