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Test: VW Scirocco – Schiroggo!

Er ist eng und unübersichtlich, hat eine unverschämt hohe Ladekante und ist teurer als der zehn PS stärkere und praktischere Golf GTI. Warum also sollte man sich den Scirocco 2.0 TSI mit 200 PS gönnen? Wir versuchen, diese Frage zu beantworten.

Zu allererst ist der VW Scirocco auffällig anders. Ob er gefällt oder nicht ist erst einmal zweitrangig. In der Unter-30.000-Euro-Preisklasse kommt nur das Renault Mégane Coupé an ihn ran. Preislich, sportlich eher nicht. Genau andersrum sieht die Sache bei dem fast 7.000 Euro teureren Audi TT mit identischem TSI-Motor aus. Egal, das hier ist ein Einzeltest und der Scirocco ist ein reizendes Unikat im automobilen Einerlei, das im Februar 2009 laut Kraftfahrtbundesamt immerhin gut 1.100 Mal neu zugelassen wurde.

Nachteile inbegriffen

Mit der eigenwilligen Form werden aber auch einige Nachteile erkauft. Dass die Spaltmaße der Karosserie nicht ganz dem extrem hoen VW-Niveau entsprechen, irritiert, nerviger ist jedoch das Frachtabteil mit der ultrahohen Ladekante. Wasserkästen können nur im speziellen Winkel in den Schacht geschoben werden - Muckis in den Armen vorausgesetzt.

Die Nachteile der knackigen Karosserieform treten auch im Fahrgastraum zutage. Eng ist er, besonders im Schulterbereich. Die Kopffreiheit reicht dagegen selbst hinten aus, obwohl die Unterbringung von vier Erwachsenen in diesem Fahrzeugsegment kein Kaufkriterium ist.

Dennoch: Im VW finden vier Erwachsene Platz. Durch die fest stehenden Rahmenkopfstützen der Rücksitze, die dicken A-Säulen und die breiten hinteren Dachsäulen ist Übersichtlichkeit allerdings ein Fremdwort für den Wolfsburger – eine Einparkhilfe daher Pflicht.

Laaaaaangweilig!

Dass das Interieur die Augen verwöhnt, kann man auch nicht behaupten. Der Scirocco, der außen anders ist als andere, wirkt im Innenraum austauschbar - weil dort lauter Bauteile aus anderen VW-Modellen zusammengeschustert wurden. Eos, Golf, Scirocco? In welchem VW sitzen wir eigentlich? Lediglich die Türzuziehgriffe und die Rücksitze haben Stil. Bitte nicht falsch verstehen, die Verarbeitung und die verwendeten Materialien sind prima, auch wenn alles, was nach Alu aussieht, nur Kunststoff ist, und unserer Meinung nach in ein Sportcoupé echtes Aluminium gehört - gebürstet, geschliffen, unbehandelt, wie auch immer.

Fast unbefriedigend sind auch die Sportsitze, die denen des Golf GTI nicht ebenbürtig sind. Es fehlt der Seitenhalt (vor allem auf den mit Leder bezogenen Sitzen) und nicht jeder Pilot findet eine perfekte Sitzposition. Wer die elektrische Verstellung gewählt hat, kann den Sitz nicht weit genug absenken und wird zudem mit langen Wartezeiten beim Vor- und Zurückklappen der Sitze bestraft.

Taufrischer Antrieb

Ausschließlich Freude bereitet dagegen der mittlerweile gut bekannte 2,0-Liter-Benzindirekteinspritzer. Im Scirocco leistet er 200 PS und damit zehn PS weniger als der im aktuellen Golf GTI.

Dennoch schiebt der Sechzehn-Ventiler den gut 1,3 Tonnen schweren Volkssportler dank Turboaufladung vehement vorwärts. Laut Werk soll die Beschleunigung aus dem Stand auf Landstraßentempo in 7,1 Sekunden erledigt sein. Unser Testexemplar war sogar zwei Zehntel schneller. Beeindruckend ist die Spontaneität, mit der der aufgeladene Vierzylinder am Gas hängt.

Perfekte Ergänzung: DSG

Hilfreich ist bei dieser Übung das Sechsstufen-DSG. Perfekt und in Windeseile sortiert es die Gänge. Mit dem Doppelkupplungsgetriebe gelingt wirklich jedem der Ideal-Spurt: ESP off, Bremse halten mit dem linken Fuß, Vollgas mit dem rechten – jetzt pendelt sich die Drehzahl bei rund 3.500 Umdrehungen ein – Bremse lösen und ab geht’s. Ganz einfach und einfach sauschnell. DSG-Zugabe: Bei jedem Volllast-Gangwechsel sprotzt der Doppelauspuff herrlich vor sich hin. Überhaupt überzeugt der Sound des derzeit noch stärksten Sciroccos, nicht zu laut aber stets präsent.

