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Vergleichstest: Opel Corsa OPC vs. VW Polo GTI Cup Edition – DKSD: Deutschlands-Kompakt-Sportler-Duell

Opel gegen VW, VW gegen Opel. Die Luft aus diesem ewigen Duell ist über die gesamte Modellbreite zwar längst raus, dennoch gibt es die ein oder andere höchst explosive Paarung. Eine davon: Der 192 PS starke Opel Corsa OPC gegen den 180-PS-Renner VW Polo GTI Cup Edition. Wer kann was besser?

Auf der einen Seite stehen die Opelaner und damit die GSI-Fraktion, auf der anderen Seite die WOBler mit der flinken GTI-Endung. GSI wurde vor einigen Jahren durch OPC (Opel Performance Center) getoppt. Das Kürzel GTI steht bereits seit 1976 für sportliche Kompaktfahrzeuge aus dem Hause Volkswagen. Auch beim VW Polo gibt es seit gut einem Jahr eine erstarkte GTI Variante mit dem Zusatz „Cup Edition“.

Schon optisch aggressiv

Geht es einem darum für einen überschaubaren Geldbetrag viel Aufsehen zu erregen, ist man sowohl mit dem Corsa OPC als auch mit dem Polo Cup Edition gut bedient – wenn sie nicht gerade in schwarz daherkommen. Beide prahlen von weitem mit ihrer Vollbespoilerung. VW geht sogar soweit, dass die Nebelscheinwerfer – Serie beim GTI – beim Cup Edition einer massiven Frontschürze mit großen Lufteinlässen weichen müssen. Die Luftanströmung des Ladeluftkühlers wird dadurch verbessert. Opel begnügt sich mit „normalen“ Lufteinlässen, riskiert aber auch beim OPC eine dicke Lippe.

17-Zoll-Felgen mit 215-Pneus (Corsa) respektive 205-er Reifen beim Polo vermelden gesteigerte Kurvengier. Blau und rot lackierte Bremssättel suggerieren Power. Spezielle Aero-Spiegel kennzeichnen den schnellsten Corsa, Schweller unterstreichen bei beiden den Sportanspruch. Auch von hinten zeigt der Hessenbubb, was dick auftragen heißt. Ein mittig platziertes Dreiecksendrohr prollt Hinterherfahrende an, Diffusor-Optik, geschlitzte Spezial-Heckschürze und auffälliger Heckspoiler passen ins Bild. Den schwülstigen Polo Heckklappenspoiler zieren dafür zwei urkomischen Finnen, ganz unten guckt einen die Heckschürze mit zwei sinnfreien Gitterattrappen an, links sitzen zwei dezente Endrohre.

Die Motoren

Was aus den Endrohren rauskommt, wird im Bug produziert. Der Opel Corsa OPC holt aus dem darin installierten 1,6-Liter-Triebwerk 192 PS und mindestens 230 Newtonmeter. Der altbekannte 1,8-Liter des GTI packt fünf Newtonmeter drauf, bei einem PS-Defizit von 12 Zählern. Grund der Drehmomentberge: die Turbolader pressen ab circa 2.000 Motorumdrehungen Heißluft mit rund 1,4 bar in die Brennräume.

Trotz des PS-Unterschieds nehmen sich die Kontrahenten in den Fahrleistungen nichts. Gut sieben Sekunden dauert der Sprint bis Einhundert. Bei 225 km/h ist hier wie dort Schicht im Schacht. Die Leistungsentfaltung gelingt turbountypisch und unspektakulär. Wie großvolumige Saugmotoren klettern sie von ganz unten gleichmäßig die Drehzahlleiter rauf. Leistungseinbrüche oder wellige Drehmomentverläufe sind nicht zu verzeichnen, ein Turboloch spürt man auch nicht. Der spontane Tritt aufs Gaspedal wird sehr direkt in Horizontalbeschleunigung umgesetzt.

