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Vergleichstest: Honda Jazz vs. Kia Soul – Musikantenstadl

Jazz oder Soul – das ist Geschmacksache. Nicht nur bei Musik, sondern auch bei so benannten Autos von Honda und Kia. Leise Jazz-Töne beim Honda, stimmgewaltiger Soul beim Kia?

Oder anders gefragt: Spricht der Koreaner ausschließlich junge Kundschaft an und ist der zurückhaltende Japaner eher für ältere Semester?
Mit ihrer auffälligen Form, den aufgeklebten, mehr oder weniger peinlichen Dekorfolien im Drachen-Look (Option), und den Riesenrädern gibt Kias Seele (Soul) den Spaßmacher in diesem Vergleich. Der Honda Jazz wirkt nicht nur viel zierlicher sondern auf den ersten (und zweiten) Blick auch unscheinbarer  – was ja nicht viel heißen muss.

Tradition gegen Fortschritt?

Der Jazz, eine von Honda seit Mitte der 1980er Jahre (mit Unterbrechung) verwendete Modellbezeichnung, spricht mit seinem Ende 2008 komplett erneuerten Auftritt in One-Box-Optik in erster Linie die pragmatisch denkende Kundschaft an. 3,90 Meter misst er von Bug bis Heck.

Der 20 Zentimeter längere Kia Soul ist seit Anfang 2009 auf dem Markt. Form und Segment sind neu, nicht nur für die Koreaner. Das merkt man an Details. Hat der Jazz die wohl genialste Flexibilität aller Kompaktwagen, kann der Soul in diesem Kapitel überhaupt nicht punkten. Seine assymetrisch geteilte Rückbank lässt sich zwar nach vorn klappen, bildet jedoch keine ebene Ladefläche im zu kleinen Kofferraum. Hier hätte man bei einem neuen Fahrzeug in diesem Segment mehr erwartet, vor allem dann, wenn es pfiffig sein will – was der Kia Soul nämlich von außen suggeriert.

Flexibel

Im Jazz kann hingegen nicht nur die Fond-Rücklehne im Verhältnis 60 zu 40 umgeklappt werden, parallel rutscht auch die Rückbank nach unten und es entsteht eine tiefe, ebene Ladefläche mit maximal 1.400 Liter Stauraum. Fehlt eigentlich nur noch, dass die Rückbank in Längsrichtung verschiebbar ist. Wer mehr Platz braucht, kann den Beifahrersitz umklappen und bis zu 2,40 Meter lange Teile einladen. Clou des Jazz-Konzepts: Die Rückbank kann nicht nur flachgelegt, sondern auch hochgeklappt werden, ähnlich wie ein Kino-Sessel. Dann können 1,30 Meter hohe Gegenstände transportiert werden.

Viel Platz für die Passagiere bieten beide Modelle. Die aufrechte Sitzposition im Fond nimmt selbst Langstrecken den Schrecken. Allerdings sind die hinteren Kopfstützen des Jazz nicht weit genug ausziehbar. Vorne geht es ebenso großzügig zu. Selbst ein Schiebedach, wie es in unserem Test-Soul installiert war, ändert nichts an der üppigen Kopffreiheit. Nicht ideal ist jedoch die Fahrer-Position im Soul, denn das Lenkrad lässt sich nur in Längsrichtung verstellen. Zudem sind die Sitze des Kia nicht körperbetont geformt, und es fehlt ihnen an Rückenunterstützung. Auf dem straffen und gut ausgeformten Jazz-Gestühl sitzt es sich komfortabler. Zumal das Lenkrad längs- wie höhenverstellbar ist.

Mit USB-Adapter, aber ohne Tempomat

Die Bedienung des herkömmlich gestylten Soul-Cockpits ist einfach und durchdacht. Manko: Einen Tempomat gibt es nicht einmal in der Topversion. Schön dagegen: der serienmäßige Anschluss für USB-Stecker und Aux-Kabel. Mitunter irritierendes Highlight, im wahrsten Sinne des Wortes: Das Ambiente-Licht, das die Tieftonlautsprecher in den vorderen Türen rot illuminiert.

Moderner und futuristischer wirkt der Armaturenträger im Jazz, der sich bei ungünstigen Lichtverhältnissen in der Windschutzscheibe spiegelt. Drei gut ablesbare Rundinstrumente informieren über alles Wichtige, auch über den Verbrauch. Die Bedienung ist einfach, die Verarbeitung ebenso tadellos wie im Kia. Die Materialien gefallen im Jazz sogar besser, obwohl hier wie dort Hartplastik dominiert.

Automatisiertes Schaltgetriebe

I-Shift nennt sich das 1.100 Euro teure automatisierte Schaltgetriebe des Jazz. Es schunkelt bei jedem Gangwechsel den Wagen auf, lässt sich Zeit, frisst Leistung und erinnert in seiner ganzen Unzulänglichkeit an die erste Smart-Generation, die mit einem ähnlichen Getriebe bestückt war. Einziger Vorteil: Die Schalt-Automatik hat sechs Gänge und senkt die Drehzahl. Wer darauf Wert legt, sollte i-Shift wählen, alle anderen bleiben besser beim Fünfgang-Handschalter.

