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Vergleichstest: Audi S5 vs. BMW 335i Coupé – Heckmeck gegen Quattro-Phonie

Es verhält sich beinahe so wie zwischen neidischen Brüdern: Was der Eine hat, muss der Andere auch bekommen. So ähnlich wirkt zumindest das Wettrüsten der bayrischen Premiumhersteller BMW und Audi. Ihre jeweils wachsenden Angebotspaletten gleichen sich zunehmend einander an.

Lange fehlte den Ingolstädtern noch das Referenzmodell zum 3er Coupé. Doch seit Sommer 2007 haben die Herren der Ringe mit dem A5 einen beeindruckenden Herausforderer ins Rennen geschickt. Wir haben die beiden Bayern-Beaus in den Stark-Varianten S5 und 335i gegeneinander antreten lassen. Auf dem Autodromo di Franciacorta sind wir dabei der Frage nachgegangen, wie sich der Allradantrieb des Audi gegen den Heckantrieb vom BMW bewährt. Beide, der 4,58 Meter lange BMW als auch der fünf Zentimeter längere Audi, sind höchst elegante Erscheinungen. Die Zweitürer gefallen mit charaktervollen Scheinwerfergrafiken, fließenden Linien und sportlichen Hinterteilen. Mag sein, dass der Audi eine Spur zu harmonisch ausgefallen ist. Zumindest bietet das 3er Coupé mehr Ecken und Kanten, an denen man sich reiben kann. Und mit seinem coolen Blick aus Corona-Tagfahrleuchten kann der BMW sogar für leichte Gänsehaut sorgen. In unserer Redaktion herrschte Einigkeit: Der Münchner entscheidet das Optik-Kapitel für sich. Sportlich akzentuiert sind beide Coupés. Wobei das Design des S5 muskelbetonter ist. Sein Kühlergrill wirkt martialischer, die Heckschürze deutet einen Diffusor an und aus vier Auspuffrohren bläst der Audi seine umfangreichen Abgase in die Luft.

Edel und praktisch

Auch im Innenraum gibt sich der Ingolstädter dynamisch. Insbesondere die Sportsitze mit integrierter Kopfstütze versprühen Rennsport-Flair. Doch in schnellen Kurven enttäuscht das Audi-Gestühl mit geringem Seitenhalt. Außerdem rutscht man leicht auf dem glatten Leder. Die BMW-Sitze bieten hier deutlich mehr Seitenhalt. Ansonsten ist in beiden Fahrzeugen ein gehobenes Wohlfühl-Ambiente angesagt. Der Audi wirkt im Detail etwas edler, der BMW ist dafür aufgeräumter. Für die vorderen Passagiere ist reichlich Platz vorhanden. Der Einstieg nach hinten ist hingegen in beiden Fahrzeugen etwas beengt. Auf jeweils zwei vollwertigen Sitzen wird es in den Fonds für Passagiere über 1,75 Meter Körperlänge mit der Kopffreiheit eng. Die Kofferräume sind recht üppig ausgefallen. Im BMW ist Platz für 430, im Audi für 455 Liter Gepäck. Darüber hinaus haben beide Autos umklappbare Rücksitzlehnen.

Doch nicht die Transport-, sondern die Fahrtalente sind das eigentliche Thema in diesem Vergleich. Trotz sehr unterschiedlicher Motoren und Antriebskonzepte begegnen sich die zwei Heißsporne nahezu auf Augenhöhe. Während den Audi ein eindrucksvolles 4,2-Liter-V8-Triebwerk mit 354 PS antreibt, arbeitet im 335i ein wesentlich kleinerer Dreiliter-Reihensechszylinder. Doch dank Registeraufladung mobilisiert der BMW-Motor 306 PS und 400 Newtonmeter Drehmoment. Und diese Kraft stellt er besonders früh und ohne Turboloch zur Verfügung. Bereits ab 1.300 Umdrehungen ist das volle Drehmoment aufgebaut, die Maximalleistung wird bei 5.800 Touren erreicht. Zwar stellt der V8 im Audi ebenfalls im Drehzahlkeller viel Kraft zur Verfügung. Doch seine 440 Newtonmeter liegen erst bei 3.500 Touren an. Die Maximalleistung wird bei 7.000 Umdrehungen erreicht.

Klangvolle Motoren

Dennoch ist es beim Audi fast schon egal, welchen Gang man einlegt: Der Achtzylinder sorgt in allen Lebenslagen für ausreichend Schub. Beeindrucken kann der V-Motor außerdem mit hoher Kultiviertheit und einer besonders homogenen Leistungsabgabe. Sein Klang ist seidig, turbinenhaft und bei höheren Drehzahlen kernig. Aufdringlich wird der V8 akustisch nie und wirkt selbst bei Höchstdrehzahl nicht angestrengt. Etwas präsenter tönt der BMW-Motor. Bei höheren Drehzahlen macht sich der Sechszylinder mit angenehm volumigem Röhren bemerkbar.

Trotz deutlicher Unterschiede bei den Antrieben sind die Fahrleistungen der jeweils rund 1,6 Tonnen schweren Beau-Liden auf nahezu gleichem Niveau. Letztlich hat der Audi leicht die Nase vorn. Der Allradler benötigt lediglich 5,1 Sekunden, der 335i hingegen 5,5 Sekunden für den Standardspurt. Abgeregelt werden beide Fahrzeuge bei 250 km/h. Gravierender sind dafür die Unterschiede beim Verbrauch. Während sich der BMW mit 9,5 Litern begnügt, säuft der Audi 12,4 Liter auf 100 Kilometer. In der Praxis bleibt der Abstand in etwa gleich: Beim 335i haben wir auf 100 Kilometer 11,6 und beim Audi 14,5 Liter SuperPlus vertankt.

