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Test: Opel Zafira Tourer BiTurbo 2.0 CDTI – Provokateur

Tatort Autobahn, linke Spur: Hier spielen die Audis und BMWs mit ihren starken Dieseln gerne ihre Macht aus, fordern oft ein imaginäres Vorfahrtsrecht gegenüber Schwächeren ein.

Es gilt das Gesetz des Stärkeren und ein Opel Zafira Tourer hat sich in dieser turbulenten Kampfzone eigentlich devot zu verhalten. Doch jetzt haben die Opelaner ihren Pampersbomber mit der neuen BiTurbo-Waffe ausgestattet, die ihn zum tüchtigen A6-Schreck qualifiziert. Der Ende 2011 eingeführte Siebensitzer wirkt noch immer frisch und gefällig, doch nach potentem Linksspur-Kombattanten sieht die elegant gezeichnete Außenhaut nicht unbedingt aus. Lediglich die beiden ovalen Auspuffendrohre und der dezente BiTurbo-Schriftzug weisen den Kundigen auf die höheren Leistungsweihen der Diesel-Granate hin.

195 PS und 400 Newtonmeter schöpft der leistungsoptimierte Motor, der bereits Insignia und Astra in gehobene längsdynamische Sphären katapultiert, aus seinen vier Zylindern und zwei Litern Hubraum. Verantwortlich für den Power-Zuschlag sind zwei hintereinander geschaltete Turbolader und eine ausgeklügelte Ladeluftkühlung. Im Vergleich zum normalen Zafira 2.0 CDTi mit einem Turbolader beträgt das Leistungsplus immerhin 30 PS.

Durchzug satt

Sein Diesel-Prinzip kann das Kraftpaket nicht ganz verleugnen, doch mindert die etwas harte Selbstzünder-Akustik das allgemein recht hohe Komfortniveau des Zafiras nur marginal. Und vom Turbopfeifen der Lader werden die Insassen gar nicht belästigt. Die beiden Schaufelräder sorgen mit ihrem zweistufigen Prinzip vielmehr für geschmeidigen und druckvollen Kraftaufbau, bei dem ein sonst oft nerviges Turboloch kaum mehr spürbar ist. Der Sprint des 1,7-Tonners soll 8,9 Sekunden beanspruchen, noch beeindruckender ist der Durchzug im mittleren Drehzahlbereich, denn jenseits der 2.000 Touren geht gewaltig die Post ab, was vor allem bei Überholvorgängen sehr hilfreich ist.

Entsprechend kann man auch ziemlich gut gegen die gerne drängelnden A4s und A6s anstinken, deren Piloten dann sogar gelegentlich verblüfft zusehen müssen, wie der Zafira ihnen ein Stück davoneilen kann. Immerhin 218 km/h rennt der Diesel-Express, wobei auf unserer Testfahrt die Tachonadel auf der 260er-Skala gelegentlich die 240er-Marke touchierte. Manchem TDI geht da bereits die Puste aus. Lediglich die mit großen V6-Aggregaten und aufwärts ausgestatteten Audis können dem frechen Zafira noch zeigen, wer die eigentlichen Herren der linken Spur sind. Und diese Zurechtweisungen erlebt man mit dem BiTurbo häufiger, denn mit seinen Fahrleistungen ist der eilige Zafira ein Provokateur. Kann doch nicht sein, dass der erfolgreiche Geschäftsmann sich einem Familien-Opel unterordnen muss.

Kultivierter Langstreckler

Der BiTurbo fährt nicht nur schnell, sondern außerdem noch geschmeidig. Eine Automatik würde ihm durchaus gut stehen, doch dieser Motor ist allein mit einem gut abgestuften manuellen Sechsgang-Getriebe verfügbar. Ansonsten bewegt sich der Zafira in eigentlich allen Aspekten auf hohem Entspannungsniveau. Das serienmäßige und wie angegossen sitzende Ergo-Gestühl ist angenehm straff, der Arbeitsplatz lässt sich optimal justieren und die Fahr- und Windgeräusche bleiben selbst bei Top-Speed auf moderatem Niveau. Zudem ist der Federungskomfort trotz des serienmäßigen Sportfahrwerks tadellos und liegt der Biturbo zugleich angenehm satt auf der Straße, um selbst noch bei Topspeed ein sicheres Fahrgefühl zu vermitteln.

