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Vergleichstest: Nissan 370Z vs. Mitsubishi Lancer Evo X – Verschieden und doch so gleich

Auf den ersten Blick gibt es außer dem Herkunftsland, der vier Räder und dass man mit beiden (schnell) von A nach B kommt kaum Gemeinsamkeiten der Vergleichskandidaten. Der Lancer Evo X ist eine aufgespoilerte Bieder-Limousine, der 370Z ein rassiger Sportwagen.

Im Geiste sind sie aber dennoch Brüder, haben zu aller Überraschung ähnliche Eckdaten und einen ähnlichen Preis. Daher sind sie per se prädestiniert, auch Benzinnasen westlich des Auto-Mekkas Japan glücklich zu machen.
Der Ansatz, wie das Glücklichmachen gelingen könnte, ist bei beiden grundverschieden. Auf der einen Seite steht die Familien-Limousine Mitsubishi Lancer als elementar modifiziertes Evo X-Modell (unter anderem sind Motorhaube, Dach und Kotflügel aus Aluminium). Ein nur zwei Liter kleines Turbomonster schüttelt mal eben so knapp 300 PS Leistung und 366 Newtonmeter Drehmoment aus dem Ärmel. Optisch beeindruckt der Evo mit einer heutzutage selten gewordenen, extrovertierten Art – spöttische Blicke von Unwissenden eingeschlossen. Wer hingegen den Evo kennt, respektiert ihn zumindest.

Schönling versus Krawallmacher

Auf der anderen Seite steht der klar als Sportwagen auszumachende Nissan 370Z. Er wirkt kompakt, kraftvoll und elegant zugleich. Ein Design-Meisterwurf, der als Paradebeispiel eines Sportwagens herhalten kann. Die Blicke der Passanten sind daher ungleich entzückter als beim Evo. Im Nissan-Bug schlummert ein knapp 3,7 Liter großer V6-Motor, ohne Aufladung, ohne Hochdrehzahl-Konzept und ohne Direkteinspritzung. Also ohne alles, dafür aber mit ordentlich Leistung. Ein Plus von immerhin 36 Zählern zum Mitsubishi lässt den Nominalwert auf 331 PS anschwellen. Mit 366 Newtonmetern Drehmoment bietet der 370Z exakt so viel Kraft wie der Lancer.

Als echte Besonderheit werkelt im Mitsubishi das hochkomplexe Allradsystem S-AWC (Super All Wheel Control) in Kombination mit der Einzelrad-Kraft-Beaufschlagung S-AYC (Super Active Yaw Control). Ein ähnliches System bietet derzeit lediglich Audi in einigen Quattro-Modellen mit Sportdifferenzial an, alle anderen Allrad-Systeme sind ein jeweils technisch weniger aufwändiger Abklatsch dessen. S-AYC verteilt die Motorgewalt feinadrig auf die vier Räder – vorne, hinten, rechts, links. Das System ermöglicht es, den Leistungseinsatz situationsgerecht zu verteilen. Bei Bedarf kann es eines der Hinterräder einzeln beschleunigen, um am anderen etwas Schmackes rauszunehmen. In Kurven agiert der Lancer damit im übertragenen Sinne wie ein Raupenfahrzeug, der Evo zieht sich in die Ecken rein, extrem schnell, extrem präzise – auf der Stelle drehen (360) inbegriffen.

Zutaten aus Europa

Per Wipp-Taster auf dem Mitteltunnel lässt sich der Allradantrieb sogar für drei Straßen-Beläge vorkonfigurieren: Asphalt, Geröll und Schnee nennen sich die Fahrprogramme und verteilen die Grundauslegung von vornherein spezifischer.

Großen Anteil an der satten Straßenlage haben die Bauteile Made in Germany und Italy. So stammen bei der teuren MR-Version das perfekt ausbalancierte Fahrwerk von Bilstein, die Federn von Eibach, die geschmiedeten Räder von BBS und die feist zupackende und mit einem definierten Druckpunkt gesegnete (zweiteilige) Bremsanlage von Brembo.