Fünf gegen sechs

Ein echtes Problem hat der Opel bei voller Beschleunigung. Der Fronttriebler ist mit der Leistung vollends überfordert. Unter 50 km/h züngelt er bei vollem Leistungseinsatz mit der Vorderachse wie eine Natter. Das Lenkrad muss fest umklammert werden, um einen sauberen Strich zu fahren.

Das kann der Cup Edition besser. Zwar kämpfen auch hier die Vorderräder um Halt, aber das ist noch im Rahmen dessen, was man von solch einem Flitzer erwartet. Im Durchzug hat der Opel stets die Nase vorne. Grund ist nicht die höhere Leistung sondern das gut abgestufte Sechsganggetriebe. Der Polo muss mit fünf Gängen auskommen, was der Übersetzung nicht unbedingt zuträglich ist. Dabei glänzen weder Corsa noch Polo mit einem exakt schaltbaren Getriebe. Beim GTI hakt vor allem der Rückwärtsgang, beim OPC fast jeder.

Soundmachine

Der Klang beider Knalltüten unterfüttert den optischen Auftritt. Im Polo befindet sich ein Resonanzrohr hinter dem Handschuhfach, das künstlich generierten Motorsound in den Innenraum leitet. In Kombination mit dem Sound der Doppelendrohre, fängt das allerdings schnell an zu nerven. Besser im Corsa: Hier komponiert das dreieckige Megaendrohr eine dezenteres Klangbild.

Trotz der geballten Power kommt auf der Autobahn schnell die Ernüchterung. Zum einen, weil ein BMW 320 Diesel mit 177 PS stets an den beiden Kleinwagen dranhängt, zum anderen, weil unter zwölf Liter Verbrauch im konkreten Fall nichts geht. Mit Sparfuß schafft man eine achtkommahoch, wer den Ritt auf der Kanonenkugel bevorzugt, endet schnell bei irrsinnigen fünfzehnkommairgendwas, Superplus versteht sich. Direkteinspritzung, die den Konsum zügeln könnte, haben beide nicht an Bord.

Scharf gemacht

Die Fahrwerke der Kraftmeier kommen der Straßenlage eindeutig zugute. Dafür werden dann Querfugen und kleinere Unebenheiten hart durchgereicht, große Schäden nur mäßig bearbeitet. Wünschenswert wäre vor allem im Corsa ein dickerer Stabilisator an der Vorderachse. Der würde zum einen die Seitenneigung in Kurven reduzieren und zum anderen die Traktionsprobleme beim Rausbeschleunigen verringern und damit das Gesamtpaket stimmiger aussehen lassen. Weitgehend neutral durcheilen beide schnell gefahrene Kurven. Ein kurzer Zug am belederten Rund überzeugt die Fahrwerke, sanft mit dem Heck mitzulenken. Vorausgesetzt das serienmäßig vorhandene ESP ist deaktiviert. Stattlich ist allerdings das Leergewicht von immerhin 1.200 Kilogramm. Für Kleinwagen zu viel, für richtig sportliche erst recht.

Geringe Vorteile verbucht der Rüsselsheimer in der Disziplin Lenkung für sich. Sie agiert einen Tick präziser, zudem liegt das stark profilierte Volant besser in der Hand als das lediglich durch eine GTI-Spange und die Perforierung aufgemotzte Polo-Standard-Lederlenkrad. Ähnliches gilt für das Bremsgefühl. Obwohl der Cup Edition im Vergleich zum normalen GTI 24 Millimeter größere Bremsscheiben an der Vorderachse (314 Millimeter) besitzt, vermitteln die 308-Millimeter-Modelle des OPC den sportiveren Eindruck. Sie sind exakter dosierbar und bieten das bessere Pedalgefühl. Die VW-Anlage wirkt teigig. An der Leistungsfähigkeit gibt es nichts zu bemängeln. Rund 37 Meter Bremsweg sind gut.

Kleinwagen?