BMW betont Freude am Fahren

Angesichts der leicht besseren Fahrleistungen sollte der Audi im Autodrom eigentlich das Rennen machen. Doch so viel vorweg: Der nominell schwächere BMW fährt hier mit seinem besonders gelungenen Setup dem S5 davon. Allein schon dank seiner nahezu paritätischen Gewichtsverteilung auf beide Achsen bietet der BMW eine dynamischere Auslegung. Beim S5 ruhen trotz eines weit nach hinten gerückten Motors immer noch 57 Prozent des Gesamtgewichts auf der Vorderachse. Mit seinem Allradantrieb Quattro und der variablen Kraftverteilung ist der S5 dafür ein Traktionsspezialist allererster Güte. Doch der Heckantrieb des BMW ermöglicht eine lustvollere und dynamischere Fahrweise. In schnellen Kurven bleibt der 335i länger neutral, während der S5 bereits früh über die Vorderräder schiebt. Das kostet Zeit, vermiest die Linie und damit den Fahrspaß.

Kapriziöses Heck

Allerdings ist das Beschleunigen aus Kurven mit dem BMW nicht immer unproblematisch. Auf der Rennstrecke gebietet es sich selbstredend, das Stabilitätsprogramm DSC zu deaktivieren. Beschleunigt man dann mit Vollgas aus einer engen Kehre, reagiert das entfesselte Hinterteil jedoch recht nervös. Mit dem nötigen Feingefühl lässt sich der 3er dafür gut kontrollierbar im Heckdrift ums Eck bewegen. Dumm nur, wenn dabei ein grobmotorischer Gasfuß das Heck zum Ausbrechen bringt und das Fahrzeug plötzlich entgegengesetzt der Fahrtrichtung steht.

Wesentlich zahmer und neutraler verhält sich der Audi. Das Heck kann man – zumindest auf trockener Piste - eigentlich nicht zum Ausbrechen bringen. Geht es besonders schnell durch Kurven, schiebt der S5 deutlich über die Vorderräder, bleibt aber lange im turbulenten Grenzbereich gut beherrschbar. Das vergleichsweise harte Fahrwerk des Audis ist deutlich mehr auf Sicherheit ausgelegt. Beide Fahrzeuge bieten ähnlich kraftvoll zupackende und ausreichend groß dimensionierte Bremsen. Die Audi-Stopper regieren auf den Bremsbefehl jedoch eine Spur giftiger.

Ambivalente Aktivlenkung

Auch die Lenkung vom S5 vermittelt kein betont sportliches Fahrgefühl. Das Volant ist sehr leichtgängig und lässt eine direkte Rückmeldung vermissen. Etwas anders verhält es sich bei der Lenkung des BMW. Insgesamt gibt sie eine sehr gute Rückmeldung. Unser Test-BMW war jedoch mit der Aktivlenkung ausgerüstet. Vor allem bei langsamer Fahrt durch enge Kurven sorgt sie bei relativ kleinem Lenkradeinschlag für ein bisweilen sehr starkes Einlenken. Manch routinierter Fahrer kann sich an diesem Verhalten stören. Bei mittleren Geschwindigkeiten wirkt sie dafür sportlich-direkt.

Bei beiden Sechsgang-Schaltgetrieben ist an der Abstufung grundsätzlich nichts auszusetzen, zumal beide Motoren eigentlich immer ausreichend Kraft zur Verfügung stellen. Beim Audi flutscht der Gangwahlhebel sehr leichtgängig durch die Gassen. Beim BMW ist das Wechseln der Fahrstufe mit etwas mehr Kraftaufwand verbunden, was zwar ein sportlicheres Fahrgefühl vermittelt, praktisch jedoch keinen nennenswerten Vorteil bietet.

Freude am Sparen

Beide Autos sind keine Schnäppchen. Doch mit 45.000 Euro ist der BMW deutlich günstiger als der 55.900 Euro teure S5. Immerhin bekommt man beim Audi einen kraftvollen V8-Motor gepaart mit Allradantrieb. Darüber hinaus bietet der S5 eine etwas umfangreichere Serienausstattung. Als besondere Extras verfügt er über 18-Zoll-Alufelgen und eine Klimaautomatik. Bestellt man sich den 335i mit Allradantrieb und mit etwa gleichwertiger Ausstattung, steigt der Preis auf fast 49.000 Euro. Ausstattungsbereinigt spart also immer noch rund 7.000 Euro. Außerdem sind beim 335i Coupé die Unterhaltskosten wesentlich niedriger. Bei Verbrauch, Steuern und Versicherung liegt der Münchener deutlich unter dem Niveau des S5. Wer mehr Fahrspaß will und zudem auf der Rennstrecke schneller unterwegs sein möchte, der sollte unbedingt zum heckgetriebenen BMW 335i Coupé greifen. Der Münchener hinterlässt einen durchweg agileren Eindruck als der nominell stärkere S5 und ermöglicht trotz geringerer Leistung schnellere Rundenzeiten. Der elegante Muskel-Audi ist mit seinem serienmäßigen Allradantrieb mehr auf sicheres Fahren ausgelegt. Doch für sein Traktions-Plus muss man insgesamt auch deutlich tiefer in die Tasche greifen. So bietet der 335i Coupé außerdem noch Freude am Sparen.

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