Im Soul hat man keine Wahl, hier gibt es nur ein präzise zu bedienendes Schaltgetriebe, ebenfalls ohne sechsten Gang. Bei Tempo 130 kratzt die Motordrehzahl an der 4.000er-Marke. Das tut nicht nur im Gehörgang weh, sondern auch in der Geldbörse. Sparsam ist der Soul also nicht, 9,0 Liter ist unser Test-Mittel. Hier ist deutlich zu merken, dass der Sechzehnhunderter, der wie der Jazz ohne Direkteinspritzung auskommen muss und bloß über eine Ventilverstellung verfügt, für den asiatischen Markt gemacht wurde. Dort sind Geschwindigkeiten von mehr als 100 km/h selten. Die Längsdynamik des 126-PS-Motors ist trotz seiner Säufer-Seele kaum der Rede wert. Erst nach 10,9 Sekunden flutscht der Zeiger des rund 1.300 Kilogramm schweren Soul über die 100-km/h-Markierung, danach geht's zäh bis fast 180 km/h.

Sparsamer Honda

Die Sprintwertung schafft der 25 PS schwächere Jazz auch nicht besser. i-Shift verhindert Blitzstarts, mit gemessenen 13,5 Sekunden reiht er sich hinter dem Soul ein. Lediglich bei der Vmax mogelt sich der Honda mit drei km/h Überschuss vorbei. Ein Genuss ist dafür die Laufruhe des Vierzylinders. Im Stadtverkehr scheint es, als besitze der Jazz während der Schubphase und im Stand eine Motorabschaltung. In Wirklichkeit ist weder im Honda noch im Kia eine Stopp-Start-Automatik verfügbar. Dennoch ist der Honda mit 7,2 Litern deutlich sparsamer unterwegs als der Kia.

Flitzen oder hoppeln

Trotz der an die Topausstattung Spirit gebundenen, aus optischen Gründen unverzichtbaren 18-Zöller, ist der Federungskomfort des Soul prima. Und gleichzeitig passt die Agilität des kleinen Kastenflitzers zum extrovertierten Äußeren. Lediglich Spurrillen verlangen nach einer zupackenden Hand, was angesichts der direkten Lenkung nicht weiter stört.

Deutlich träger bewegt sich der Jazz, der mit dem 1.100 Euro teurem Sport-Paket anreise. Es beinhaltet unter anderem größere Räder und Rundum-Spoiler. Der Pferdefuß des Honda: Die Fahrwerksabstimmung passt weder zum optischen Auftritt noch zum Fahrzeug-Konzept. Auf der Autobahnen hoppelt er, über Querfugen stuckert er, und dennoch ist ihm eine sportliche Gangart fremd – vor allem der unpräzisen Lenkung wegen.  

Preiswert

16.300 Euro werden für den Honda Jazz 1.4 in der empfehlenswerten Comfort-Ausstattung aufgerufen. Mit dabei sind sechs Prallsäcke (Airbags), ABS, ESP, Klimaautomatik, Bordcomputer und beispielsweise elektrische Fensterheber vorne. Der Kia Soul reiste in der Top-Ausstattung Spirit an. Grundpreis: 19.000 Euro. Als Mehrausstattung zum Jazz kann der Kia 18-Zoll-Räder, abgedunkelte hintere Scheiben, eine Dachreling, elektrisch anklappbare Spiegel, Sitzheizung, das passenderweise lautstarke Audio-System und die hintere Einparkhilfe in die Waagschale werfen.

Technische Daten
Marke und Modell Honda Jazz 1.4 Kia Soul
Ausstattungsvariante Comfort Spirit
Abmessung und Gewicht
Länge/Breite/Höhe (mm) 3.900 / 1.695 / 1.525 4.105 / 1.785 / 1.660
Radstand (mm) 2.495 2.550
Wendekreis (m) 10,5 10,5
Leergewicht (kg) 1.155 1.300
Kofferraum (Liter) 399 - 1.396 222 bis 1.258
Bereifung Testwagen 185/55 R16 Dunlop SP Sport 2030 225/45 R18 Michelin Pilot Alpin
Motor
Hubraum (ccm) / Zylinder (Zahl, Bauart) 1.339 / 4, Reihe 1.591 / 4, Reihe
Leistung (PS) 100 126
Drehmoment (Nm) / Umdrehungen 127 bei 4.800 156 bei 4.200
Antriebsart Frontantrieb Frontantrieb
Getriebeart Sechsgang automatisisert Fünfgang manuell
Verbrauch
Krafstoffart Super Super
Kombiniert laut Werk (l/100km) 5,4 6,6
CO2-Emissionen (g/km) 128 / Euro 4 156 / Euro 4
AS24-Verbrauch (l/100km) 7,2 9
Fahrleistungen
Werksangabe 0-100km/h (s) 13,6 11
AS24-Sprint 0-100km/h (s) 13,5 10,9
AS24-Bremstest 100-0km/h (m) k. A. k. A.
Höchstgeschwindigkeit (km/h) 180 177
Preise
ab (Euro) 16.290 19.000
Empfohlene Extras Keine Keine
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Fazit

Der Honda Jazz ist ein Cleverle, wie die Schwaben sagen. Die Flexibilität des Innenraums ist großartig, das Platzangebot super, die Verarbeitung stimmt und der Motor ist bei ausreichend Leistung sparsam und vor allem sehr laufruhig. Lediglich das Fahrwerk sollten sich die Japaner noch einmal vornehmen.

Ganz anders der extrovertierte und mächtige Kia. Optisch rangiert er zwei Klassen über dem Jazz. Wem das wichtiger als Flexibilität ist, soll zugreifen. Ein glückliches Händchen hatten die Koreaner bei der Feder-Dämpfer-Abstimmung. Wenig Freude macht der Benziner: durstig, laut, schlapp. Daher unsere Empfehlung: Wenn schon Soul, dann der 1.800 Euro teurere CRDi (Diesel) mit identischer Leistung.

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