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Test: Renault Clio GT – Papiertiger

Mit dezenter Fellaufbürstung und einer sportlich akzentuierten GT-Version hat Renault seinen Verkaufsschlager Clio Mitte 2009 aufgewertet. Mehr Behaglichkeit, mehr Komfort und üppige 128 PS für knapp 16.000 Euro klingt nach schöner neuer Clio-Welt.

Doch den eindrucksvollen Zahlen steht eine etwas ernüchternde Performance gegenüber.
Nach etwas mehr als drei Jahren hat Renault die dritte Clio-Generation optisch näher an den neuen Megane gerückt. Ob die neue Front nun besser aussieht, ist wohl eine Frage des Geschmacks. Während das alte Clio-Gesicht einen markanten, scharfen Eindruck hinterließ, wirkt das neue etwas beliebiger.

In der Vor-Facelift-Zeit war der RS der einzige, der als gepimpter Muskel-Clio auftreten durfte. Nun schickt Renault mit dem GT auch optisch einen weiteren Power-Clio auf die Straße. Ein leichtes Spoilerwerk, silber lackierte Außenspiegel, getönte Scheinwerfereinheiten und ein doppelflutiges Auspuffendrohr vermitteln ein wenig Dynamik. Allerdings steht unser Clio auf vernunftgebotenen Winterreifen mit plastikverkappten Stahlfelgen. Und diese 15-Zoll-Pneus füllen die breiteren Radkästen nur ungenügend aus, was dem Powerlook eine etwas lächerliche Note verleiht.

Sportlicher Komfort

Beim aufgeräumten Innenraum gehen Komfortdetails und sportliche Akzente eine recht harmonische Verbindung ein. Neben stark konturierten Sitzen vorne, Alupedalen und Lederakzenten sorgt das große Farbdisplay eines Preiswert-Navigationssystems für ein aufgewertetes Ambiente. Das Platzangebot ist vorne wie hinten gut, der per umklappbarer Rückbanklehne einfach erweiterbare Kofferraum bietet standesgemäße Staumöglichkeiten.

Manchem Plastikteil fehlt allerdings ein letzter Premium-Feinschliff und sein Kleinwagen-Dasein kann der Clio nicht in allen Details kaschieren. Dafür besonders smart: Beim Navigationssystem muss man über eine kleine Handschmeichler-Fernbedienung die Route eingeben. Das funktioniert kinderleicht und zudem von jedem Sitzplatz aus. Einziges Manko: Im Dunkeln sucht man gelegentlich etwas länger nach dem Signalgeber. Obwohl fest installiert, thront das grobpixelige Display des digitalen Wegweisers etwas plump auf dem Armaturenbrett. Wohl auch deshalb kostet das vollintegrierte System vergleichsweise schmale 500 Euro.

Auf Knopfdruck, doch ohne Druck

Ebenfalls zusätzliche 500 Euro kostet das Handsfree-Paket, das ein schlüsselloses Zugangs- und Startsystem beinhaltet. Der Signalgeber in Form einer Karte kann deshalb in der Tasche des Fahrers stecken bleiben, der Wagen entriegelt automatisch und per Knopfdruck wird der 1,6-Liter-Saugbenziner zum Leben erweckt.

Laufruhig und kultiviert, übt sich der Vierzylinder akustisch zunächst in Zurückhaltung. Das trifft allerdings auch auf die Kraftentfaltung zu. Wirkt der Sechszehnventiler beim Anfahren noch recht lebendig, verliert sich ein erheblicher Teil seiner verheißungsvollen Nominalkraft irgendwo im Drehzahl-Nirvana. Bis fast 7.000 Touren dreht die Nadel zwar munter hoch, doch nach echten 128 PS fühlt sich das nicht an.

Folgt nicht dem Turbotrend

Statt auf Mini-Hubraum und Turboaufladung setzt Renault weiterhin auf einen klassischen Saugbenziner. Wohl auch deshalb vermissen wir einen charaktervollen Punch. Statt der von Renault proklamierten 9,3 Sekunden absolvieren wir mit dem 1,2-Tonner im besten Versuch den 100-km/h-Sprint in 10,6 Sekunden. Und die Endgeschwindigkeit von 190 km/h erreichten wir nur bergab und nach sehr viel Anlauf. Aufgrund der lang übersetzten sechsten Gangstufe ist der Geschwindigkeitszuwachs ab etwa 150 km/h kaum mehr der Rede wert. Besonders hohes Tempo geht zudem mit einer etwas unfeinen Geräuschkulisse einher.

