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Vergleichstest: Audi TT Roadster vs. Mercedes SLK – Grundsatzfragen

Für Cabriofahrer war der diesjährige Sommer wahrlich kein Hochgenuss, der goldene Oktober entschädigte die Oben-ohne-Fraktion dafür umso mehr.

Und auch die ersten Novembertage, sonst eher grau in grau, boten mit milden Temperaturen und ausreichend Sonnenschein die Gelegenheit, den offenen Schlitten noch mal auszufahren. Wir haben zum Saisonabschluss zwei Klassiker gegeneinander antreten lassen: Der Audi TT Roadster trifft auf den Mercedes SLK - und wirft jede Menge Grundsatzfragen auf.
Die Entscheidung ob Mercedes SLK oder Audi TT Roadster stellt unweigerlich die Grundsatzfrage: Stahldach oder Stoffverdeck. Während die Stuttgarter mit der ersten SLK-Generation die Klappdach-Welle losgetreten haben, hält Audi auch bei der zweiten Auflage des offenen TT an der klassischen Stoffmütze fest. Die Entscheidung für das eine oder gegen das andere ist mehr denn je eine Gefühlsentscheidung, ganz nach persönlicher Vorliebe.

Das Stoffverdeck des Audi TT steht dem festen Mercedes-Dach kaum nach. Geräuschdämmung, Wärmeisolierung und Überschlagschutz sind hier wie da gleichermaßen gegeben. Während die Ingolstädter den Traditionalisten aus der Seele sprechen, redet Mercedes den Käufern ein, zwei Autos zum Preis von einen zu bekommen: Coupé und Cabrio. Einziger Vorteil des Daimlers: das Dach wird immer elektrisch geöffnet und geschlossen, rund 22 Sekunden dauert der Vorgang. Beim Audi müssen Käufer für den Automatismus 1.015 Euro extra bezahlen, erst dann reicht ein Knopfdruck um den TT nach nur sage und schreibe zwölf Sekunden von seiner Haube zu befreien - und das bis zu einer Geschwindigkeit von 50 km/h.

Geladene Motoren

Apropos Haube: Unter der Motorabdeckung verbirgt sich bei unseren Testfahrzeugen jeweils ein aufgeladener Vierzylinder-Benziner. Mercedes hilft dem 1,8-Liter-Aggregat mit einem Kompressor auf die Sprünge, das Resultat sind 163 PS und 240 Newtonmeter Drehmoment, die bei 3.000 Touren voll anliegen. Audi hat sich der Turbotechnologie verschrieben und schaufelt dem Vierzylinder per Abgasturbolader die nötige Frischluft zu. So entwickelt der 2.0 TFSI 200 PS und stemmt sein Drehmoment von 280 Newtonmeter zwischen 1.800 und 5.000 Umdrehungen auf die Kurbelwelle.

Dass der stärkere Audi den Mercedes im Sprint abhängt, überrascht schon ob der nackten Daten kaum. Nur 6,5 Sekunden dauert der Standardsprint im TT Roadster, der Mercedes SLK benötigt fast acht Sekunden um Tempo 100 zu erreichen. Vor allem die ausgeprägtere Drehfreude sammelt Punkte für den Ingolstädter. Bei der Höchstgeschwindigkeit nehmen sich die beiden Kontrahenten nicht viel, der Benz läuft 230 km/h, der Audi schafft  etwas mehr und zeigt maximal Tempo 237 an.

Schalten oder schalten lassen

Während Mercedes den SLK-Testwagen mit dem serienmäßigen manuellen Sechsgang-Getriebe lieferte, verbaute Audi im TT das Doppelkupplungsgetriebe S-Tronic, das dem Fahrer die Schaltvorgänge abnimmt. Wenngleich der Automat seine Arbeit schnell und ruckfrei verrichtet und ohne Frage die bequemere Alternative darstellt, passt zum Charakter der offenen Flitzer die manuelle Box deutlich besser. Exakt geführt gleitet der SLK-Schalthebel die kurzen Wege entlang, griffgünstig platziert liegt der Aluminiumknauf gut in der Hand und die Gangwechsel werden zum Vergnügen.

Dass sich heutzutage mit einem Automatikgetriebe - und insbesondere mit der Doppelkupplungstechnik - der Spritverbrauch senken lässt, zeigen die Messwerte. Audi gibt für den TT einen Durchschnittsverbrauch von 7,8 Liter an, Mercedes bescheinigt dem SLK mindestens 8,7 Liter. In der Praxis liegt der Daimler aber knapp unter zehn, während beim Ingolstädter durchaus die acht vorm Komma realisierbar ist. Wer weniger moderat unterwegs ist, kann sich aber auch auf Werte zwischen elf und 13 Liter je 100 Kilometer einstellen. Nachteil des Audi: Die Ingenieure aus Bayern empfehlen das teure SuperPlus-Benzin.

Vorne oder hinten

Die Getriebefrage kann jeder Käufer selbst beeinflussen, schließlich ist sowohl der Audi mit manuellem Getriebe, als auch der Benz mit Automatik erhältlich. Das Thema Antrieb hingegen stellt den zukünftigen Roadsterfahrer vor die nächste Grundsatzentscheidung. Front- oder Heckantrieb. Audi behält den Allradantrieb quattro den stärkeren Motorisierungen vor und liefert den TT Roadster 2.0 TFSI ausschließlich mit Frontantrieb aus. Mercedes setzt grundsätzlich auf den prinzipiell eher sportlicheren Heckantrieb.