Dass Kleinwagen heutzutage nicht mehr klein sind, beweist der Corsa eindrucksvoll. Er grüßt ganz ungeniert die Viermeter-Marke, der Polo ist mit 3,92 Metern auch nicht weit von ihr entfernt. Bei 1,71 respektive 1,65 Meter Außenbreite ist im Innenraum für Platz gesorgt. Die beiden sportlichsten Versionen der Baureihe gibt es jeweils nur als Zweitürer. Das erschwert traditionell den Zustieg in den Fond. Im Corsa gibt es stets eine Sitzvorschiebehilfe, im Polo kostet diese 93 Euro extra. Aber, im Polo funktioniert sie wenigstens. Im Corsa rutscht der Sitz zwar problemlos vor, nicht aber in die Ausgangsposition zurück.

Grandiosen Seitenhalt bieten die Recaro-Sportschalensitze des Corsa. Das Gestühl im Polo bietet nur Karo, passt also hervorragend zum GTI-Stil und grundsätzlich zum Körper. Allerdings dürften sie im oberen Schulterbereich ein bisschen kontaktfreudiger sein. Jedoch findet man sowohl im Corsa als auch im Polo eine ideale Sitzposition. Mit verantwortlich sind die extrem weit verstellbaren Lenkräder.

Polo vor dem Wechsel

Dass der Polo kurz vor der Ablöse steht, zeigt sich im Interieur am deutlichsten. Altbacken, glanzlos und teilweise mit bescheidener Materialqualität versehen wirkt es wenig hochwertig. Anders im Corsa, hier glänzt Klavierlack und geschäumtes Material verströmt Upperclass-Charme. Dennoch ist die Bedienung im Polo intuitiver und die Übersichtlichkeit viel besser. Weniger Schalter und ein klare Gliederung erleichtern das Zurechtfinden. Zudem ist der Innenhimmel des Polo schwarz, wie es sich für einen „Sportwagen“ gehört und er verfügt über Angstgriffe an der Decke, die im Corsa gänzlich entfallen sind.

Dafür trumpft der OPC mit der besseren Grundausstattung und den netteren Extras auf. Eigentlich fehlt im Corsa nur der Tempomat und der Bordcomputer. Beides ist im 260 Euro teuren Technik-Paket enthalten. Eine Empfehlung ist das 400 Euro teure Kurvenlicht, das netterweise nicht an Xenonlicht gekoppelt ist. Xenon ist hier wie dort nämlich nicht lieferbar.

Im Polo Cup Edition sollten MP3-Radio mit acht Lautsprechern, Bordcomputer, Geschwindigkeitsregler und die Easy-Entry-Funktion hinzugefügt werden. Kostenpunkt: 1.063 Euro. Somit kommt der Polo GTI Cup Edition auf 24.263 Euro, der Corsa OPC auf 23.360.

Fazit

Unter sportlichen Aspekten gewinnt der Corsa OPC. Er sieht nicht nur „härter“ aus, er ist es auch. Lenkung, Fahrwerk und Bremsen agieren und reagieren direkter. Die Recaro-Sitze sind perfekt, das Platzangebot sehr gut. Negativ: die hakelige Schaltung und die Lenkeinflüsse beim Beschleunigen nerven, die Übersichtlichkeit ist bescheiden, der Alltagsnutzen eingeschränkt.

Der Polo Cup Edition ist fast einen Tausender teuerer als der neuere Corsa OPC. Pluspunkte sammelt der Wolfsburger bei der Übersichtlichkeit, mit seiner einfachen Bedienung und dem GTI-Flair. Allerdings merkt man ihm seine Jahre an und aufgrund seines artifiziell generierten Motorsounds ist er auf Dauer störend laut und macht ausschließlich bei betont sportlicher Fahrweise Spaß.

Unser Tipp: Opel Corsa GSI oder Polo GTI mit 150 PS wählen. Beide sind ziviler, dennoch schnell, vernichten weniger Sprit und sind als praktische Viertürer lieferbar. Mit ähnlicher Ausstattung spart man zudem knapp 3.000 Euro.

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