Und trotz eines lang übersetzten, leichtgängigen und präzisen Handschaltgetriebes enttäuscht der Clio auch beim Realverbrauch. Bei entspannter Fahrweise haben wir um acht, bei flotter Gangart sogar über neun Liter Benzin auf 100 Kilometer verbraucht. Renault gibt den Clio GT mit knapp unter sieben Litern an. Zum Vergleich: Der 105 PS starke VW Polo 1.2 TSI soll sich bei etwa gleichen Fahrleistungen mit einem um 1,4 Liter niedrigeren Normverbrauch begnügen. Motortechnisch ist der Stark-Clio also nicht mehr auf der Höhe der Zeit, dabei gibt es adäquate Alternativen bei Renault.

Angenehmer Spagat

Einen überraschend guten Kompromiss aus Komfort und Sportlichkeit bietet das Fahrwerk. Statt einer übertrieben harten Abstimmung, wie sie in früheren Zeiten oft bei kleinen Krawalltypen gewählt wurde, gibt sich der Clio GT im besten Sinne französisch und nervt trotz einer angenehmen Grundstraffheit nicht mit absurdem Rumgehoppel. Andererseits taumelt der Clio GT durch schnell angegangene Kurven nicht wie ein Skipper beim ersten Landgang. Weder bretthart noch mit dem Wankelmut einer Süßwasserqualle überzeugt der ausgewogene Unterbau des GT. Allein die leichtgängige, elektrohydraulische Lenkung könnte einen etwas lineareren und direkteren Eindruck vermitteln.

Technische Daten
Marke und Modell Renault Clio
Ausstattungsvariante GT
Abmessung und Gewicht
Länge/Breite/Höhe (mm) 4.032/ 1.720 / 1.497
Radstand (mm) 2.575
Wendekreis (m) 10,7
Leergewicht (kg) 1.215
Kofferraum (Liter) 288 - 1.038
Bereifung Testwagen 185/60 R15 Michelin Alpin
Motor
Hubraum (ccm) / Zylinder (Zahl, Bauart) 1.598 / 4, Reihe
Leistung (PS) 128
Drehmoment (Nm) / Umdrehungen 155 / 4.250
Antriebsart Frontantrieb
Getriebeart manuelles 6-Gang-Getriebe
Verbrauch
Krafstoffart Benzin
Kombiniert laut Werk (l/100km) 6,9
CO2-Emissionen (g/km) 160
AS24-Verbrauch (l/100km) 8,5
Fahrleistungen
Werksangabe 0-100km/h (s) 9,3
AS24-Sprint 0-100km/h (s) 10,6
AS24-Bremstest 100-0km/h (m) k.A.
Höchstgeschwindigkeit (km/h) 190
Preise
ab (Euro) 16.300
Empfohlene Extras Navigationssystem (490 Euro)
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Preis

Mit 16.300 Euro ist der GT ein bemerkenswert günstiges Angebot. Neben der gehobenen Motorleistung bietet der Kleindynamiker noch eine sehr lange Ausstattungsliste. Zum Vergleich: Der bereits erwähnte Polo 1.2 TSI kostet in der Basis zwar nur rund 100 Euro mehr, doch will man den Wolfsburger auf das Ausstattungsniveau des Clio GT bringen, muss fast 4.000 Euro mehr investieren.

Eine andere Alternative zum GT findet sich im Modellprogramm des Clio selbst. Der nur 105 PS starke dCi bietet bei geringfügig schlechteren Fahrleistungen einen um über zwei Liter niedrigeren Normverbrauch. Den starken Diesel-Clio gibt es allerdings erst ab 18.800 Euro in der Top-Ausstattung Luxe, die gegenüber dem GT noch das Navigationssystem und eine Bluetooth-Freisprecheinrichtung serienmäßig bietet. Nimmt man den ausstattungsbereinigten Kaufpreis und den Minderverbrauch in die Kalkulation, dürften sich die Mehrinvestition für den Diesel-Clio nach gut 70.000 Kilometer amortisieren.

Fazit

Wer einen alltagstauglichen Kleinwagen mit gehobenem Komfort, überdurchschnittlicher Leistung und zudem leichter Kurvenspaß-Kompetenz wünscht, dem bietet der Clio GT ein durchaus attraktives und zudem günstiges Paket. Der weitgehend erwachsene Kleinwagen bietet allerdings nur fast erwachsene Fahrleistungen. Angesichts der hohen PS-Zahl enttäuscht die längsdynamische Vorstellung. Die nächste Clio-Generation dürfte dann ab etwa 2013 mit druckvolleren und sparsameren Turbomotoren vorpreschen, die im Mégane bereits zum Einsatz kommen. Bis dahin dürfte in der Clio-Modellpalette der starke Diesel die wohl attraktivere Alternative zum GT sein.

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