Auf ganz so viel Euro-Knowhow kann der lediglich heckgetriebene 370Z nicht zurückgreifen. Lediglich 355-Millimeter-Scheiben an der Vorderachse werden von Brembos umgriffen, bieten jedoch nicht den Druckpunkt und nicht die perfekte Rückmeldung wie das Lancer-Pendant. An den Verzögerungswerten ändert das nichts. Beide stehen nach gut 40 Metern, was für winterbereifte Fahrzeuge ein sehr guter Wert ist. Einen kleinen Spaß-Vorteil bringen die Winter-Pneus mit sich: Mit Leistungseinsatz aus engen Kehren heraus verliert der 370Z an der Hinterhand gerne einmal die haftende Verbindung zwischen Gummi und Fahrbahn. Somit endet flottes Fahren oft in einem herrlichen Driftwinkel, der schier nach Belieben änder- und abbrechbar ist (ESP ist bei beiden Fahrzeugen komplett deaktivierbar). Bei guter Bodenhaftung steht der Nissan dem Mitsubishi in Sachen Tempo-Bolzerei indes in nichts nach – auch sein Fahrwerk und seine Abstimmung gehört zu den schnellsten in der PS-Klasse.

Manuelle Getriebe sind out

Ähnlich sieht es beim Getriebe aus. Manuelles Wühlen ist bei beiden Fahrzeugen kein Muss. Im Mitsubishi arbeitet optional ein Sechs-Gang-Doppel-Kupplungs-Getriebe, im 370Z ein Sieben-Gang-Wandler-Automat. Das vermeintlich modernere Getriebe besitzt der Lancer, denn zwei Kupplungen sind unter sportlichen Aspekten einem Wandler-Getriebe theoretisch überlegen.

Der SST (Sport Shift Transmission) getaufte Mitsubishi-Gangwechsler überzeugt jedoch nicht in allen Belangen. Zum einen gönnt er sich beim Anfahren eine Gedenksekunde, zum anderen sind die offiziellen Sprintwerte fast eine Sekunde langsamer als mit dem serienmäßigen Fünf-Gang-Handschalter – ungewöhnlich für einen Doppel-Kuppler. Im D-Modus schaltet das System teils unlogisch und nervig. Abhilfe schafft die manuelle Tipp-Schaltgasse oder der Einsatz der Magnesium-Schaltwippen hinterm Lenkrad. Großer Vorteil von SST: Es ermöglicht das Schalten im Drift, ohne, dass der Lancer aus der Balance geworfen wird. Zudem schaltet es in diesem Modus beim Erreichen der Maximaldrehzahl nicht in den nächsthöheren Gang und lässt sich mittels Kick-Down-Funktion nicht zum Herunterschalten animieren.

Ähnlich agiert das Nissan-System. Auch hier gibt es Schaltwippen, auch er rennt im Manuell-Modus in den Begrenzer und vor allem: Auch er schaltet extrem schnell und erübrigt damit die Frage nach einem Doppel-Kupplungs-Pendant. Zudem funktioniert die Automatik im D-Modus hervorragend und harmoniert bestens mit dem unter Volllast etwas zu laut brüllenden V6-Motor. Beim Nissan scheint der Weg zwischen Gaspedal und Motorsoftware extrem kurz zu sein. Jede Gas-Fuß-Zuckung wird unmittelbar vom Motor beantwortet. Da kann der turbobefeuerte und „wortkarge“ Evo nicht mithalten.

