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Test: Toyota Prius – Effizienz-Vorsprung durch Technik

Die UN-Klimakonferenz 2009 war ein Flop. Folglich ist beim Kampf gegen das CO2 weiterhin Eigeninitiative gefragt, zum Beispiel durch den Kauf eines Spritsparautos wie dem Toyota Prius.

Dieser ausgefuchste CO2-Minimalist soll sich in der bereits dritten Generation dank Hybridantrieb mit nur 3,9 Litern begnügen. Wie gut die Doppelherz-Technik sich im Alltag bewährt, haben wir getestet.
Mit seiner deutlich modernisierten Außenhaut wirkt der neue Prius geschärfter und definierter als sein unscheinbarer Vorgänger. Besonders elegant oder sexy kommt die Neuauflage zwar nicht daher, doch sorgen die aerodynamische Form, einzigartige LED-Scheinwerfer und -Rückleuchten sowie besondere 17-Zoll-Räder für eine auffällige Hightech-Aura. Die Lackierung in Unschulds-Weiß unterstreicht zudem das Saubermann-Image.

Innen bietet der Prius spannendes Zukunfts-Flair, das allerdings etwas technoid und kühl anmutet. Auffällig sind ein kleiner blauer Automatik-Schalthebel in der freischwebenden Mittelkonsole und die breite Digitalanzeige mittig im Armaturenbrett. Neben einem Digitaltacho befindet sich hier noch der Energy Monitor, der anzeigt, ob der Prius mit Benzin oder Strom oder beidem fährt und ob die Batterie gerade geladen wird. Wo sich bei anderen Autos das Kombiinstrument hinterm Lenkrad befindet, ist beim Prius gähnende Leere. Dafür projiziert das serienmäßige Head-up-Display zusätzlich Geschwindigkeit und Navi-Hinweise in die Windschutzscheibe und damit direkt ins Blickfeld des Fahrers.

Viel Luxus, wenig Schick

Praktisch ebenfalls: Am Lenkrad befinden sich jeweils in Daumennähe Bedientasten-Felder. Gleitet der Daumen über diese, wird die Funktionsbelegung der Tasten ins große Display eingelendet. Der Fahrer muss somit nicht aufs Lenkrad schauen, um zu wissen, mit welchen Tasten er die Lautstärke des Radios regulieren kann.

Mit Touchscreen-Navi, Klimaautomatik, Tempomat, Sitzheizung und Lederausstattung ist unser Testexemplar zudem mit reichlich Luxus gesegnet. Doch so richtig edel wirkt der Innenraum selbst damit nicht. Dank der kratzempfindlichen Hartplastik-Landschaft  in verschiedenen Grautönen und die graue Lederausstattung bleibt der Wohlfühl-Faktor gering.

Von der immerhin 1.700 Euro teuren Lederausstattung ist unbedingt abzuraten. Qualitativ wirkt sie zweitklassig. Zudem finden sich an der Rückseite der Rückbank unsauber verlaufende Nähte und der linke Wulst auf dem Fahrersitz war bei unserem Testwagen, der erst 14.000 Kilometer auf der Uhr hatte, bereits leicht verschlissen. Ohnehin ist der großzügige Einsatz von Tierhaut in einem Ökomobil wie dem Prius paradox. Einerseits ist die CO2-Bilanz von Kühen denkbar mies und andererseits Kühe selbst von deren Enthäutung kaum begeistert. Unsere Empfehlung deshalb: Textilsitze. Die sind im Prius nicht nur schicker und bequemer, sondern auch politisch korrekter.

Besonders praktisch

Wenn auch nicht wohnlich warm, so ist der Innenraum des 4,46 Meter langen Prius dafür besonders alltagstauglich. Vorne wie hinten haben die Passagiere richtig gut Platz. Dank des fehlenden Kardantunnels ist im Fond der Fußraum nahezu eben und kann man entsprechend auch auf dem mittleren Platz der Rückbank mit normal angewinkelten Beinen sitzen.

Der 445 Liter große Kofferraum lässt sich dank der asymmetrisch umklappbaren Rückbank im Handumdrehen auf 1.545 Liter erweitern. Neben einer ebenen Ladefläche bietet das Gepäckabteil noch weitere praktische Vorteile: So wird die Ladeschwelle durch einen Zwischenboden egalisiert, was das Be- und Entladen schwerer Gegenstände erleichtert. Zudem befindet sich unter diesem Zwischenboden eine groß dimensionierte und leicht zu reinigende Plastikwanne und  sogar ein Extra-Staufach für die Gepäckraum-Abdeckung. Das durchdachte Innenraum-Konzept des Prius verdient ein besonderes Lob.

