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Test: Opel GT – Freud und Leid

Autos mit Frauen zu vergleichen ist nicht neu. Der Opel GT ist aber nicht irgendeine Frau - er ist eine ausgewachsene Diva, ein in Blech gepresster Vamp. Er lockt die Männerwelt mit feschen Kurven und gewagtem Schnitt.

Und hat er sie einmal um den Finger, pardon den Schalthebel gewickelt, ist es schwer, sich seinem Bann wieder zu entziehen. Auch wenn er seinem Fahrer jede Menge Kompromisse abverlangt - und ihn des Öfteren in die Verzweiflung treibt.
Verführerisch steht der GT da, scheint sich verlegen zu ducken und blickt mich mit großem Augenaufschlag von unten her an. Männer mögen es, wenn Frauen zu ihnen aufblicken, das hat auch der Opel verstanden - und mich schon nach wenigen Sekunden verzaubert. Die scharfen Kanten, flotten Kurven und das äußerst knackige Heck lassen selbst unsterbliche Diven wie die Loren erblassen. Gleichzeitig schwingt dieses Geheimnisvolle mit, diese Ausstrahlung, die einem klar macht, dass man verloren ist, der man aber beim besten Willen nicht widerstehen kann. So wie der Garbo zum Beispiel, oder der Dietrich.

Entzückt nähere ich mich der Versuchung in rot, will ungeschickt meine Tasche im Kofferraum verstauen. Kofferraum? Hier zerplatzt der erste Traum. Unter der äußerst umständlich nach hinten öffnenden Heckklappe verbirgt sich nichts - zumindest kein Platz für Gepäck das größer ist als ein bezahlbares Louis-Vuitton-Täschchen. Und die bezahlbaren sind sehr klein. Also gut, Heckdeckel wieder zu, und einmal frech über den schicken Hintern gelegt - nur so schafft man es die Verriegelung gleichzeitig auf beiden Seiten ins Schloss zu drücken.

Nur für kleine Täschchen

Die Tasche muss mit in den Innenraum. Nur: Auch hier herrscht keine Ballsaalatmosphäre. Vorsichtig drapiere ich mein Gepäck auf dem Beifahrersitz und versuche mich - immerhin 193 Zentimeter groß - durch die enge Luke welche die Tür freigibt hinter das kleine, nur in der Höhe verstellbare Lenkrad zu zwängen. Es gelingt mir nur unzureichend. Ich fluche, habe schon vor dem Start keine Lust mehr. Wütend packe ich meine Tasche, schlage die Tür zu und mach mich auf dem Weg zur U-Bahn.

Doch schon nach wenigen Metern ist da diese Sehnsucht, die mich zurück treibt. Der Opel GT hat es geschafft, er hat mich in seinem Bann. Ich kann ihn nicht stehen lassen. Nach einigen Verrenkungen, die jeden Yoga-Lehrer erfreut hätten, sitze ich auf dem weichen Ledersessel und lasse meinen Blick schweifen. Nichts Besonderes, hübsche Instrumente, ein alltägliches Radio, Standard-Klimaanlage. Kein Navi, keine großen Displays, keine bunten Lichter. Wozu auch, die Diva hat es nicht nötig.

Kein Platz für nichts

Der GT hat es nicht einmal nötig, seinem Fahrer ein paar, oder wenigstens eine, anständige Ablage zu bieten. Nichts. Weder in der Mittelkonsole noch in der Tür oder sonst wo findet sich ein Plätzchen für Handy, Schlüssel oder Portemonnaie. Nur ein Mini-Ledertäschchen am Sitz bietet Platz für ein oder zwei Kreditkarten. Mit Bargeld gibt sich so eine Diva ohnehin nicht zufrieden. Ich fluche zum zweiten Mal.

Die Fahrt nach Hause ist emotionslos. Ich bin verärgert und der Opel unternimmt nichts, um meine Laune aufzubessern. Doch nach einer einsamen Nacht sehne ich mich schon wieder nach meinem kleinen, roten Flitzer. Der Wettergott scheint sich mit mir zu freuen und schickt mir strahlenden Sonnenschein - das Dach muss also runter, schließlich ist der GT ja ein Roadster. Doch er ziert sich, will sich nicht so einfach oben ohne zeigen. Nach einer halben Stunde, mehreren Wutausbrüchen und ausführlicher Lektüre der Bedienungsanleitung hab ich den Mechanismus verstanden. Entriegeln, Heckdeckel öffnen, und von Hand ins nicht vorhandene Gepäckabteil wuchten. Was macht man nicht alles für die Frauen...

