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Vergleichstest: Opel Cascada vs. Audi A5 Cabriolet – Offenes Duell

Das Imperium schlägt zurück: Die Europa-Dependance von General Motors, Opel, will unter anderem mit einer Premium-Offensive verlorenen Boden wieder gut machen und dem Konzern den Weg zurück an die Spitze als größten Autohersteller der Welt ebnen.

Doch wie überzeugend ist Opels Vorstoß in das Lifestyle-Segment großer Cabriolets? Kann der Cascada einer Premium-Majestät wie dem Audi A5 das Wasser reichen? Optisch gelingt das nur auf den ersten Blick. Mit dem Unschuldsweiß haben die beiden angetretenen Stoffdach-Schönlinge noch die größte Gemeinsamkeit. Doch sonst gehen Audi und Opel recht unterschiedliche Wege. So ist die Blechkleid-Inszenierung des 4,70 Meter langen Cascada von effekthascherischen Momenten geprägt. Die Seitenlinie ist nach hinten stark aufsteigend, das Sickenspiel dramatisch und sorgen zudem expressive 19-Zoll-Räder für eine ergreifende Ausstrahlung. Doch der zweite Blick offenbart auch plump anmutende Proportionen. Das Heck fällt zu wuchtig aus, die Schulterlinie ist zu hoch und in der Seitenansicht wirkt das Verhältnis von Greenhouse zu Blech etwas unausgewogen.

Im direkten Vergleich macht der sachlicher und eleganter auftretende A5 klar, was gutes Design ist, denn beim sieben Zentimeter kürzeren Ingolstädter folgt die Form deutlich mehr der Funktion. Statt Protzer-Allüren bietet der Audi feingliedrige Anmut und überzeugt aus eigentlich jedem Winkel mit stimmigen Proportionen. Fast schon zu schnörkellos könnte man den Auftritt des A5 empfinden. Einerseits. Andererseits wirkt er trotz seiner fast fünfjährigen Bauzeit auch heute noch ansehnlich und dürfte dies wohl noch lange der Fall bleiben. Ob man diesen Eindruck in fünf Jahren auch vom Cascada haben wird?

Edel oder teilweise edel

Mag das Exterieur vielleicht eine Geschmacksfrage sein, so ist das Interieur beim Audi eindeutig einladender. Opel hat sich zwar durchaus Mühe gegeben, mit einigen hochwertig anmutenden Oberflächen auch etwas gehobenen Schick in die Fahrgastzelle zu zaubern, doch mit dem feinen Materialmix und dem perfekten Verarbeitungsniveau von Audi kann er nicht mithalten. Mancherorts fallen Billigplastik und größere Spaltmaße ins Auge und zeugt gelegentliches Knarzen, auch dank der weniger verwindungssteifen Karosserie, von einer kostenoptimierten Bauweise. Der A5 gibt sich hier keine Blöße. Und sogar im Opel-Kosmos ist das Ensemble des Cascada bereits betagt, denn der neue Insignia zeigt auf, wohin die Reise im GM-Konzern geht.

Dennoch bietet der bisherige Opel-Standard im Cascada durchaus Vorzüge. Die vielen Direktwahltasten und eine altbekannte Benutzeroberfläche sorgen für intuitive Handhabung der wichtigen Dinge, die das Autofahren erleichtern. Doch auch hier ist der Audi intuitiver und funktionaler. Sogar das Internet kann man im A5 vielseitig nutzen, denn mit Audi-Connect öffnet ein WLAN-Hotspot das Tor ins WWW ganz weit. Ohnehin ist der Audi für Ausstattungs-Fanatiker die attraktivere Projektionsfläche, denn der Markt der Möglichkeiten ist extrem groß und damit aber auch preistreibend.

Reichlich Platz

In den wirklich wichtigen Disziplinen begegnet der Opel dem Audi dann aber weitgehend auf Augenhöhe. Vorne sitzt man auf angenehm langstreckentauglichem Gestühl und darf sich eines gutes Platzangebots erfreuen, sogar hinten können Erwachsene halbwegs bequem reisen. Das serienmäßige Komfortdach des Cascada kommt dabei den Häuptern nicht zu nah und sorgt dank seiner Mehrlagigkeit außerdem für ein geringes Geräuschniveau. Hier herrscht nahezu Gleichstand mit dem A5, der seinen Gästen etwas weniger Entfaltungsspielraum im Fond, dafür aber einen etwas schluckfreudigeren Kofferraum bietet. Zwar passen in beide Gepäckabteile 380 Liter, doch hat der Audi die größere Öffnung und bietet mehr Platz bei offenem Dach. In beiden Fällen gibt es noch umklappbare Rückbänke, welche die Alltagstauglichkeit zusätzlich erhöhen. Die Geräuschentwicklung im A5 ist unter der Stoffhaube um Nuancen angenehmer als im Cascada, was allerdings auch dem 295 Euro teuren, unbedingt zu empfehlenden Akustikverdeck zu verdanken ist.