Sichtprobleme

Weniger löblich ist hingegen die eingeschränkte Sicht nach hinten. Das Heckfenster macht nämlich zusammen mit der Kofferraumklappe einen Knick im 90-Grad-Winkel. Dieser Knick schränkt das Sichtfeld grundsätzlich ein. Zusätzlich kann Verschmutzung beim unteren Teil der Scheibe die Sicht behindern. Ebenfalls nur eingeschränkte Sicht bei Verschmutzung und Dunkelheit bietet die Rückfahrkamera. Sie bekommt man zusammen mit dem 2.300 Euro teuren Navisystem. Wesentlich empfehlenswerter ist deshalb beim Prius die Kombination aus klassischen Parkpiepsern und Schulterblick, um sich bei Rückwärts-Fahrmanövern abzusichern.

Gestartet wird der Prius per Start-Knopf. Nach einem kurzen Druck signalisiert ein kleines Lämpchen die Fahrbereitschaft. Der 99 PS starke 1,8-Liter-Benziner bleibt zunächst aus. Legt man nun den Gangwahlhebel auf D, kann man zunächst rein elektrisch und somit lautlos anfahren. Erst wenn mehr Strom benötigt wird als die Batterie liefern kann, oder der Fahrer per Gasfuß mehr Motorleistung fordert, springt der Vierzylinder ein. Dieses Zusammenspiel funktioniert beeindruckend reibungslos und wirkt technisch sehr ausgereift.

99 plus 83 = 136

Zu den 99 Verbrennungsmotor-PS gesellen sich noch 82 PS der E-Maschine, die sich allerdings zu einer kombinierten Maximalleistung von 136 PS addieren. Diese Kraft bekommt man auf Wunsch aber durchaus eindrucksvoll zu spüren. Wer mit dem Druck auf dem Power-Knopf noch ein paar Extra-PS anfordert, kann mit dem 1,4-Tonner in knapp über zehn Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 fegen. Vor allem das Drehmoment des E-Motors sorgt für einen spaßigen Punch, trotz stufenloser Automatik. Diese ist nämlich für ein etwas ungewohntes Beschleunigungsverhalten verantwortlich. Statt eines linearen Anstiegs der Drehzahlen nach jeder neuen Gangstufe, dreht bei diesem stufenlosen Getriebe der Verbrennungsmotor beim forcierten Beschleunigen so lange auf hohem Niveau, bis die gewünschte Geschwindigkeit erreicht wird.

Apropos Geschwindigkeit: Zwar ist der Prius recht antrittsstark, seine Top-Speed ist mit 180 km/h allerdings etwas bescheiden. Auch mit seinem komfortablen jedoch nicht sehr kurvengierig ausgelegten Fahrwerk und einer sehr umfangreichen Sicherheitsausstattung will sich der Öko-Toyota vor allem als Auto der Vernunft empfehlen.

Diesem Anspruch wird der Prius in besonderer Weise mit seiner Spritspar-Technik gerecht. Der Trick: Der Elektromotor wandelt Bremsenergie in Strom um, die in einer großen Batterie zwischengespeichert wird. Diese Energie wird wiederum für den Vortrieb genutzt, was den Benzinmotor entlastet und so den Verbrauch verringert. Mit diesem Energie-Recycling soll sich der Prius laut Toyota mit 3,9 Liter auf 100 Kilometer begnügen – angesichts von Leistung und Gewicht ein herausragend niedriger Wert.

Technische Daten
Marke und Modell Toyota Prius
Ausstattungsvariante Executive
Abmessung und Gewicht
Länge/Breite/Höhe (mm) 4.460/ 1.745 / 1.490
Radstand (mm) 2.730
Wendekreis (m) 11,8
Leergewicht (kg) 1.370
Kofferraum (Liter) 340 - 1.545
Bereifung Testwagen 215/45 R17
Motor
Hubraum (ccm) / Zylinder (Zahl, Bauart) 1.798 / 4, Reihe
Leistung (PS) 136 (99 PS Benzinmotor allein)
Drehmoment (Nm) / Umdrehungen 142 / 4.000
Antriebsart Frontantrieb
Getriebeart stufenlos variable Automatik
Verbrauch
Krafstoffart Benzin
Kombiniert laut Werk (l/100km) 3,9
CO2-Emissionen (g/km) 89
AS24-Verbrauch (l/100km) 6,2
Fahrleistungen
Werksangabe 0-100km/h (s) 10,4
AS24-Sprint 0-100km/h (s) k.A.
AS24-Bremstest 100-0km/h (m) k.A.
Höchstgeschwindigkeit (km/h) 180
Preise
ab (Euro) 28.750
Empfohlene Extras Parkpiepser fürs Heck (290 Euro) sind unverzichtbar.
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Nicht ganz so sparsam

