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Vergleichstest: Audi Q3 2.0 TDI quattro vs. Land Rover Range Rover Evoque SD4 – Bunter Hund und graue Maus

Der Erfolg kam selbst für Land Rover überraschend: Dass sich der Evoque besser verkauft als geschnitten Brot, hatte man nicht erwartet. Ähnliches gilt für den Audi Q3, der allein genauso oft unters Volk gebracht wird, wie seine großen Brüder Q5 und Q7 zusammen.

Das allerdings 2013 mit knapp 13.000 Einheiten schon über viermal mehr Q3 als Evoque verkauft wurden, mag man gar nicht glauben; der unauffällige Ingolstädter geht im Straßenalltag unter, während der Range Rover ein auffälliger Hingucker ist. Rundgelutscht steckt der Q3 im klassischen Audi-Stangen-Anzug und reiht sich unauffällig zwischen zu heiß gewaschenem Q5 und mit Kraftfutter ernährten A3 ein. Wer neugierige Blicke vermeiden will und lieber in der Masse abtaucht, ist mit dem Ingolstädter Kompakt-SUV also bestens bedient.

Wer dagegen den großen Auftritt liebt und gern im Mittelpunkt steht, kommt nicht umhin, zum Evoque zu greifen – nicht nur weil der schon beim Fernentriegeln mit Projektionstechnik seinen Namen auf den Asphalt schreibt. Der Brite bietet maßgeschneidertes, kantiges Land-Rover-Design vom Feinsten, mit hoher Front und scharfem Blick. Statt wie die graue Audi-Maus unbemerkt vorbei zu huschen, kann sich der bunte Range-Rover-Hund nur schwer verstecken.

Unpraktischer Audi-Kofferraum

Mit 4,36 Metern (Evoque) beziehungsweise 4,39 Metern (Audi) Länge liegen beide in etwa gleich auf und sind damit nicht größer als ein durchschnittlicher Kompakter. Was sie eint, ist der erhöhte und damit praktische Einstieg, den nicht einmal das geduckte Dach des Land Rovers behindern kann. Dass es sich vorne tadellos sitzt, ist zu erwarten, doch selbst in dem von außen eher ungemütlichen Fond können sich auch Erwachsene Passagiere noch wohlfühlen. Vorausgesetzt, sie sind nicht sonderlich an der Umgebung orientiert, denn die Fenster, die von außen schon wie Schießscharten anmuten, wirken auch von innen nicht anders. Parksensoren sind hier wärmstens zu empfehlen.

Die dürfte zwar der Audi-Kunde standardmäßig ordern, doch sind sie beim Q3 nicht zwingend nötig; er bietet in alle Richtungen die bessere Rund-um-Sicht. Ebenso beim Platzangebot steht er dem Range Rover nicht nach, und bietet sogar die angenehmere Rückbank. Das Gepäck dagegen ist im Evoque deutlich besser aufgehoben. Dessen bei umgeklappten Fondsitzen ebener Ladeboden steht einer mächtigen Stufe im Audi gegenüber. Außerdem kommt zu der beiderseits recht hohen Ladekante im Audi noch eine feststehende Hutablage, deren Aus- und Einbau ziemlich fummelig ist.

Schwergewichtiger Land Rover

Fummelig ist dagegen ebenfalls das richtige Wort, wenn es um das Multimedia-System im Land Rover geht; die schon oft gescholtene Touch-Screen-Einheit ist schlicht nicht mehr auf der Höhe der Zeit und lässt allein das Einschalten der Sitzheizung zur ersten Bewährungsprobe werden. Solcherlei Prüfungen bleiben einem im Audi erspart: Seine Bedienung ist intuitiv und simpel und auch in ihrem kleinsten SUV ist die Ingolstäder Präzisionssucht zu spüren – und mit jedem Klicken der fein gearbeiteten Drehregler auch zu hören. Im Evoque geht es etwas grober zu und findet man dort auch mehr Hartplastik, was aber den grundsoliden Gesamteindruck nicht wirklich stört.

Mindestens genauso solide ist die Karosserie des Evoques gebaut, für den Leichtbau kein Thema gewesen zu sein scheint. Satte 1.825 Kilogramm wiegt der Brite leer und damit fast vier Zentner mehr als der Audi. Auf die Zuladung hat das wenig Auswirkung, beide dürfen mehr als 500 Kilogramm einpacken, doch machen sich die Pfunde beim Fahren deutlich bemerkbar – und zwar sowohl auf der Geraden als auch in der Kurve.

Mit 190 Diesel-PS ist der 2,2-Liter-Land-Rover-Vierzylinder nämlich um 13 Zähler stärker als Audis 2.0 TDI, doch lässt sich der Evoque beim Standardsprint gemütlich Zeit und über zweieinhalb Sekunden abnehmen: Während der Audi bereits nach 8,2 Sekunden 100 km/h schnell ist, braucht der Landy fast elf.