Hier wie dort öffnen und schließen die ganzjahrestauglichen Dächer vollautomatisch auf Knopfdruck, auch während der Fahrt bis zu einer Geschwindigkeit von 50 km/h. Beim Opel dauert das Prozedere 17, beim Audi 18 Sekunden. Windschotts gibt es auch, beim Audi serienmäßig, beim Opel für 290 Euro Aufpreis. Und diesen Betrag sollte man besser investieren, denn im Cascada ist die Belästigung durch Luftverwirbelungen deutlich ausgeprägter. Wer Sonne genießen will, dabei aber möglichst wenig vom Fahrtwind durchgepustet werden möchte, der fährt im A5 deutlich kommoder – egal, ob mit oder ohne Windschott.

Starke Diesel

Das passt auch insgesamt zum Eindruck, den der offene Ingolstädter vermittelt: Er gibt sich in jeder Faser seiner Existenz geschmeidiger. Das trifft in besonderer Weise auf das zum niederknien harmonisch abgestimmte Fahrwerk als auch den herrlich laufruhigen wie bulligen Zweiliter-Dieselmotor zu. Trotz Selbstzünderprinzip bleibt der 177 PS starke Vierzylinder ein ruhiger Geselle, der sich vor allem bei Zwischensprints mit seiner sowohl sämigen als auch wuchtigen Leistungsentfaltung auszeichnet. Und fast möchte man meinen, im Bug des A5 steckt ein V6, denn lediglich 8,8 Sekunden dauert der Sprint und liegt die Höchstgeschwindigkeit bei stolzen 222 km/h. Und die lassen sich im A5 entspannt und lässig ausfahren.

Allerdings muss sich dabei der Audi dem Cascada geschlagen geben, denn zumindest in der Endgeschwindigkeit befähigt der 195 PS und 400 Newtonmeter starke BiTurbo-Diesel den Opel zu 230 km/h. Die werden praktisch locker erreicht und wagte sich die Tachonadel auf unseren Testfahrten gelegentlich über die 240er-Marke. Und selbst dann geht der mit über 1,8 Tonnen recht mopsige Linksspur-Souverän eine vertrauensbildende Verbbindung mit der Straße ein. Allerdings ist er mit 9,4 Sekunden beim 100-km/h-Sprint nicht ganz so antrittsstark wie der A5 und sorgen beim BiTurbo zudem eine rauere Laufkultur als auch ein ausgeprägteres Turboloch für ein nicht ganz so ausgewogenes und spritziges Naturell. Das trifft auch auf das Fahrwerk zu, welches trotz eines ordentlichen Komfortniveaus etwas hölzern wirkt und das ambitionierte Kurvenflitzen hier nicht so spielerisch wie mit dem fein austarierten Audi von der Hand geht.

Preisfrage

Beim Spritkonsum herrscht in diesem Vergleich nahezu Gleichstand: Wer will, kann auch nahe der Normverbrauchswerte beide Probanden mit rund fünf Liter Diesel auf 100 Kilometer bewegen. Nach oben raus wird der Opel im Vergleich zum Audi etwas durstiger. Bei flotten Autobahntouren genehmigte sich sein zweifach zwangsbeatmeter Motor knapp über acht Liter, während die Allzweckwaffe aus dem VW-Konzern knapp unterhalb von acht Litern bleibt. Einen finanziellen Anreiz bietet der A5 mit seinem praktisch etwas sparsameren Naturell allerdings nicht.

Zumindest über keinen, der den Audi in diesem Vergleich für ein Amortisations-Szenario qualifiziert. Angesichts des enormen Preisunterschieds braucht man hierüber keine Gedanken verschwenden, denn das A5 Cabriolet mit dem 177-PS-Diesel ist schlichtweg teuer. Es kostet mal eben 10.000 Euro mehr als der stärkere BiTurbo-Cascada, der mit vergleichsweise bescheidenen 32.555 Euro in der Preisliste steht. Dabei ist der Opel serienmäßig nur unwesentlich schlechter bestückt und bleibt damit auch ausstattungsbereinigt dieser gewaltige Preisvorteil des Cascada nahezu erhalten. Zeitlos schön, ausgewogen, geschmeidig, spritzig – wer das A5 Cabriolet mit 177-PS-Diesel fährt, findet viele Gründe, sich in den Dolce-Vita-Audi zu verlieben. Qualitativ und von den Fahreigenschaften fährt der Opel Cascada hinterher, wenn man einmal von der Höchstgeschwindigkeit absieht.

In der Summe seiner Eigenschaften ist der A5 das bessere Auto und das bessere Cabriolet, doch die Abschläge, die man bei dem in vielen Aspekten weitgehend ähnlich zugeschnittenen Opel hinnehmen muss, schlagen sich in sehr deutlicher Weise auch in einem geringen Kaufpreis nieder: Wer ein gutes, alltagstaugliches Ganz-Jahres-Komfort-Viersitzer-Cabriolet will, findet bei Opel eine immerhin um 10.000 Euro günstigere Alternative, die vielleicht nicht ganz so begeistern mag wie ein A5, mit der man sich aber ebenfalls fraglos gut anfreunden kann.

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