Vor allem im städtischen Verkehr mit vielen Ampelstopps soll die Hybrid-Technik beim Sparen helfen. Doch nach fast 400 Kilometern im Stadtverkehr haben wir im Schnitt 6,5 Liter verfahren. Bei einer gut 250 Kilometer langen Sparfahrt auf der Autobahn waren es immerhin noch 5,6 Liter Benzin auf 100 Kilometer. Zwar blieben wir in beiden Fällen deutlich über dem Normwert, doch für einen Benziner mit so viel Leistung in Kombination mit einem Automatikgetriebe sind selbst diese Praxiswerte noch vorbildlich.

Deutliche Verbrauchsvorteile gegenüber sparsamen Dieselmodellen bietet der Toyota damit allerdings nicht. Wer besonders genügsame Autos sucht, findet zum Beispiel mit dem VW Golf 1.6 TDI Bluemotion oder dem BMW 320d EfficientDynamics Edition ähnlich effiziente Alternativen. Allerdings muss man für diese deutschen Spardiesel deutlich mehr als für den Prius hinblättern.

Hoher Preis, aber preiswert

25.450 Euro verlangt Toyota für seinen Basis-Prius, fast 29.000 Euro kostet die von uns getestete Top-Version Executive. Mit Navisystem, Lederausstattung, Radar-Tempomat (einzigartig im Segment), Solar-Schiebedach und USB-Anschluss lässt sich der Preis auf maximal rund 36.000 Euro erhöhen. Für einen Prius muss man also schon etwas tiefer in die Tasche greifen.

Doch die erwähnten Diesel-Sparalternativen deutscher Hersteller sind noch teurer. Will man zum Beispiel einen VW Golf 1.6 TDI Bluemotion Technology mit vier Türen und Sieben-Gang-DSG auf das Ausstattungsniveau des Basis-Prius bringen, landet man bei rund 27.000 Euro. Und dann bietet der Prius immer noch zusätzliche Extras wie LED-Rückleuchten, ein Smart-Key-System, ein Start-Stopp-Knopf und das Head-up-Display. Für den Golf sind diese Features nicht einmal im Angebot. Und darüber hinaus hat der Prius ja noch einen Hybridantrieb, der rein elektrische und damit emissionsfreie Fahrten von bis zu zwei Kilometern möglich macht. Angesichts dieser herausragenden Technik ist der Prius im Vergleich zum Bluemotion-Golf ein überaus faires Angebot.

Eine günstige Alternative ist allerdings der Hybrid-Konkurrent Insight, den Honda mit einer sehr ähnlichen Karosserie und einem technisch weniger aufwändigen Hybridsystem für einige 1.000 Euro günstiger anbietet. Hinsichtlich der Effizienz liegt das Hybridmodell von Honda mit dem Prius auf Augenhöhe.

Fazit

3,9 Liter – im Alltag wird man diesen Spritverbrauch mit dem Prius wohl nur mit viel Disziplin erreichen. Doch selbst wenn zwei Liter Praxisaufschlag hinzu kommen, ist man mit dem cleveren Toyota vergleichsweise sparsam und weniger klimaschädlich unterwegs.

Ansonsten ist der Prius vollgestopft mit attraktiver Technik, hervorzuheben sind neben dem Elektroantrieb das serienmäßige Head-up-Display oder Aufpreispflichtiges wie ein LED-Abblendlicht und ein radargestützter Tempomat. Darüber hinaus bietet der Japaner einen praktischen wie variablen Innenraum, der durchaus noch etwas wohnlicher sein dürfte. Es sind ansonsten eher Kleinigkeiten wie die mäßige Sicht nach hinten, die etwas triste Anmutung der grauen Plastiklandschaft innen, die das positive Gesamtbild etwas trüben.

Preislich muss man beim Prius zwar etwas tiefer in die Tasche greifen. Doch angesichts der vielen Komfort- und Sicherheitstechnik, einer sehr guten Ausstattung und dem herausragenden Hybrid-System scheint dieser Preis durchaus angemessen. Besonders sparsame Dieselmodelle deutscher Hersteller sind in jedem Fall teurer.

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