Stammtisch-Debatte

So unprätentiös seine Lebensäußerungen, so gewaltig ist sein Antritt. Null bis 100 schafft der Evo X in schnellen 5,6 Sekunden, bis 160 km/h benötigt er weitere 7,9 Sekunden. Der Nissan sucht kurzzeitig nach Traktion, durcheilt die 100-km/h-Tempomessung aber dennoch nur eine Zehntel Sekunde nach dem Lancer. Bei 160 km/h hat er die Nase sogar vorne und kann sein PS-Plus ausspielen. 12,6 Sekunden sind ein hervorragender Wert. Der 370Z rennt weiter bis zur elektronischen Bremse bei 250 km/h, dem Evo geht ein bisschen früher die Puste aus. Tribut an Spoiler und Co, da ist es mit dem Cw-Wert nicht weit her. Dafür liegt die Limousine bei Top-Speed deutlich ruhiger als das Coupé. Erstaunlich: Mit einem Leergewicht von rund 1.600 Kilogramm gehören beide nicht zu den Leichtgewichten. Beim Mitsubishi verwundert das ob des Allradantriebs nicht wirklich, beim Nissan umso mehr.

Rund 47.000 Euro werden für den Nissan 370Z in der Komplett-Ausstattung „Pack“ fällig, zum gleichen Preis gibt es den Mitsubishi Lancer Evo X als Basis-Version mit Hand-Schaltung, ohne BBS-Felgen, ohne Bilstein-Fahrwerk und ohne Eibach-Federn. Diese Zutaten bleiben der MR-Version vorbehalten, die wiederum kommt ausschließlich mit SST-Getriebe und kostet dann mit allerlei Schnickschnack 54.000 Euro.

Technische Daten
Marke und Modell Mitsubishi Lancer Evo X Nissan 370 Z
Ausstattungsvariante MR (SST Doppelkupplung) Pack (Automatik)
Abmessung und Gewicht
Länge/Breite/Höhe (mm) 4.505/1.881/1.480 4.250/1.845/1.310
Radstand (mm) 2.650 2.550
Wendekreis (m) 12,5 11
Leergewicht (kg) ab 1.635 ab 1.612
Kofferraum (Liter) 323 235
Bereifung Testwagen 245/40 R18 Dunlop Winter Sport 3D 225/50 R18; 245/45 R18 Yokohama Wdrive
Motor
Hubraum (ccm) / Zylinder (Zahl, Bauart) 1.998 / 4, Reihe 3.696 / 6, V
Leistung (PS) 217 (295) 243 (331)
Drehmoment (Nm) / Umdrehungen 366 bei 3.500 366 be 5.200
Antriebsart Allrad Heck
Getriebeart 6-Gang-Doppelkupplung 7-Gang-Automatik
Verbrauch
Krafstoffart Super Plus Super Plus
Kombiniert laut Werk (l/100km) 10,5 10,5
CO2-Emissionen (g/km) laut Werk 250 / Euro 4 249 / Euro 4
AS24-Verbrauch (l/100km) Nicht drüber nachdenken Bisschen weniger als der Evo
Fahrleistungen
Werksangabe 0-100km/h (s) 6,3 5,7
AS24-Sprint 0-100km/h (s) 5,6 5,7
AS24-Bremstest 100-0km/h (m) 42,1 (Winterreifen!) 40,9 (Winterreifen!)
Höchstgeschwindigkeit (km/h) 242 250
Preise
ab (Euro) 53.850 43.290
Empfohlene Extras Metallic Lackierung ( 450 Euro) Metallic Lackierung ( 790 Euro), Navigationssystem inklusive Rückfahrkamera (2.100 Euro),
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Fazit

Verschieden und doch so gleich? Ja. So fern sich beide Fahrzeug-Konzepte sind, so einig sind sich Nissan 370Z und Mitsubishi Lancer Evo X beim Thema Racing. Es sind Fahrmaschinen, Spaßgeräte und übermotorisierte Automobile in einem. Und gerade das macht den Reiz an ihnen aus. Sie sind unnötig und faszinieren gerade deswegen Menschen mit Benzin im Blut.

Dass es die charismatischen Japaner zu einem vergleichsweise günstigen Kurs gibt, macht sie noch attraktiver. Und nicht jeder will einen austauschbaren Golf R, einen exorbitant teuren Cayman S oder einen behäbigen CLC fahren.

Zwei Japan-Alternativen, von denen keiner wirklich besser oder schlechter ist. Der eine ist eben etwas praktischer, der andere dafür hübscher. Glücklich machen können beide, garantiert.

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