In der Praxis verhalten sich beiden rund 1,3 Tonnen schweren Roadster eher gutmütig neutral, hohe Kurventempi sind hier wie da kein Problem. Der straffer abgestimmte Audi erreicht seinen Grenzbereich später als der Benz, schiebt dann sanft über die Vorderräder und lässt sich mit ein wenig Geschick leicht wieder einfangen - sofern dies nicht schon das serienmäßige ESP übernommen hat. Die komfortablere Auslegung des Mercedes ermahnt hin und wieder zu einer gemütlicheren Gangart, bei nasser Fahrbahn und einem beherzten Tritt aufs Gaspedal wackelt der Benz schon mal mit dem Hintern. Auch hier steht dem Fahrer aber ein wachsames ESP zur Seite.

Alltagstaugliche Cabrios

Wer seinen Roadster nicht nur als Sonntagsauto nutzt, sondern auch längere Strecken zurücklegen will, findet beim Benz den höheren Fahrkomfort. Der SLK schont die Bandscheiben der beiden Passagiere vor Querfugen, Straßenbahnschienen und anderen Unebenheiten, an denen der Audi seine Insassen teilhaben lässt. Wahre Sportwagenfreaks dürfte dies allerdings kaum stören, vor allem ob der hervorragenden Audi-Sitze lassen sich auch weite Reisen mit dem TT Roadster meistern.

Die Frage nach dem Kofferraumvolumen, so heißt es oft, spiele bei einem Roadster keine Rolle, schließlich geht es um Fahrspaß. Doch gerade wenn von weiten Reisen die Rede ist, gewinnt das Gepäckabteil an Bedeutung. Kurz gesagt: Für den mehrtägigen Kurzurlaub reicht es bei beiden, bei drei Wochen Amalfi-Küste stoßen sie aber an ihre Grenzen. Der Mercedes bietet zwischen 300 und 208 Liter, in den Audi passen - egal ob offen oder geschlossen - 250 Liter.

Die Innenraumgestaltung ist beiderseits ansprechend. Im Audi finden sich schicke Rundinstrumente und ein unten abgeflachtes Lenkrad, der SLK wartet mit sportlich tiefliegendem Tacho und Drehzahlmesser auf. In Ingolstadt hat man eine stärkere Affinität zum Alu-Dekor, überall findet sich das leichte Metall wieder. Mercedes dagegen setzt das edle Metall sparsamer ein. In Sachen Verarbeitungsqualität nehmen sich die beiden Konkurrenten nichts, hier wie da wird vorbildlich gearbeitet.

Praktischer Halswärmer

Eine alte Weisheit besagt, dass man immer offen fahren kann, solang es nicht regnet. Um den Fahrer auch an kalten Tagen vor einem steifen Nacken zu schützen, haben sich die Mercedes-Entwickler den AirScarf einfallen lassen. Gegen Aufpreis haben die SLK-Sitze eine Lüftungsöffnung in Nackenhöhe, die Fahrer und Beifahrer mit warmer Luft am Hals versorgt und so der kalten Zugluft den Kampf ansagt. Was für die einen das Sinnbild für die Verweichlichung der Cabriofahrer ist, erwies sich in der Praxis als angenehmes und äußerst effizientes Extra - Verweichlichung hin oder her.

Mit solchen Spielereien kann der Audi nicht dienen, dafür ist mit dem Ingolstädter das Freiluftvergnügen zum günstigeren Preis zu haben. Los geht die Preisliste bei 33.800 Euro, für die Automatikversion werden 35.950 Euro fällig. In den Mercedes darf erst Einsteigen, wer mindestens 35.938 Euro auf den Tisch legt, eine konventionelle Siebengang-Automatik kostet 2.249 Euro. Die Serienausstattung ist beiderseits dürftig. Beim SLK umfasst sie neben einer kompletten Sicherheitsausstattung und heutzutage selbstverständlichen Extras wie Zentralverriegelung nur die elektrischen Fensterheber. Der Audi liefert immerhin eine Klimaanlage und ein einfaches Radio mit, dafür kostet aber der automatische Verdeckmechanismus Aufpreis. Mit ein wenig Sonderausstattung erreicht man hier wie da schnell 40.000-Euro-Marke.

Fazit

Einen Sieger zu küren, fällt schwer - so unterschiedlich sie auch sind, ähneln sie sich doch sehr stark. Front- oder Heckantrieb, Turbo oder Kompressor, Stahldach oder Stoffverdeck - hier wie da gibt es Vor- und Nachteile, entscheiden muss der Käufer. Und zwar nach persönlicher Präferenz. Für den Audi sprechen der günstigere Einstiegspreis, der niedrigere Verbrauch, und die bessere Serienausstattung. Der Mercedes lockt seine Fans mit praktischen Extras wie den Nackenschoner Airscarf, dem komfortableren Fahrwerk und dem kernigeren Sound. Wer gern sportlicher unterwegs ist, fährt mit dem Audi besser, zum cruisen empfiehlt sich der bequemere Benz.

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