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Vergleichstest: Audi S8 gegen BMW 760Li – Duell der Dickschiffe

Immer wieder muss sich Gerhard Richter, Chef der M-GmbH, fragen lassen, warum es denn keinen BMW M7 gibt.

Gebetsmühlenartig lautet die Antwort stets: „Brauchen wir nicht.“ Schließlich sei, so Richter in einem Interview mit AutoScout24 (target=undefined), der BMW 760 mindestens so sportlich wie ein Audi S8. Doch kann der schwere Münchner seinem Ingolstädter Widersacher wirklich das Wasser reichen? Wir baten die beiden Dickschiffe zum Duell. Fein rausgeputzt rollen die beiden Duellanten auf unseren Parkplatz: Der BMW 760 Li in elegantem Schwarz, in sportlichem Silber der Audi S8. Zusammen fast 900 PS stark - und über 225.000 Euro schwer. Dabei ist der Audi mit einem Preis von nur 100.800 Euro fast schon ein Schnäppchen, für den 760 Li verlangen die Münchner mindestens 126.700 Euro.

Zehn gegen Zwölf

Dafür bekommen Audi-Käufer auch zwei Zylinder weniger als BMW-Kunden. Der sportlichste Ableger der A8-Baureihe wird von einem 5,2-Liter-V10 angetrieben, im BMW arbeitet ein wuchtiger Zwölfzylinder, der seine Kraft aus fast sechs Litern Hubraum schöpft. Dank Hochdrehzahl-Konzept entwickelt der 450 PS starke S8 dennoch ein Quäntchen mehr Leistung als der BMW mit 445 PS. Ein Unterschied, der eigentlich vernachlässigbar scheint…

Doch schon auf den ersten Metern wird klar, wer im Sportunterricht öfter gefehlt hat. Während sich der 760Li eher der bayrischen Gemütlichkeit hingibt drängt der S8 aggressiv nach vorn. Extrem direkt hängt der Ingolstädter am Gas, schon kleinste Pedalbewegungen setzt er in spontanen Vorwärtsdrang um. Wer seinen rechten Fuß nicht im Griff hat, kommt dem Vordermann schnell verdächtig nahe.

In der Ruhe liegt die Kraft

Der Siebener lässt es ruhig angehen, unangestrengt setzt der V12 den mehr als 2,2 Tonnen schweren Koloss in Bewegung - ohne den Eindruck mangelnder Kraft aufkommen zu lassen. Beim Standardsprint nimmt der dreihundert Kilogramm leichtere Audi dem BMW eine halbe Sekunde ab, er erreicht Tempo 100 nach 5,1 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit ist hier wie da auf 250 km/h begrenzt. Keine Frage, beide könnten schneller, wenn man sie nur ließe.

Dem fast schon konzertartigen Röhren des Zehnzylinders steht nur ein leises Säuseln des Zwölfenders gegenüber. Gerade im Stadtverkehr verrät einzig der Blick auf den Drehzahlmesser, dass das Aggregat unter der BMW-Haube überhaupt arbeitet. Der Audi hingegen kündigt sich schon von weitem an und sorgt so für Aufsehen am Straßenrand.

Der BMW schickt seine 600 Newtonmeter bei 3.950 Umdrehungen an die Hinterräder, beim allradgetriebenen Audi gehen bei 3.500 Touren 540 Newtonmeter an die Kurbelwelle. Während der drehfreudige Zehnzylinder munter bis zur 7.000-Touren-Marke klettert, hält sich der BMW lieber im unteren Bereich auf. Die gleichmäßige Kraftentfaltung des V12 macht Drehzahleskapaden unnötig, nur beim forschen Zwischensprint bemüht sich die Nadel nach oben.

Sanfte Automaten

Hier wie da wird die Kraft mittels einer Sechsstufen-Automatik verwaltet, beide verfügen über ein Sportprogramm und die Möglichkeit zu manuellen Eingriffen. Der Münchner animiert eher zum Gleiten, die Gangwechsel überlässt man nur zu gern der sanft arbeitenden Technik. Im Audi hingegen nimmt man dem - obwohl gleichermaßen perfekten - Automaten gern die Arbeit ab und genießt den Spaß am Selberschalten.

