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Vergleichstest: Mitsubishi L200 vs. Nissan Navara – Die Lifestyleschweinelaster

Pickups zählen in Deutschland nicht eben zu den beliebtesten Fahrzeugen. Trotzdem nimmt die Fangemeinde stetig zu, denn einerseits werden die modernen Pritschenwagen immer Pkw-ähnlicher und damit alltagstauglicher. Andererseits konnten sie sich den Charme des Individuellen erhalten.

Im Test treten der Mitsubishi L200 und der Nissan Navara gegeneinander an, beide mit komfortabler Doppelkabine und bester Ausstattung.
Zur Entstehungsgeschichte von Pickups gibt es eine nette Legende. Angeblich war es eine australische Bäuerin, die den Anstoß für die Entwicklung dieser urmännlichen Automobile gab. Sie wolle ein Multifunktionsfahrzeug, mit dem ihr Mann wochentags ebenso gut Schweine transportieren wie sonntags die Familie zur Kirche fahren könne, schrieb sie an die Ford-Landesvertretung. Daraufhin sei der erste Pritschenwagen entwickelt worden, der sogenannte Kangaroo Chaser (Känguru-Jäger).

Mit Kängurus oder gar Schweinen wollen die Hersteller aktueller Pickups selbstredend nicht mehr in Verbindung gebracht werden. Stattdessen setzen sie auf Lifestyle, wie ein Blick in den Verkaufsprospekt des Mitsubishi L200 zeigt. Da finden sich auf der Ladefläche Mountainbikes, die High-Tech-Angelausrüstung oder Wasserskier passend zum Sportboot auf dem Hänger. Nissan geht in der Pressemappe auf die enge Verwandtschaft zum SUV-Bruder Pathfinder ein. Dass der Navara die „klassenbeste Ladefläche“ habe, wird gerade einmal erwähnt.

Gut, dachten wir uns, dann gehen wir den Test eben freizeit- und alltagsorientiert an. Zumal es ohnehin ungleich schwieriger gewesen wäre, Schweine aufzutreiben. Von Kängurus gar nicht zu sprechen.

Stadt-lich?

Zwar ist der Mitsubishi L200 mit Doppelkabine der kürzeste Vertreter seines Segments, mit einer Gesamtlänge von exakt fünf Metern bedeutet das aber immer noch das Format gestandener Oberklasselimousinen. Kein Spaß, wenn man damit auf Parkplatzsuche ist, zumal auch der Wendekreis mit knapp zwölf Metern nicht von schlechten Eltern ist.

Wem das schon zuviel Auto ist, der sollte erst ab dem Ortsendeschild in den Nissan einsteigen. 5,22 Meter misst der Navara von Stoßstange zu Stoßstange, zum Wenden in einem Zug braucht man fast 14 Meter Platz. Parksensoren sucht man bei beiden vergeblich, vorne gilt es zu schätzen, hinten dient jeweils die Ladeklappe zur Orientierung.  

Reisen und Schleppen

Mit der Passagierkabine verhält es sich analog zu den Außenabmessungen, der Nissan schlägt beim Platzangebot den Mitsubishi. Beide bieten genug Platz für bis zu fünf Passagiere, wobei eins jedem klar sein muss: Pickups sind keine Chauffeurslimousinen, die dünnen Polster und die geringe Sitzhöhe im Fond machen Langstrecken nicht eben zum Vergnügen. Vollbesetzt ist auch kein Platz mehr übrig für Gepäck - außer man verzurrt es draußen im Freien neben den Mountainbikes, Wasserskiern und Hochseeangeln...

In Sachen Federungskomfort überzeugen beide, sind wesentlich näher an einem SUV als am klassischen Pritschenwagen. Erstaunlich, da beide hinten mit Plattfedern und Starrachse ausgerüstet sind. Grund für diese antiquiert anmutende Radführung ist die hohe Zuladungskapazität von knapp 900 Kilogramm beim L200 und sage und schreibe mehr als 1,1 Tonnen beim Navara. Patt bei den Zugpferdqualitäten, der Nissan darf 2,6 Tonnen, der Mitsubishi 2,7 Tonnen anhängen.

Wedeln und Klettern

Beim Fahrverhalten gibt es einen bedeutenden Unterschied. Nur der straffer abgestimmte und insgesamt agiler wirkende L200 ist mit den empfehlenswerten Fahrassistenzsystemen ESP und Traktionskontrolle erhältlich. Beim Navara ist stets höhere Vorsicht geboten, denn das konstruktionsbedingt leichte Heck neigt ohne elektronische Helfer frühzeitig zum Ausbrechen – egal ob aus Gründen des Schwungs oder mangelnder Traktion.

Was den Allradantrieb betrifft, sticht ebenfalls der L200 - zumindest hinsichtlich der Alltagstauglichkeit. Als einziger Pickup im Segment ist er mit einem voll straßentauglichen permanenten Allradantrieb ausgerüstet. Zusätzlich lässt sich der Vorderradantrieb abschalten oder das Mitteldifferenzial sperren. Der Navara kommt mit klassischem Zuschaltallrad mit starrem Durchtrieb daher, kann seine 4x4-Fähigkeiten also nur abseits befestigter Wege nutzen. Dafür lässt sich optional auch die Hinterachse sperren.

Sprinten und Löhnen

Unter beiden Hauben werkeln Vierzylinder-Turbodieselmotoren mit 2,5 Liter Hubraum und Direkteinspritzung. Trotzdem ist der nominelle Leistungsunterschied gewaltig: Der L200 mit seinen 136 PS, maximal 314 Nm Drehmoment und fünf Vorwärtsgängen scheint chancenlos angesichts der 171 PS, 400 Nm und sechs Gänge des Navara. Die Fahrleistungsdaten unterstreichen das: In unter zwölf Sekunden spurtet der Nissan auf Tempo 100, der L200 nimmt sich fast drei Sekunden mehr Zeit.

Subjektiv fällt der Unterschied weniger gravierend aus. Und welcher Pickup-Fahrer hetzt schließlich nach Beschleunigungsbestwerten? Wichtiger sind da die Verbrauchswerte, die sich bei beiden mit jeweils rund zehn Liter Diesel auf 100 Kilometer im vertretbaren Rahmen bewegen.

Fazit

Der modern gestylte Mitsubishi L200 und der klassisch kantige Nissan Navara gehen nicht nur optisch getrennte Wege: Der Mitsubishi ist das fahraktivere Gefährt mit einem stets nutzbaren, permanenten Allradantrieb. Der (noch) größere Navara protzt dagegen mit einem stärkeren Motor und extremer Zuladung, hat aber lediglich einen auf den Geländeeinsatz beschränkten, zuschaltbaren Allradantrieb.

Obwohl beide Platz für eine vierköpfige Familie und viel Fahrkomfort bieten, sind sie mangels Kofferraum letztlich doch nur riesige Zweitwagen. Und teure noch dazu.

In den von uns getesteten Toplinien Intense im Mitsubishi beziehungsweise LE beim Nissan (unter anderem mit CD-Radio, Klimaautomatik und Leichtmetallfelgen) kosten die Kontrahenten ab 30.290 respektive 34.150 Euro. Addiert man dann noch das jeweilige Premium-Paket mit beheizbaren Ledersitzen, den unabkömmlichen Partikelfilter und Metallic-Lack, kommt man auf Preise um die 35.000 Euro für den L200 und 37.000 Euro für den Navara.

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