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Test: VW Golf 2.0 TDI DSG – Vollspießer

Der Golf VI ist eigentlich ein alter Bekannter. Trotz umfangreicher Modifikationen lässt sich nicht verhehlen, dass der Golf VI ein gepimpter Golf V ist – der bessere, in jedem Fall. Wir haben den Wolfsburger mit 140-PS-Common-Rail-Diesel antreten lassen.

Der Golf ist ein Golf, ist ein Golf, ist … Seit rund drei Jahrzehnten ist er unangefochtener Spitzenreiter in der Verkaufshitparade – in Deutschland. Das Komische: Seine äußere Erscheinung löst bei den Betrachtern weder Begeisterungsstürme noch Verachtung aus. Man kauft ihn, weil man nicht auffallen will, etwas Solides möchte, sich an den Golf im Laufe der Zeit gewöhnt hat oder aus welch hehren Ansprüchen auch immer.

Was bei anderen als großes Facelift durchgeht, deklariert VW einfach mal als neuen Golf. Geschärft haben die Wolfsburger den Sechser, behutsam und doch auf den Punkt genau. Dabei hörten sie sogar auf Kundenkritik und -wünsche.

Kritik ernst genommen

So wurde das von Vielen zu schmal und hoch geratene Heck deutlich muskulöser modelliert. Hauptsächlich erreichten die Designer das durch neu gestaltete, breite Leuchten. Dadurch konnten sie gleich Kritikpunkt Nummer Zwei ausmerzen. Beim Golf V erahnte man unter ungünstigen Lichtverhältnissen nur, ob der Golf-Fahrer vor einem nun blinkt oder nicht. Das gehört beim Neuen der Vergangenheit an. Genauso wie der bei Dunkelheit den Fahrer blendende Spiegelblinker. Neu geformte Rückblicker helfen hier und reduzieren Windgeräusche.

Im Innenraum rutschten die Bedienelemente für die elektrischen Fensterheber weiter nach oben und liegen perfekt zur Fahrer-Hand. Beim neu gestalteten Kombiinstrument kehrt VW nun endlich der blauen Beleuchtung den Rücken. Weiß ist das neue Blau. Ein zaghaft renovierter Armaturenträger und eine veränderte Klimaregelung sind weitere Auffälligkeiten. Das grazile Lenkrad lässt sich nach wie vor weit verstellen und gibt einem mit den komfortablen Sportsitzen ein Zuhause-Gefühl wie es besser kaum sein könnte. Und das ist eines der Erfolgsgeheimnisse des Golfs – zuhause sein.

Pedanten

Hinzu kommt die Liebe zum Detail. Diese äußert sich zum Beispiel in der Beleuchtung für das Multifunktionslenkrad, in der Bedienung des DSG via Schalthebel hinterm Lenkrad oder aber in der Arbeitsweise der optionalen Rückfahrkamera, die unter dem VW-Emblem in der Heckklappe ausfährt und bei Nichtgebrauch schmutzgeschützt im Verborgenen bleibt. Weitere Feinheit: Die Personalisierung vieler Funktionen via Bordcomputer (MFA Plus) und die hochglänzende Navi-Telefon-Antenne auf dem Dach, die bei anderen aus profanem Plastik besteht sowie zu guter Letzt dem serienmäßigen Tagfahrlicht.

Das Platzangebot des Golfs blieb unverändert und ist klassenüblich. Mehr Auto brauchen nur wenige. Allerdings rangiert das Kofferraumvolumen mit 350 Litern lediglich im Mittelfeld. In den neuen Renault Mégane passen beispielsweise 405 Liter rein.

Endlich ruhig

Die größte Bereicherung für den Golf ist aber der Euro-5-saubere 2.0 TDI mit Common-Rail-Einspritzung. Wer die alten Pumpe-Düse-Motoren als erträglich ansah, wird sich im neuen Diesel-Golf fragen, ob er an Gehörverlust leidet. Unbedarfte Mitfahrer merken nicht, dass sie in einem Selbstzünder sitzen. Sanft schnurrt der Sechzehnventiler und hängt sauber am Gas. Die Drehzahlleiter erklimmt er gleichmäßig und ohne Turboallüren. Gefühlt ist die Längsdynamik allerdings zurückhaltender als die des Pumpe-Düse-Vorgängers, da der Turbolader nicht mehr so brutal in Aktion tritt und seine Arbeit nicht mit lauten Motorgeräuschen untermalt.

9,7 Sekunden haben wir für den Sprint gemessen, 9,3 werden von VW angegeben. Dank Sechsgang-DSG ist dieser Wert jederzeit reproduzierbar. DSG-Wählhebel auf „S“ oder in die Manuell-Schaltgasse und Gas geben. Fix und nahezu unmerklich schaltet das Doppelgetriebe die Gänge durch. DSG ist beim 2.0 TDI ein Muss. Allerdings steigt der Verbrauch im Vergleich zum Handschalter um rund zehn Prozent. 5,4 Liter meint VW, wir meinen eher 6,7 Liter – nicht wenig, aber angemessen.

