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Vergleichstest: Nissan Qashqai+2 vs. Peugeot 3008 – Pseudo-Machos

Seit Anfang 2007 gibt es den Qashqai, ein Stilmix aus Kompakt-Kombi und SUV – eigentlich ein Softroader. Verglichen mit dem 3008 wirkt er jedoch wie ein beinharter 4x4. Der Peugeot vermengt ebenfalls diverse Stile. Herausgekommen ist eine Art Van, der mit Offroader-Akzenten Robustheit vorgaukelt.

Weichgespült oder leicht zerkocht? Das klärt unser Vergleich.
Der Nissan Qashqai mag kein Blickfang sein, doch hat wohl kaum jemand ein Problem, sich mit ihm anzufreunden. Seine Form ist so unauffällig wie gefällig. Auch an die anfangs kurios anmutende Verquickung mehrerer Fahrzeugcharaktere hat man sich längst gewöhnt.

Der 3008 hingegen polarisiert. Sein robuster Vorderbau wie auch das Heck mit zweigeteilter Klappe verbreitetet SUV-Flair, von der Seite sieht er hingegen aus wie ein Kompaktvan. Allerdings wirkt die Silhouette mit der stark geneigten großen Frontscheibe und dem pummeligen Heck nicht sonderlich elegant. Daran ändern auch Chromakzente, moderne Leuchten und das nach hinten abfallende Dach nicht. Vielleicht werden einige den 3008 ob seiner eigenwilligen Art besonders mögen. Schön sieht, meiner Meinung nach, anders aus.

Nobler Technik-Tempel

Auch innen präsentiert sich der 3008 ungewöhnlich. Der Arbeitsplatz bietet eine Kipphebel-Schalter-Batterie in der Mittelkonsole und vielseitige Funktionalität, die in eine Mischung aus edler Anmutung und Verspieltheit eingebettet sind. Zu den Besonderheiten der noblen Kommando-Zentrale zählen das Head-Up-Display und eine elektronische, sich automatisch aktivierende Feststellbremse. Mit Kurvenlicht, Abstandwarner, Notruftaste und Reifenpannenanzeige bietet der 3008 noch weitere Schmankerl. Beim Qashqai kann lediglich eine optionale Rückfahrkamera etwas Technik-Zauber versprühen.

Nicht nur im Innovationsvergleich hängt der 3008 den Qashqai ab; auch das eigentlich fesche Cockpit des Nissan wirkt im direkten Vergleich erschreckend nüchtern, ist ohne besonderen Pfiff. Vergleicht man Materialien und Verarbeitung, kommt man nicht umhin, von einem Klassenunterschied zu sprechen, bei dem der Peugeot eindeutig die Nase vorne hat.

Von der Inneneinrichtung abgesehen, ähneln sich die beiden Typen: Hier wie dort sitzt man leicht erhöht, allerdings ist die Rundumsicht  beim 3008 etwas eingeschränkter. Außerdem verfügten beide Modelle in der von uns getesteten Version über riesige Panorama-Glasdächer mit Sonnenrollos sowie  Lederausstattung, Highend-Navi und Bluetooth-Schnittstelle fürs Handy.

Mehr Platz im Qashqai

Das Raumangebot ist in beiden Fällen ebenfalls auf gehobenem Niveau.Der Qashqai bietet jedoch trotz der hohen Karosserie vorne wenig Kopffreiheit. In der zweiten Reihe wird es sowohl im Nissan als auch im Peugeot für Personen über 1,80 Meter Körpergröße nach oben etwas eng. Die Kniefreiheit ist hingegen bei beiden tadellos, doch sitzt man im Qashqai +2 dank des um 15 Zentimeter längeren Radstands im Fond entspannter auf allerdings weniger komfortablen Sitzen.

Auch das Volumen des Gepäckabteils und die Variabilität sind im Nissan besser. Im Kofferraumboden des Japaners befinden sich zudem zwei aufklappbare Notsitze, außerdem ist die dreigeteilte mittlere Sitzbank verschieb- und umlegbar. Beim 3008 beschränkt sich die Variabilität auf einen in der Höhe verstellbaren Kofferraumboden und eine im Verhältnis 60 zu 40 umlegbare Sitzbank. Sie lässt sich per Hebel sehr bequem vom Kofferraum aus umklappen: Die Lehne fällt nach dem Fernentriegeln von ganz allein nach vorne und gleichzeitig senkt sich die Sitzfläche ab, so dass ein fast ebener Ladeboden entsteht. Ein weiterer Clou des 3008 ist die geteilte Heckklappe, deren unterer Teil als Sitzbank genutzt werden kann.