Deutlich langsamer

Genauso drastisch fällt der Unterschied bei der Höchstgeschwindigkeit auf: Während der stärkere Evoque bei – wohlgemerkt ausreichenden - 185 km/h die Segel streicht, schnellt der Audi an ihm vorbei und beschleunigt, wenn auch oben rum nicht mehr ganz so munter, weiter bis auf Tempo 212; 27 km/h mehr!

Lediglich beim Verbrauch unterbietet das Schwergewicht den Ingolstädter, der auf dem Papier mit 5,9 Litern 0,2 Liter mehr konsumiert als der Range. In der Praxis kehrt sich allerdings auch dieser Wert ins Gegenteil und der Evoque liegt mit knapp unter neun Liter rund einem Liter über dem Audi-Testverbrauch.

Ändern könnte das die neue Neun-Gang-Automatik, die mit einem Facelift Ende 2013 im Evoque einzieht und den derzeit dort eingesetzten, etwas trägen Sechsgang-Wandler in Rente schickt. In einem Prototypen konnten wir bereits eine erste Testrunde mit dem neuen Getriebe von ZF drehen und uns davon überzeugen: Unmerklich jongliert das superschnelle System mit den Übersetzungsstufen und wählt treffsicher den richtigen Gang, damit der Fahrer zum einen jederzeit die gewünschte Kraft abrufen kann, um flott voran zu kommen, zum anderen aber nicht mit mehr spritfressender Drehzahl fahren muss als nötig.

Aalglatt gegen hemdsärmlig

Derzeit noch einen mehr, bald aber zwei Gänge weniger, hat der Audi, der mit dem bewährten Sieben-Gang-DSG aus dem VW-Konzern vorfuhr, dass seine Arbeit tadellos verrichtet, aber wie viele Doppelkupplungsgetriebe gerade beim Rangieren etwas träge erscheint und auch – zumindest gefühlt – ein kleine Anfahrschwäche offenbart. Dieser Eindruck wird im direkten Vergleich allerdings auch durch das mit 380 Newtonmeter etwas geringerem Drehmoment des Audis (Evoque: 420 Newtonmeter) verstärkt.

Während der nahezu perfekt abgekapselte Audi-Motor mit extra Fliehkraftpendel ähnlich kultiviert daherkommt wie ein glattgeleckter Geschäftsmann, offenbart das Range-Rover-Triebwerk das raue Naturell eines Landburschen aus den Highlands. Etwas hemdsärmliger verhält er sich auch auf der Landstraße: Statt wie der (vor allem mit adaptiven Dämpfern) perfekt austarierte Audi um größtmögliche Perfektion bemüht um die Kurve zu pfeilen, als wäre sie gar nicht da, nimmt der Evoque mit seiner ungenaueren Lenkung Biegungen lieber langsamer als schnell und ermahnt seinen Fahrer mit frühzeitigem Untersteuern, falls dieser es doch übertreibt.

Allrad für die Kurve oder fürs Gelände

Bei Audi muss der Allrad-Antrieb allerdings auch vorrangig für mehr Traktion und Stabilität in der Kurve sorgen, während der Evoque tief in seinem Inneren halt doch noch mehr Geländewagen als Straßenstar ist. Das macht auch das serienmäßige Geländefahrprogramm Terrain-Response-System deutlich, mit dem sich die Offroad-Systeme auf verschiedene Untergrund-Arten einstellen lassen. Audi bietet dagegen lieber ein Offroad-Styling-Paket an, um wenigstens den Anschein von wahrer Geländetauglichkeit zu erwecken.  

Apropos Anbieten: Beide Hersteller bieten den Kunden die Möglichkeit, den Grundpreis von 39.100 Euro (Evoque SD4) beziehungsweise 35.200 Euro (Q3 2.0 TDI), mit zahlreichen Sonderausstattungsoptionen in die Höhe zu treiben. Vor allem wer der Verlockung erliegt, und großzügig aus dem breiten Angebot an Multimedia-Diensten, Fahrerassistenzsystemen und Deko-Schnick-Schnack der Ingolstädter auswählt, kann den Preisvorteil, den der Q3 auf den ersten Blick bietet, schnell zu Nichte machen. Beide Modelle landen gut ausgestattet gut und gerne bei rund 50.000 Euro. Die Frage, ob Q3 oder Range Rover Evoque stellt sich eigentlich gar nicht, zu unterschiedlich sind die Charaktere der beiden. Besser gesagt: Der Land Rover hat Charakter, während der Audi es allen recht machen will. Das gelingt ihm zwar – bis auf die Schwachstelle Kofferraum – vorbildlich, sorgt aber für einen ziemlich blassen Auftritt im Vergleich zum – nicht nur optisch – kantigen Landy.

Dass der Brite in Sachen Fahrdynamik das Nachsehen hat, dürften ihm seine Käufer verzeihen; einen Land Rover kauft man nicht, um als erster ins Ziel zu kommen, sondern um das Ziel auch über steinige Wege zu erreichen. Dass kann der Evoque mit seinem serienmäßigen Terrain-Response-System auf jeden Fall besser als der Audi. Nur die Orientierung sollte man im Range Rover nicht verlieren – zumindest nicht, solange Land Rover kein zeitgemäßes Navigationssystem nachgelegt hat.  

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