Adaptives Fahrwerk

Zu guter letzt passt die adaptive Fahrwerksregelung DCC wie die Faust aufs Auge. Eine perfekt austarierte Feder-Dämpfer-Abstimmung, die in der Komfortstellung sanft die Bodenwellen glättet und in der Sportstellung gehobene Fahraktivitäten willkommen unterstützt. Das Programm „normal“ braucht es hingegen nicht. 925 Euro sind zu viel Geld für das System, wenn man bedenkt, dass der Golf schon ab Werk eine feine Abstimmung besitzt.

Unangetastet blieb die Bremsanlage in ihrer Dimension. Knapp 290 Millimeter große Scheiben vorne verzögern bestens, auch nach zig Gewaltbremsungen. Mit den montierten Dunlop SP Winter 3D Winterreifen ergeben sich stets Bremswerte von rund 40 Metern. Mit Sommerpneus sind sie etwa zehn Prozent kürzer. Die Lenkung arbeitet nach wie vor zielgenau und vermittelt stets Souveränität. Zudem bleibt sie nahezu frei von Antriebseinflüssen und greift bei Seitenwind Geradeauslauf-stabilisierend ein.

Für Bandarbeiter und Vorstandsgattin

Technische Daten
Marke und Modell VW Golf 2.0 TDI DSG
Ausstattungsvariante Comfortline
Abmessung und Gewicht
Länge/Breite/Höhe (mm) 4.199/ 1.779 / 1.479
Radstand (mm) 2.578
Wendekreis (m) 10,9
Leergewicht (kg) 1.420
Kofferraum (Liter) 350 / 1.305
Bereifung Testwagen 205/55 R 16 Dunlop Winter Sport 3D
Motor
Hubraum (ccm) / Zylinder (Zahl, Bauart) 1.968 / 4, Reihe
Leistung (PS) 140
Drehmoment (Nm) / Umdrehungen 320 / 1.750 bis 2.500
Antriebsart Frontantrieb
Getriebeart 6-Gang-Doppelkupplung
Verbrauch
Krafstoffart Diesel
Kombiniert laut Werk (l/100km) 5,4
CO2-Emissionen (g/km) / EU-Norm 142 / Euro 5
AS24-Verbrauch (l/100km) 6,7
Fahrleistungen
Werksangabe 0-100km/h (s) 9,3
AS24-Sprint 0-100km/h (s) 9,7
AS24-Bremstest 100-0km/h (m) 40
Höchstgeschwindigkeit (km/h) 207
Preise
ab (Euro) 25.875
Empfohlene Extras Tempomat (195 Euro), Metallic-Lack (ab 480 Euro), vier Türen (ab 750 Euro), Freisprecheinrichtung (ab 405 Euro), Winterpaket (395 Euro)
VergrößernVerkleinern

Ein weiterer Erfolgsgarant des Golfs sind seine Klassenlosigkeit und die Individualisierungsmöglichkeiten. Die Ausstattung macht die Musik und den Preis. So ist der 80 PS starke 1.4 ab 16.500 Euro zu haben. Das andere Ende der Preisliste markiert derzeit der 2.0 TDI DSG. In der getesteten Comfortline-Konfiguration mit allerhand Schnickschnack kostet er 35.101 Euro. Bei 25.875 Euro startet das Vergnügen. An Bord sind unter anderem sieben Airbags, ESP – macht ihn zum derzeit sichersten Auto der Kompaktklasse – Aluminiumräder in 16 Zoll, Lederlenkrad, Lendenwirbelstütze, Einparkpiepser hinten, manuelle Klimaanlage, Bordcomputer und MP3-CD-Radio.

Als Extras empfehlen wir den Tempomat sowie die Bluetooth-Freisprecheinrichtung Premium Plus, die allerdings nur mit Nokia und BenQ-Telefonen kompatibel ist, wenn diese SIM-Access-Profile besitzen. Wer frei sprechen will, muss noch das Multifunktionslenkrad und das RCD 310 für zusammen 575 Euro dazukaufen. Die aufpreispflichtigen Nebelscheinwerfer fungieren bis etwa 40 km/h als statisches Kurvenlicht. Eine optisch gewöhnungsbedürftige Lösung, wenn der Golf dreiäugig um die Ecke biegt. Als letztes Extra empfehlen wir das Winterpaket mit beheizten Sitzen vorne, warmen Waschdüsen und einer Scheinwerferreinigung sowie der Waschwasserstandmangel-Anzeige. Ach ja, fast vergessen. Zwei weitere Türen kosten inklusive elektrischer Fensterheber 945 Euro.

Fazit

Ein Lobgesang auf den Vollspießer, der nirgends aus dem Rahmen fällt – zumindest nicht negativ. Der Golf macht auch in seiner aktuellsten Version alles richtig. Kritik müssen sich die Wolfsburger lediglich bei der Preisgestaltung gefallen lassen. Aber dafür bekommt man ein erstklassiges Fahrzeug, mit dem man in jeder Situation gut gekleidet ist und das sich spätestens beim Wiederverkauf bezahlt macht.

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