Beim Verbrauch gibt es keine Überraschungen. Ähnliche Trinksitten wie die eines Golf GTI waren zu erwarten und wurden im Testalltag bestätigt. Wer die Leistung nutzt, wird mit gut zehn Litern 100 Kilometer weit düsen. Wer sachte über die Autobahn gleitet, kann problemlos mit einer Acht vor dem Komma rechnen. Kostensenkend wirkt sich beim Scirocco die Umstellung des 2.0 TSI auf Superbenzin aus. Der Golf V GTI beispielsweise bettelte für volle Leistung noch nach teurem Superplus.

Elektronik nicht nötig

Viel hilft viel, dachten sich wohl die Testwagen-Verantwortlichen bei VW und pumpten den Presse-Wagen mit Extras voll. Knapp 38.000 Euro kostete unser Exemplar. Mit an Bord war unter anderem die 925 Euro teure adaptive Fahrwerksregelung DCC. Sie bietet die Möglichkeit, per Knopfdruck drei verschiedene Modi für Stoßdämpfer und Lenkunterstützung zu aktivieren. Comfort, Normal und Sport lauten die Optionen. Einzige Empfehlung für den normalen Straßenverkehr: Comfort. Hier ist trotz 18 Zoll-Optional-Bereifung noch ausreichend Komfort vorhanden und dennoch genug Sportlichkeit geboten. Perfekt, wie von VW gewohnt, fährt sich die Scirocco-Abstimmung allerdings nicht. Seltsamerweise hat er deutlich größere Traktionsprobleme als ein Golf GTI.

Technische Daten
Marke und Modell VW Scirocco 2.0 TSI DSG
Ausstattungsvariante
Abmessung und Gewicht
Länge/Breite/Höhe (mm) 4.256 / 1.810 / 1.404
Radstand (mm) 2.578
Wendekreis (m) 11
Leergewicht (kg) ab 1.320
Kofferraum (Liter) min. 292
Bereifung Testwagen 235/40 R 18 Pirelli SottoZero
Motor
Hubraum (ccm) / Zylinder (Zahl, Bauart) 1.984 / 4, Reihe
Leistung (PS) 200
Drehmoment (Nm) / Umdrehungen 280 / 1.750 - 5.000
Antriebsart Front
Getriebeart 6-Gang-Direktschalt-Getriebe
Verbrauch
Krafstoffart Superbenzin
Kombiniert laut Werk (l/100km) 7,6
CO2-Emissionen (g/km) 179
AS24-Verbrauch (l/100km) 10,5
Fahrleistungen
Werksangabe 0-100km/h (s) 7,1
AS24-Sprint 0-100km/h (s) 6,9
AS24-Bremstest 100-0km/h (m) k.A.
Höchstgeschwindigkeit (km/h) 233
Preise
ab (Euro) 27.400
Empfohlene Extras Tempomat (195 Euro), Einparkhilfe hinten (380 Euro), Radio RCD 310 (630 Euro), USB-Adapter (297 Euro), Digitalradio (205 Euro), 18" Alufelgen Interlagos (410 Euro), Multifunktionslenkrad mit Schalttasten (305 Euro), Mobiltelefonvorbereitung BT (440 Euro), abgedunkelete Scheiben (200 Euro), Winterpaket (ab 395 Euro)
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Fazit

Der Scirocco ist ein außergewöhnlicher Volkswagen. Das Exterieur ist mutig gestylt. Dass es nicht jedermanns Geschmack trifft – gut so. Innen ist der Volkssportler eng, unpraktisch und unübersichtlich, sportwagentypisch eben – nicht weiter schlimm. Nicht gut: Das Interieur-Design ist langweilig. Hier hat VW eindeutig zu tief ins 0815-Teilelager gegriffen. Schade.  

Der 2.0-TSI-Motor ist nach wie vor der Hammer. Mehr braucht’s nicht. Wer sich mental im Griff hat, kommt sogar einigermaßen spritsparend von A nach B. Beim Fahrwerk empfehlen wir allen Normalsterblichen die Serienabstimmung plus 18-Zoll-Felgen als Extra. An die Traktionsschwächen gewöhnt man sich, andere Fronttriebler können es auch nicht besser. DSG ist übrigens Pflicht! Und dennoch: Wer einen sportlichen VW zum erschwinglichen Preis sucht, ist unserer Meinung nach mit dem Golf GTI besser bedient!

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