Wem der Unterbau zu weich abgestimmt ist, hat alternativ die Möglichkeit, per Knopfdruck in den Sport-Fahrwerksmodus zu wechseln, was dann eine dynamische Dämpferkennlinie aktiviert. Doch eigentlich reicht der für alle Lebenslagen gut abgestimmte Normal-Modus, der bereits eine gute Basis für ambitionierteres Kurvenräubern ist. Sofern man es nicht übertreibt, lassen sich bei forciertem Tempo saubere Kurvenstriche zirkeln. Wobei der große Zafira seinen hohen Aufbau als auch sein hohes Gewicht auf der Vorderachse nicht vergessen machen kann. Letztlich ist der BiTurbo ein vorzüglicher Längs-, jedoch kein ambitionierter Querdynamiker.

Vollgas-Etappen kosten

Der, wenn man sein Vortriebs-Potenzial ausschöpft, allerdings auch zu naschen beginnt. Auf einer längeren Autobahnetappe von Frankfurt nach München konnten wir einen 160er-Schnitt fahren und damit den Spritkonsum auf 10,6 Liter treiben. Fünf Liter weniger sind aber ebenso möglich, denn bei zurückhaltender Fahrweise hat sich der serienmäßig mit einer Start-Stopp-Automatik gesegnete Vierzylinder mit 5,9 Liter begnügt. In den Normverbrauchsbereich (5,6 Liter) kommt man allerdings nur, wenn man das verführerische Leistungs-Potenzial schlummern lässt.

Grundsätzlich ist der Stark-Zafira jedoch nicht für Sparnaturen gedacht, denn allein die recht üppig ausgestatte Basis verlangt nach einer Investition von über 35.000 Euro. Und die vielen Nettigkeiten und Extras, mit denen sich der funktionale, hochvariable und fein tapezierte Premium-Innenraum weiter aufwerten lässt, werden den Preis praktisch wohl meist jenseits von 40.000 Euro hochtreiben.

Relativ gesehen sogar günstig

Damit setzt sich der Zafira Tourer nicht nur leistungsmäßig an die Spitze des Kompaktvan-Segments, auch preislich markiert er das höchste Niveau in dieser Klasse. Wobei der Zafira Tourer mit 4,66 Meter bereits auf Tuchfühlung mit größeren Vans wie dem 4,82 Meter langen Ford Galaxy geht, den es übrigens auch mit einem 200 PS starken Power-Diesel gibt, der bei nahezu identischen Fahrleistungen allerdings über 3.000 Euro mehr kostet. So gesehen kann der Zafira Tourer BiTurbo auch finanziell als durchaus interessantes Angebot betrachtet werden. Opels Zafira Tourer kann auch richtig schnell: Der neue BiTurbo-Diesel wird vor allem diejenigen begeistern, die häufig auf langen Strecken auf der Autobahn unterwegs sind und die es genießen, entspannt schnell fahren zu können und die darauf Wert legen, sich mit souveränem Durchzug auch souverän auf der Überholspur zu bewegen.

Doch ist der Zafira Tourer BiTurbo nicht nur ein flotter Flitzer, er ist außerdem noch angenehm zu fahren, bietet ein kultiviertes Entspannungsniveau und liegt selbst bei Topspeed sauber und ruhig auf der Straße. Die Kehrseite: Für die Extraleistung verlangt Opel eine happige Mehrinvestition und wer gerne das längsdynamische Potential ausschöpft, muss auch beim Verbrauch einen gewissen Express-Aufschlag hinnehmen.

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