Apropos Gleiten: Nicht nur der extrem leise Zwölfzylinder lädt im BMW zum Entspannen ein, auch das komfortorientierte Fahrwerk stimmt den Fahrer gelassen. Weich federt der BMW über Straßenbahnschienen, Querfugen und Kopfsteinpflaster, schont die Bandscheiben der meist schon in die Jahre gekommenen Klientel. Die elektronische Dämpferkontrolle passt die Dämpfkraft fortlaufend an den Straßenzustand an und gleicht das Wanken aus - immer mit dem Ziel, den Insassen den höchsten Komfort zukommen zu lassen.

Straffer Audi

Der serienmäßig mit variabler Luftfederung bestückte S8 präsentiert sich dagegen selbst im Komfortmodus deutlich straffer. In Sachen Abrollkomfort reicht er naturgemäß nicht ganz an den BMW heran, doch schließlich geht es hier um Sportlichkeit. Die härtere Auslegung von Federn und Dämpfern erlauben eine deutlich dynamischere Fahrweise, selbst hohe Kurventempi steckt der Audi problemlos weg.

Hinzu kommt der Allradantrieb, der den S8 selbst dann noch wie auf Schienen um die Kurve führt, wenn beim BMW schon das Heck ausbrechen will. Und selbst auf nassem Asphalt kennt der S8 keine Traktionsprobleme sondern zieht davon wie ein Pfeil. Bei beiden Wettbewerbern vorbildlich arbeitet die Lenkung: Sie vermittelt besten Kontakt zur Straße und erlaubt zielgenaues Fahren.

Teuere Bremsen

Und schließlich die Bremsen: Audi offeriert dem Kunden gegen die Gebühr von gut 8.000 Euro Keramikbremsen, die den Ingolstädter noch sicherer zum Stillstand bringen sollen. Allerdings gehen die Scheiben ziemlich laut ans Werk und sind bis ins Lenkrad spürbar. Viel schwerer - oder besser gesagt leichter - wiegt der Gewichtsvorteil von fünf Kilogramm je Rad, der die ungefederten Massen reduziert. Doch auch die herkömmlichen Scheiben im Siebener verrichten eine hervorragende Arbeit und bringen den massigen Körper beherzt zum Stehen.

Noch ein Wort zum Interieur: Der Audi bleibt auch im Innenraum seinem sportlichen Anspruch treu, viel Aluminium sorgt für entsprechendes Ambiente. Im BMW geht es gediegener zu, warmes Holz und viel Leder unterstreichen den komfortorientierten Anspruch. Große Sessel sorgen beiderseits für Langstreckenkomfort. Alle nur erdenklichen Technik-Features und Komfort-Extras, wie TV-Empfang, DVD-System oder Massagesitze sorgen auch bei weiten Reisen dafür, dass bei den Beifahrern keine Langeweile aufkommt.

Fazit

Zwei Autos, viel Leistung - rein zahlentechnisch muss sich keiner hinter dem anderen Verstecken. Doch die beiden Wettbewerber vertreten zwei ganz unterschiedliche Philosophien. Der Audi S8 macht aus der Oberklasselimousine mit sportlichen Ambitionen einen großen Sportler, der BMW 760Li dagegen versucht, seinen Insassen das Reisen so komfortabel wie nur Möglich zu machen.

Was die Sportlichkeit betrifft, reicht der Münchner nicht an den Ingolstädter ran. Zu schwer ist der BMW, zu weich abgestimmt das Fahrwerk, zu kultiviert der Motor. Der aggressive Zehnzylinder im Audi treibt den Fahrer dagegen förmlich an, angespannt wartet der Sprintmeister auf Gasbefehle. Das straffe Fahrwerk giert nach flotten Kurven, der Allradantrieb tut sein Übriges.

In Sachen Komfort dagegen ist der BMW nicht einzuholen, zu sehr schlagen Querfugen im Audi durch, zu deutlich bekommen seine Insassen die Richtungswechsel zu spüren. Unauffällig verrichtet der zweifelsohne potente V12 im 7er seine Arbeit, um die Passagiere ja nicht zu stören. Trotzdem stellt er jederzeit ausreichend Leistung parat, um souverän an anderen Verkehrsteilnehmern vorbei zu ziehen. Hetzen aber will er seinen Fahrer nie, das hat er nicht nötig.

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