Der Kofferraum des Peugeot fasst 432 Liter, das maximale Stauvolumen wird mit 1.241 Liter angegeben. In den beiden höherwertigen Ausstattungen kann man den Löwen-Träger zudem mit einem umklappbaren Beifahrersitz (100 Euro Aufpreis) bestücken, was den Transport von gut 2,60 Meter langen Gegenständen erlaubt. Auch beim Nissan lässt sich der Beifahrersitz umklappen. Ansonsten ist das 550 Liter große Qashqai Gepäckabteil bei Bedarf auf 1,5 Kubikmeter erweiterbar. Beim Beladen nervt allerdings der geringe Öffnungswinkel der Heckklappe, weshalb man sich leicht den Kopf anstoßen kann.

3008 mit Top-Diesel

Als Antriebe sorgen bei beiden Probanden Zwei-Liter-Dieselmotoren mit Turboaufladung für ein gehobenes Leistungsniveau. Beide Aggregate werden auf immerhin 150 PS aufgeladen; der des Peugeot mobilisiert 340 Newtonmeter ab 2.000 Touren, beim Qashqai liegen bei gleicher Drehzahl 320 Newtonmeter an. Der  besser geräuschgedämmte Motor im Peugeot wirkt von unten raus etwas spritziger und gefällt mit sämiger Kraftentfaltung, die in Kombination mit dem Sechs-Gang-Schaltgetriebe für reichlich Schub in fast jeder Situation sorgt. Über 4.000 Touren passiert allerdings nicht mehr viel.

Auch der Motor des Qashqai ist ein kraftvoller und kultivierter Diesel. Der Vierzylinder gibt sich lediglich eine Nuance rauer und ist nicht ganz so durchzugsstark. Auf Wunsch bringt der Nissan die Kraft per zuschaltbarem Allradantrieb ohne Traktionsverluste auf die Straße. Hier hat der  3008, der nur als Fronttriebler zu bekommen ist, gelegentlich etwas zu kämpfen, doch wird das Zerren an der Lenkung nur selten lästig. Ansonsten kann der gut 200 Kilo schwerere Qashqai in Sachen Dynamik nicht mit dem 3008 mithalten. Nach unseren Messungen brauchte der Nissan 10,9 Sekunden von 0 auf 100 km/h, während der 3008 sich mit 9,7 Sekunden deutlich absetzen konnte. Bei der Endgeschwindigkeit ist der Peugeot mit 195 km/h hingegen nur unwesentlich schneller.

Deutlicher fällt der Unterschied beim Verbrauch aus, jedenfalls laut Datenblatt. Danach soll der Qashqai sieben Liter auf 100 Kilometer konsumieren, während der 3008 sich mit 5,6 Liter bescheidet. In der Praxis gönnen sich beide Typen mehr und ungefähr denselben Aufschlag: Auf zumeist flott gefahrenen Autobahntouren haben wir mit dem Qashqai im 2WD-Modus 8,6 Liter und beim 3008 im Schnitt 7,3 Liter gemessen. Dank geringen Geräuschniveaus und komfortabler Fahrwerke sind beide Fahrzeuge übrigens flotte und angenehme Gleiter auf der Autobahn.

Felgen-Mogelei

Der Nissan wirkt insgesamt weicher, wankt etwas stärker in Kurven als der 3008 und hinterlässt auch aufgrund des längerem Radstands und der fast 200 Kilo Mehrgewicht einen nicht ganz so agilen und handlichen Eindruck. Der Komfort unseres Testexemplars war jedoch, vor allem angesichts der großen 18-Zoll-Räder, eindrucksvoll; lediglich Querfugen hat die Hinterachse mit gelegentlichem Poltern an die Insassen weitergegeben.

Auch der straffer gefederte 3008 bietet angenehmen Fahrkomfort, den er unter anderem den optisch etwas zu klein wirkenden 16-Zoll-Rädern zu verdanken hat. Mit den 18-Zöllern wäre der Wagen wohl schon etwas hart unterwegs. Doch ansonsten wirkt das Fahrwerk feinfühlig, federt schnell aus und vermittelt dank einer direkteren Lenkung und dem Wankausgleich an der Hinterachse einen insgesamt agileren Eindruck. Allerdings wirkt der 3008 in Kurven gelegentlich etwas steif und neigt aufgrund der kleinen Räder schon frühzeitig zum Untersteuern.