Das wahre Gesicht

Meine Mühen scheinen gewürdigt zu werden, ohne Dach sitzt es sich schon viel Gemütlicher. Mit heiterer Laune nun starten wir zur ersten Ausfahrt. Der Zwei-Liter-Turbo-Benziner schiebt mich zügig durch den Stadtverkehr, ich genieße den Fahrtwind, die Sonne und bin rundum glücklich. Aus meinen Tagträumen reißen mich höchstens Straßenbahnschienen, Kopfsteinpflaster oder sonstige Unebenheiten, bei denen das straffe Fahrwerk sich nicht die Mühe macht, sie abzufedern.

Nachdem die Shopping-Tour mangels Stauraum ausfällt, verlassen wir zwei die Stadt für einen Ausflug ins Blaue. So was zieht immer bei den Frauen. Und siehe da, auf einsamen Landstraßen, anspruchsvollen Serpentinen und schattigen Alleen zeigt der GT sein wahres Gesicht. Dass er eigentlich gar nicht zickig ist, sondern nur spielen will. Hier erwacht das Kind in der Diva. Und im Fahrer gleich mit. Der 264 PS starke Motor reicht mehr als locker aus, um den Spieltrieb vollends zu befriedigen und dem Fahrer ordentlich die Frisur zu zerstören. Ein Windschott gibt es nicht.

Spaß-Motor

Unverzüglich nimmt er Gas an, lässt sich ohne zu Murren hochdrehen und klingt dabei entzückend kernig. Nach weniger als sechs Sekunden zeigt die Tachonadel auf 100 km/h. Problemlos schnellt der kurze Schalthebel durch die ebenso kurzen Gassen des Sechsgang-Getriebes, dass die Kraft von immerhin 353 Newtonmeter an die Hinterachse leitet. Wer es sich zu traut, schaltet das serienmäßige ESP aus, und dirigiert den GT mit gezielten Gasbefehlen um die Kurve. Jetzt nur nicht übermütig werden, denn ohne den elektrischen Helfer dreht die Dame schneller Pirouetten, als einem lieb ist.

Aus der anfänglichen Zicke ist ein rassiger Roadster geworden. Der seine Manieren aber auch im Zustand höchster Erregung nicht verliert: Die ausreichend Präzise Lenkung vermittelt dem Fahrer guten Kontakt zur Straße, das in der Stadt unbequeme Fahrwerk spielt jetzt seine Trümpfe aus. Der 1,4 Tonnen wiegende Opel neigt sich nur marginal zur Seite, weicht kaum von der vorgegebene Kurvenlinie ab. Korrekturen sind nur selten nötig. Trotz des kurzen Radstands läuft der GT brav gerade aus, würde sich fast für längere Strecken empfehlen, könnte man als hochgewachsener Fahrer nur ein wenig komfortabler Sitzen. Doch solche Nebensächlichkeiten zählen jetzt nicht.

Nebensächlichkeiten…

Ebenso die Spritrechnung. Die meisten Diven schlürfen Champagner, meine begnügt sich mit - mittlerweile ähnlich teurem - Super Benzin. Davon darf es gern ein wenig mehr sein, auf hundert Kilometer fließen mindestens zehn Liter in die Brennkammern. Nach oben gibt es kaum Grenzen, und so leert sich der 52 Liter fassende Tank bei flotter Fahrt doch recht zügig. Doch nicht nur der Tank, auch das schönste Rendez-vous neigt sich irgendwann dem Ende zu und wir machen uns auf den Rückweg.

Zu meiner Wehmütigkeit mischt sich Nieselregen - Zeit, die Dame wieder anzuziehen. Aussteigen, Dach aus dem Kofferraum wuchten, verriegeln. Wer den Prozess ein paar Mal durchgespielt hat, schafft es schließlich fast im Schlaf. Doch da ist es wieder, dieses Engegefühl im Innenraum. Und plötzlich fällt mir auch das unbequeme Fahrwerk wieder auf. Und die schlechte Übersicht, die das Einparken zum Glücksfall macht…

Fazit

Kaum ein Auto, das zwei so unterschiedliche Gesichter hat, wie der Opel GT. Auf der einen Seite der unpraktische, enge und unbequeme Zweisitzer. Auf der anderen  der rassige Roadster, mit starkem Motor, viel Frischluft und jeder Menge Fahrspaß. Dass die beiden Seiten eine Hassliebe gerade zu herauf beschwören, liegt auf der Hand. Und wer dem Charme des Opel GT erst einmal zum Opfer fiel, wird die kleinen Unannehmlichkeiten gern verzeihen.

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