Auch fürs Gelände geeignet

In beiden Fällen halten die elektronischen Stabilitätsprogramme die Wagen sicher auf Kurs, und auch bei unserem Bremstest zeigten beide ein angemessenes Sicherheitsniveau. Wobei der 3008 mit 37,7 Metern gut einen halben Meter vor dem Qashqai zum Stehen kam. Ebenfalls vorbildlich beim Peugeot: Das deaktivierbare ESP schaltet sich über 50 km/h automatisch wieder ein. Wer hingegen beim Qashqai vergisst, das während der Fahrt abgestellte ESP wieder zu aktivieren, kann eine böse Überraschung erleben.

Während der 3008 dem Qashqai auf Asphalt davon fährt, führt der Allradler den Franzosen abseits befestigter Straßen regelrecht vor. Dank leicht erhöhter Bodenfreiheit und spezieller Regelelektronik hat der 3008 zwar eine Lizenz für kleinere Offroad-Spritztouren, doch stößt er früh an seine Grenzen. Auch der Qashqai ist eigentlich ein Softroader, doch mit seinem zuschaltbaren Allradantrieb und einer besseren Bodenfreiheit kommt er deutlich weiter und gibt den  kernigen Kraxler. Bergfexen vom Schlage eines Defender kann der Allrad-Nissan freilich nicht das Wasser reichen.

Technische Daten
Marke und Modell Nissan Qashqai +2 2.0 dCI 4WD Peugeot 3008 HDi 150
Ausstattungsvariante Tekna Platinum
Abmessung und Gewicht
Länge/Breite/Höhe (mm) 4.525/ 1.783 / 1.642 4.365/ 1.837 / 1.639
Radstand (mm) 2.765 2.613
Wendekreis (m) 11 11,2
Leergewicht (kg) 1.771 1.604
Kofferraum (Liter) 130 - 1.520 432 - 1.241
Bereifung Testwagen 215/55 R18 215/60 R16
Motor
Hubraum (ccm) / Zylinder (Zahl, Bauart) 1.994 / 4, Reihe 1.997 / 4, Reihe
Leistung (PS) 150 150
Drehmoment (Nm) / Umdrehungen 320 / 2.000 340 / 2.000
Antriebsart zuschaltbarer Allradantrieb Frontantrieb
Getriebeart manuelles 6-Gang-Getriebe manuelles 6-Gang-Getriebe
Verbrauch
Krafstoffart Diesel Diesel
Kombiniert laut Werk (l/100km) 7 5,6
CO2-Emissionen (g/km) 188 146
AS24-Verbrauch (l/100km) 8,6 7,3
Fahrleistungen
Werksangabe 0-100km/h (s) 11,3 9,7
AS24-Sprint 0-100km/h (s) 10,9 9,7
AS24-Bremstest 100-0km/h (m) 38,3 37,7
Höchstgeschwindigkeit (km/h) 189 195
Preise
ab (Euro) 32.540 29.550
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Nissan mit Preisvorteil

Selbstredend hat die Allradtechnik ihren Preis, und die +2-Karosserievariante kostet ebenfalls extra. So war der Qashqai als Siebensitzer mit 150-PS-Diesel in der von uns getesteten Top-Ausstattung Tekna stolze 32.500 Euro teuer. Immerhin lässt seine Serienausstattung kaum mehr Wünsche offen. Panorama-Glasdach, 18-Zoll-Felgen, Ledersitze, Parkpiepser, Sitzheizung und Mono-Xenon sind bereits an Bord.

Es geht aber auch günstiger: Den Qashqai gibt es mit kürzerer Karosserie und reinem Frontantrieb in der Tekna-Ausstattung für rund 29.000 Euro. Das ist in etwa so viel, wie Peugeot für den 3008 in der von uns getesteten Top-Version Platinum verlangt. Der Ausstattungsumfang ist allerdings geringer als beim Nissan, wenn Tekna drinsteckt. Ausstattungsbereinigt kann der Qashqai deshalb einen Preisvorteil von rund 2.000 Euro bieten.

Fazit

Während der Qashqai außen gefällt, hinterlässt beim 3008 vor allem der Innenraum den besseren Eindruck. Obwohl Raumangebot und Variabilität beim Nissan größer sind, fühlt man sich im Peugeot wohler. Außerdem ist der 3008 das agilere Fahrzeug, das trotz besserer Fahrleistungen zudem deutlich weniger verbraucht. Der Qasqai+2 4WD trumpft wiederum mit traktionsstarkem Allradantrieb, besserer Geländetauglichkeit und dem komfortableren Fahrwerk auf. Ausstattungsbereinigt ist der Nissan zudem etwas günstiger.  Angesichts dieser Pro und Kontra muss man schon genau wissen, worauf man Wert legt, um sich für einen der beiden Kontrahenten zu entscheiden.

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